Nach Wout van Aerts Verzicht auf Mailand-Sanremo: Michele Bartoli übt scharfe Kritik

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 28 März 2025 um 10:35
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Während die Radsportwelt das spektakuläre Duell zwischen Mathieu van der Poel, Tadej Pogacar und Filippo Ganna bei Mailand-Sanremo bestaunte, fehlte ein Name, der in den letzten Jahren stets zu den großen Favoriten gehörte: Wout Van Aert. Der belgische Star, der das Rennen 2020 für sich entschied, ließ das erste Monument der Saison aus. Eine Entscheidung, die kontrovers diskutiert wurde – besonders angesichts des packenden Showdowns, der sich ohne ihn ereignete.

Statt in Sanremo an den Start zu gehen, konzentriert sich Van Aert voll auf die bevorstehenden Frühjahrsklassiker. Sein erster großer Test steht heute bei der E3 Saxo Bank Classic an, einem Rennen, das oft als Generalprobe für die Flandern-Rundfahrt gilt. Dort und bei Paris-Roubaix will der Belgier seine Saisonhighlights setzen. Doch gerade angesichts der aktuellen Dominanz von Van der Poel und Pogacar stellt sich die Frage: War es wirklich die richtige Entscheidung, Mailand-Sanremo auszulassen?

Der ehemalige Monument-Sieger Michele Bartoli äußerte sich in der Gazzetta dello Sport äußerst kritisch über Van Aerts Verzicht. „Abgesehen von Filippo Ganna ist Van Aert der Einzige, der die Dominanz von Van der Poel und Pogacar brechen kann“, erklärte Bartoli. Dennoch stellte er offen infrage, ob Van Aert seinen Saisonstart richtig geplant hat. „Wenn man etwas von ihm erwartet, liefert er es nicht. Ich verstehe nicht, warum er nicht an Mailand-Sanremo teilgenommen hat. Er sagt, er trainiert, aber das reicht nicht – er muss sich mit seinen Konkurrenten messen.“

Diese Kritik trifft einen wunden Punkt in Van Aerts Karriere. Trotz seiner beeindruckenden Vielseitigkeit und Beständigkeit fehlt ihm bislang der ganz große Klassiker-Triumph gegen die besten Fahrer der Welt. Während Van der Poel sich in Sanremo bereits ein weiteres Monument sicherte und Pogacar bei jedem Rennen als potenzieller Sieger gehandelt wird, scheint Van Aert noch auf seinen entscheidenden Durchbruch zu warten.

Während sich das belgische Ausnahmetalent nun auf die Kopfsteinpflaster-Klassiker vorbereitet, richtet sich der Blick der Experten auch auf Filippo Ganna. Der Italiener zeigte mit seinem zweiten Platz in Sanremo eine herausragende Leistung und könnte in wenigen Wochen bei Paris-Roubaix eine Schlüsselrolle spielen. Bartoli sieht ihn als ernsthaften Siegkandidaten, räumt jedoch ein: „Am Ende bleiben Van der Poel und vor allem Pogacar, falls er startet, die absoluten Top-Favoriten.“

Dass Pogacar selbst auf dem brutalen Terrain von Paris-Roubaix als Favorit gilt, spricht Bände über seine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Nach seiner rekordverdächtigen Attacke an der Cipressa in Sanremo, bei der er und Ganna eine Jahrzehnte alte Bestmarke brachen, bleibt der Slowene der Fahrer, der den Sport immer wieder neu definiert. Sollte er tatsächlich in Roubaix antreten, wäre er erneut der Mann, den es zu schlagen gilt.

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