Wout Van Aert zählt zu den prägendsten Fahrern seiner Generation. Siege, Titel, Prestige – der Belgier hat alles gewonnen. Alles, außer dem, was er sich am meisten wünscht: die großen Monumente des Frühlings. Ein einziger Klassiker-Sieg – Mailand-Sanremo 2020 – steht auf der Habenseite. 2025 will er endlich auch Flandern und Roubaix gewinnen. Nach dem verpassten Podium letzte Woche in Oudenaarde steigt der Druck nun gewaltig.
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Visma - Lease a Bike gibt man sich verhalten optimistisch. Doch nicht alle teilen diese Einschätzung. Ex-Profi und
Paris-Roubaix-Sieger
Philippe Gilbert zeigt sich bei Eurosport kritisch: „Ich verstehe nicht, warum man so zuversichtlich ist. Van Aert hat seit Monaten angekündigt, dass Flandern und Roubaix seine großen Ziele sind – aber sobald er wieder Rennen fuhr, war er weit von seiner Topform entfernt.“
Gilbert hinterfragt vor allem Van Aerts Rennplanung. Statt wie viele Konkurrenten bei Tirreno-Adriatico oder Paris-Nizza Rennhärte zu sammeln, verbrachte Van Aert viel Zeit im Höhentrainingslager. „Die letzten drei, vier Prozent, die ihm fehlen, kommen nur durch echte Rennbelastung. Vielleicht war die Vorbereitung einfach nicht ideal“, meint der Belgier. „Für Roubaix mag es reichen – aber für Flandern war es definitiv zu spät.“
Trotz aller Skepsis traut Gilbert Van Aert grundsätzlich zu, vorne mitzumischen. Doch die Frage bleibt: Kann er gegen van der Poel, Pogacar und Pedersen wirklich Akzente setzen? „Er wird da sein, sicher. Aber ich habe bisher nichts gesehen, was zeigt, dass er den anderen richtig wehtun kann“, analysiert Gilbert nüchtern. „Ich sehe keinen Solosieg à la Gent-Wevelgem oder Omloop.“
Der Erwartungsdruck ist enorm. Van Aert wird nicht jünger – und der Kalender kennt kein Pardon. „Wenn er am Sonntag scheitert, muss er wieder ein Jahr warten. Und das ist hart, wenn man weiß, wie sehr er von diesen Siegen träumt“, sagt Gilbert. „Mit seinem Talent und seinem Motor müsste er längst Flandern und Roubaix gewonnen haben.“ Roubaix wird zum Prüfstein – vielleicht sogar zum Wendepunkt.