In den letzten Jahren hat sich die Ernährung im Profiradsport grundlegend verändert – und das Schlagwort scheint „120 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde“ zu sein. Durch Experimente und die erfolgreiche Umsetzung neuer Ernährungsstrategien konnten Fahrer ihre Leistung erheblich steigern. Simon Yates, der den Giro d’Italia 2018 aufgrund von Erschöpfung verlor, spürt diesen Unterschied deutlich: Für ihn ist es eine völlig neue Welt.
„Der Sport ist heute viel gesünder. Ich genieße das Radfahren jetzt viel mehr als noch vor sieben oder acht Jahren. Bevor dieser Kohlenhydrat-Trend aufkam, war es genau das Gegenteil“, erklärte Yates gegenüber Velo. „Früher wurde Kohlenhydratzufuhr bewusst begrenzt – das war hart, nicht nur mental, sondern auch körperlich. Man war einfach ständig müde.“
Als erfahrener Kletterer und Etappenfahrer sieht Yates nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei seinen Konkurrenten große Veränderungen. Während Fahrer früher darum kämpften, konstant zu bleiben, ihr Gewicht zu kontrollieren und bestimmte Lebensmittel zu meiden, liegt der Fokus heute darauf, ausreichend Energie zuzuführen. „Ich erinnere mich, dass ich mich nach harten Etappen einfach nur ins Bett legen musste – völlig erschöpft. Heute spürt man die Belastung in den Beinen, aber keinen Mangel im Körper“, so Yates.
Früher war die Ernährung stark eingeschränkt: „Zum Frühstück gab es zwei Eier, und dann ging es fünf bis sechs Stunden mit Wasserflaschen auf die Straße“, erinnert sich Yates. „Heute starten wir mit einem Berg Reis in den Tag, nehmen 120 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde zu uns – das hat alles verändert.“ Diese Ernährungsumstellung gilt als einer der Hauptgründe für den Leistungssprung im modernen Radsport.
Vielleicht hätte Yates den Giro 2018 gewonnen, wenn er damals bereits seinen aktuellen Ernährungsplan gehabt hätte. In der letzten Rennwoche brach er am Colle delle Finestre völlig ein – ein dramatischer Einbruch, durch den er nicht nur das Maglia Rosa verlor, sondern am Ende nicht einmal in die Top 10 kam. Heute passiert so etwas kaum noch: „Niemand bekommt mehr einen Hungerast. Man sieht niemanden mehr komplett zusammenbrechen.“