Es bleiben weniger als drei Tage bis zum Ende des Kalenderjahres. Das bedeutet nur eines: Die Saison 2026 steht vor der Tür. Mit dem nahenden Auftakt kennen die meisten Stars bereits ihr Hauptprogramm, etwa Tadej Pogacar oder Remco Evenepoel. Doch nicht alle haben ihre Pläne verkündet. Bei Visma ist der Fahrplan von
Jonas Vingegaard noch nicht offiziell.
Jonas Vingegaard 2026: Giro-Debüt, Tour-Fokus und WM-Option
Das Team Visma - Lease a Bike gehört zu den wenigen WorldTour-Mannschaften, die die Rennprogramme ihrer Aushängeschilder noch nicht veröffentlicht haben. Unklar ist auch, wie Wout van Aert, Simon Yates, Matteo Jorgenson oder der Top-Neuzugang Davide Piganzoli disponieren. Fest steht: Nichts wird so viel Wirbel auslösen wie Vingegaards Terminkalender.
Nicht nur, weil er Jonas Vingegaard ist – der einzige Fahrer, der im letzten Jahrzehnt Tadej Pogacar bei der
Tour de France ernsthaft Paroli bieten und ihn zweimal schlagen konnte –, sondern auch, weil hartnäckig über ein Debüt beim Giro d’Italia spekuliert wird. Wochenlang kursierten Gerüchte über eine Corsa Rosa mit viel Berg und wenig Zeitfahren.
Obwohl fast alle Beobachter Vingegaard beim Giro sehen, hat Visma - Lease a Bike deutlich gemacht – ohne zu bestätigen oder zu dementieren –, dass das Haupt- und fast ausschließliche Ziel die Tour de France bleibt. Angesichts des geringen Abstands zwischen beiden Grand Tours bleibt die Frage offen, bis etwas offiziell ist.
Deshalb wagen wir von CiclismoAlDía eine realistische Prognose zum möglichen Rennprogramm von Jonas Vingegaard in der Saison 2026. Fix ist die Tour de France im Plan des niederländischen Topteams. Die zentrale Frage: Welche zweite Grand Tour wählt er, um sein Palmarès um einen weiteren Titel zu erweitern?
Jonas Vingegaard fährt die Tour de France 2026, sofern verletzungsfrei
Vuelta a España oder Giro d’Italia?
Die Logik sagt: Nach dem Sieg bei der Vuelta a España 2025 wäre die Titelverteidigung in der von Javier Guillén geführten Rundfahrt die naheliegende Option. Der Däne hätte gute Karten, seinen Triumph zu wiederholen. Zudem startet Tadej Pogacar auch 2026 nicht bei einem Rennen, das ihm noch fehlt.
Bestätigte Kandidaten sind bisher Joao Almeida, Enric Mas, Mattias Skjelmose, Felix Gall und Primoz Roglic. Letzterer wäre wohl der härteste Gegner, doch unter normalen Umständen ist Jonas Vingegaard allen überlegen.
Dennoch, in einer Ära, in der Visma - Lease a Bike zusehen muss, wie der große Rivale UAE Team Emirates XRG Rekorde bricht und Geschichte schreibt – als Kollektiv und dank Tadej Pogacar –, dürfte das niederländische Team 2026 früh ein Ausrufezeichen setzen wollen. Der erste Schlag könnte lauten: Vingegaard zum Giro d’Italia 2026.
Ich gehe davon aus, dass Visma so entscheidet: Jonas Vingegaard fährt das Doppel Giro d’Italia – Tour de France. Der Zeitpunkt ist günstig, vor allem weil Pogacar sehr gute Chancen hat, die Grande Boucle erneut zu gewinnen. Ein Titel 2026 würde den Slowenen bei fünf Gesamtsiegen einordnen – gleichauf mit den Rekordhaltern Merckx, Induráin, Anquetil und Hinault.
Wie lässt sich der mögliche Coup von Tadej Pogacar mit UAE Team Emirates XRG im Juli 2026 kontern oder zumindest relativieren? Mit einer Seltenheit des Profiradsports: einem Fahrer, der alle drei Grand Tours im Palmarès hat. Vingegaard fehlt dafür nur der Giro d’Italia.
Nur sieben Fahrer haben in der Geschichte Giro d’Italia, Tour de France und Vuelta a España gewonnen:
- Eddy Merckx: Giro d’Italia (5), Tour de France (5) und Vuelta a España (1).
- Jacques Anquetil: Giro d’Italia (2), Tour de France (5) und Vuelta a España (1).
- Bernard Hinault: Giro d’Italia (3), Tour de France (5) und Vuelta a España (2).
- Felice Gimondi: Giro d’Italia (3), Tour de France (1) und Vuelta a España (1).
- Alberto Contador: Giro d’Italia (2), Tour de France (2) und Vuelta a España (3).
- Vincenzo Nibali: Giro d’Italia (2), Tour de France (1) und Vuelta a España (1).
- Chris Froome: Giro d’Italia (1), Tour de France (4) und Vuelta a España (2).
Und Jonas Vingegaard hat bereits zwei Tours de France (2022 und 2023) sowie eine Vuelta a España (2025). Geht man also davon aus, dass der Däne sein lange erwartetes Debüt bei einem Giro d’Italia gibt, der ihm liegt (zumal ohne Tadej Pogacar), lässt sich sein Saisonplan recht klar skizzieren.
Der mögliche Rennkalender von Vingegaard… mit WM?
Aus den genannten Gründen dürfte Jonas Vingegaard 2026 klar auf Giro und Tour fokussieren. Das heißt: keine Vuelta a España und auch keine Frühjahrsklassiker der Monumente. Nach seinem Debüt bei den Europameisterschaften 2025 im Nationaltrikot könnte jedoch ein Start bei der WM ins Auge rücken.
2025 deutete vieles darauf hin, dass der Visma-Kapitän die WM in Kigali bestreiten würde, am Ende verzichtete er auf die Reise nach Afrika. 2026, mit einem regenbogenwürdigen Parcours für Kletterer in Kanada – identisch mit dem Kurs des GP de Montréal, einer WorldTour-Klassikerstrecke –, könnte das Weltmeisterschaftsrennen die Krönung sein.
Nun zur Prognose. Vingegaards Kalender für die Saison 2026 könnte wie folgt aussehen:
- Volta ao Algarve 2026
- Tirreno Adriático 2026
- Volta a Catalunya 2026
- Giro d’Italia 2026
- Tour de France 2026
- Mondial de Montréal 2026
- Il Lombardia 2026
Wie Tadej Pogacar 2024 beim identischen Doppel dürfte Jonas Vingegaard zwischen Giro d’Italia und Tour de France kein Rennen bestreiten und direkt mit der Etappenrennen-Basis in die Grande Boucle gehen.
Nach der TDF und ohne Vuelta a España würde Vingegaard die Saison bei Il Lombardia beschließen – dem Monument, das ihm am besten liegt und ihm zusätzliche Sicherheit für künftige Eintagesauftritte geben kann.