Tiesj Benoot kennt das Leben als Radprofi – und damit auch den Umgang mit Kritik. Als Fahrer eines der bekanntesten Teams der Welt erfährt er online nicht nur Lob. Doch mit der Erfahrung kommt die Gelassenheit, und der Belgier lässt sich von anonymen Hatern nicht mehr beeindrucken. Besonders für junge Fahrer sieht er jedoch eine zunehmende Herausforderung im Umgang mit sozialen Medien.
"Jeder gibt heutzutage ungefiltert seine Meinung ab, oft auf eine viel härtere Weise, als er es jemals persönlich wagen würde", erklärt Benoot gegenüber Het Laatste Nieuws. "Als ich vor elf Jahren Profi wurde, war Twitter noch anders. Da waren noch nicht alle Idioten dabei, haha." Ihn selbst stören die Kommentare kaum, doch manchmal kommt es zu absurden Situationen.
Er erzählt von einem Vorfall nach Strade Bianche, als er ein Trainingsvideo mit Wout Van Aert auf Teneriffa teilte. "Jemand kommentierte: 'Es gab ein kleines Rennen in Italien, aber du kannst gerne deine EPO-Behandlung fortsetzen.'" Es war nicht das erste Mal, dass er mit diesem Nutzer aneinandergeriet. Ein anderes Mal machte sich derselbe Kommentator über seine Ohren lustig, als das Team beim Omloop mit Zeitfahrhelmen trainierte. Benoot nahm es mit Humor: "Soll ich sie mir an den Kopf kleben lassen?"
Dennoch sieht er die Gefahr für junge Fahrer. "Ich bin abgehärtet, aber wenn jemand wie Cian Uijtdebroeks, der offen über gesundheitliche Probleme gesprochen hat, solche Dinge liest, ist das sicher schwieriger. Auch Remco Evenepoel hatte seine Probleme damit und hat erst mit der Zeit gelernt, damit umzugehen."
Zum anonymen Twitter-Account Mou, der mit gewagten Pogacar-Prognosen Aufmerksamkeit erregt, hat er eine differenzierte Meinung. "Ich finde ihn unterhaltsam, und er hat letztes Jahr vor der Tour einige richtige Vorhersagen getroffen. Aber die Anonymität stört mich. Es ist zu einfach, sich zu verstecken – wenn man falsch liegt, gibt es keine Konsequenzen."