"Es ist ein bellissimo Giro" – Mauro Gianetti schwärmt von Isaac del Toro, während Juan Ayuso ums Vertrauen kämpft

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 29 Mai 2025 um 12:45
ayuso
Für das UAE Team Emirates - XRG brachte die 17. Etappe des Giro d’Italia 2025 eine dringend benötigte Wende. Nachdem das Team tags zuvor an einem sportlichen Tiefpunkt stand, setzte Isaac Del Toro ein Ausrufezeichen: Der junge Mexikaner verteidigte nicht nur das Maglia Rosa, sondern gewann die Etappe mit einer couragierten, offensiven Leistung – ein Zeichen der Stärke und Reife.
Del Toro führt nun das Gesamtklassement mit 41 Sekunden Vorsprung auf Richard Carapaz und 51 Sekunden auf Simon Yates an. Zwei schwere Bergetappen stehen noch aus, doch der 21-Jährige hat sich als ernsthafter Anwärter auf den Gesamtsieg etabliert. Teamchef Mauro Gianetti zeigte sich gerührt: „Es ist ein bellissimo Giro. Was Isaac heute gezeigt hat, war außergewöhnlich. Er wächst jeden Tag – körperlich und mental.“
Ganz anders die Situation bei Juan Ayuso. Der Spanier galt vor dem Giro als Mitfavorit, doch nach seinem Einbruch auf der 16. Etappe fiel er weit zurück und erreichte das Ziel der 17. Etappe im Gruppetto. Mit fast 50 Minuten Rückstand ist er nur noch 26. der Gesamtwertung – ein schmerzhafter Rückschlag für den 22-Jährigen, der einst als logischer Nachfolger von Tadej Pogacar galt.
Gianetti stärkt ihm dennoch demonstrativ den Rücken: „Ayuso hat mich nicht enttäuscht. Er fühlt sich nicht zu 100 Prozent und kämpft mit der Erholung – das ist im Radsport keine Seltenheit. Wichtig ist jetzt, dass er beim Giro bleibt, sich einbringt und dem Team hilft – vielleicht sogar del Toro unterstützt.“
Gerüchte über interne Spannungen wies das Team entschieden zurück. Trotz der offensichtlichen Machtverschiebung innerhalb der Mannschaft herrscht nach außen hin Geschlossenheit. Gianetti bekräftigte zudem, dass Ayuso langfristig zum Team gehört: „Er ist bis 2028 bei uns unter Vertrag, und er will bleiben. Wir planen nicht, ihn abzugeben.“
Dass auch andere Favoriten wie Antonio Tiberi mit Rückschlägen kämpfen, führt Gianetti als Beleg für die Unberechenbarkeit des Sports an. „Der Radsport ist hart. Juan hat in der ersten Saisonhälfte viel gefahren und viel gewonnen – vielleicht zahlt er jetzt den Preis dafür.“
Im Kontrast zu Ayusos Krise steht del Toros kometenhafter Aufstieg. Nicht nur seine Beine, auch sein Auftreten beeindrucken das Team. „Er hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen – gegenüber dem Team, dem Rennen und den Fans. Und er hat gelernt, zu vertrauen: auf seine Kapitäne wie Rafa Majka und Adam Yates, auf seinen Sportdirektor, auf sich selbst.“
Trotz aller Euphorie mahnt Gianetti zur Vorsicht: „Wir nehmen jeden Tag, wie er kommt. Es stehen noch schwere Etappen bevor. Aber Isaacs Sieg heute gibt ihm – und uns – enorm viel Selbstvertrauen.“
Ob del Toro in Rom tatsächlich das Rosa Trikot tragen wird, bleibt offen. Doch eines steht fest: In einer Woche voller Höhen und Tiefen hat der Giro für das UAE Team Emirates - XRG ein neues Kapitel aufgeschlagen – mit einem neuen Helden im Zentrum.
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