Belgien gilt als Geburtsort vieler der größten Radsportler aller Zeiten. Auch heute bringt das Land noch Ausnahmetalente hervor – doch an die goldene Ära des 20. Jahrhunderts reicht es nicht mehr heran. Die tiefe Radsporttradition, eine starke Medienlandschaft und hohe Erwartungen setzen die belgischen Profis unter enormen Druck.
Wout van Aert spürt das besonders vor
Paris-Roubaix.
"Ich kann dem nicht entkommen. Nach einer Niederlage stecke ich oft tagelang fest – vor allem nach Eintagesrennen", sagte van Aert in einem Interview mit Het Laatste Nieuws.
Anders ist das bei dreiwöchigen Rundfahrten. "Deshalb bin ich bei Grand Tours oft besser. Man hat mir schon geraten, keine Zeitungen zu lesen – aber egal, wo ich bin, ob beim Bäcker oder bei Freunden, jeder spricht darüber."
Der Visma–Lease a Bike-Profi lebt und fährt in Belgien – im ständigen Vergleich mit Mathieu van der Poel. Zu Beginn ihrer Karrieren hatte van Aert oft die Nase vorn. Doch inzwischen ist der Niederländer seinem Rivalen sowohl auf der Straße als auch im Cross deutlich enteilt.
Trotz vieler Verletzungen und Rückschläge wird van Aert kaum Spielraum für Fehler zugestanden. Siege von Ausnahmekönnern wie van der Poel oder Pogacar wirken beinahe selbstverständlich – und machen es anderen schwer, bei den Frühjahrsklassikern zu glänzen. Van Aerts eher ruhiger Saisonstart und eine angepasste Rennstrategie sorgten daher in Belgien für Kritik – besonders nach der Flandern-Rundfahrt.
"Je älter ich werde, desto besser komme ich damit klar", so van Aert. Doch er nennt ein klares Beispiel für den medialen Fokus: "Nach dem ersten Wochenende hieß es, ich sei schlecht gefahren – obwohl Sören Waerenskjold den Omloop fantastisch gewonnen hat. Am Montag stand darüber kaum etwas in der Zeitung."