Isaac del Toro hat sich auf der 17. Etappe des Giro d’Italia 2025 eindrucksvoll zurückgemeldet. Nach einem schwierigen Vortag fuhr der junge Mexikaner mit einer beherzten Attacke zum Etappensieg – seinem ersten bei dieser Rundfahrt. In einem packenden Finale setzte er sich auf den letzten Kilometern gegen Richard Carapaz durch und baute seinen Vorsprung im Gesamtklassement leicht aus.
Zuvor hatte sich eine rund 40-köpfige Ausreißergruppe gebildet, in der sich mit Lorenzo Fortunato, Romain Bardet und Pello Bilbao zahlreiche erfahrene Namen befanden. Der Vorsprung blieb allerdings überschaubar, da Polti – VisitMalta früh das Tempo verschärfte: Ohne Fahrer in der Gruppe und mit Brandon McNulty in Schlagdistanz zu Piganzoli war Druck angesagt.
Carapaz wagte einen frühen Vorstoß am Mortirolo. Zwar konnte ihm zunächst niemand folgen, doch in der Abfahrt schlossen die meisten Klassementfahrer – mit Ausnahme von Michael Storer und Antonio Tiberi – wieder auf. Del Toro wirkte angeschlagen, ließ sich aber nicht abschütteln.
Im Finale explodierte der 21-Jährige dann regelrecht. Mit einem explosiven Antritt setzte er sich entscheidend ab, nur Carapaz konnte kurz mithalten. Doch del Toro hielt das Tempo hoch und ließ dem Ecuadorianer keine Chance. Eine starke Leistung, die ihm nicht nur den Tagessieg einbrachte, sondern auch neue Moral im Kampf um das Rosa Trikot verlieh.
Pascal Michiels (RadsportAktuell)
Zwei Kilometer vor dem Ziel hatte Isaac del Toro nur einen Gedanken: die Etappe gewinnen und seine Familie hinter der Ziellinie in die Arme schließen. Genau das tat er. Hinter ihm konnte Romain Bardet nur ungläubig blicken – doch nicht schon wieder Zweiter? Richard Carapaz sorgte für zusätzliches Drama, indem er sich mit dem dritten Platz zufriedengab, während er bereits die Anstiege am Freitag und Samstag im Blick hatte.
Egal, wer am Ende den Gesamtsieg holt – Isaac del Toro hat seinen Namen bereits unauslöschlich in die Geschichte des Giro d’Italia 2025 eingraviert. Wie er durch die letzten Kurven fuhr – flüssig, furchtlos, fast wie Pogacar – ließ es so wirken, als wäre der Radsport in seiner DNA verankert.
Heute Nacht kann er ruhig schlafen – mit oder ohne seinem Fahrrad neben sich. Dieser Sieg wird seinen Kopf frei machen und ihn mit einer Leichtigkeit durch die letzten Tage tragen, die nur wenige andere genießen können.
Unabhängig davon, wie sich die Gesamtwertung entwickelt, hat er bereits etwas viel Größeres gewonnen: die Bewunderung der Fans während einer Rundfahrt, die sich zur spannendsten Grand Tour des Jahrzehnts entwickelt. Und mit dem Start der letzten Woche bleibt der Kampf um Rosa herrlich unvorhersehbar.
Wer braucht da noch die Tour de France, wenn der Giro solches Drama bietet? Vergesst den Juli – der Mai hat noch nie so gut ausgesehen.
Ivan Silva (CiclismoAtual)
Die Etappe war voller Dynamik. Carapaz bewies erneut seine Klasse an langen Anstiegen, während Del Toro auf technisch anspruchsvollen Passagen klar im Vorteil war. Die Entwicklung deutet darauf hin, dass Carapaz noch einmal angreifen wird – womöglich mit Erfolg.
Spannend war auch das Verhalten von Juan Ayuso: Er zeigte erneut wenig Bereitschaft, sich ins Teamgefüge einzufügen. Es ist schwer vorstellbar, dass sein körperlicher Zustand allein Grund für das schwache Abschneiden war. Ein möglicher Ausstieg rückt näher, vor allem nach dem Verlust von Jay Vine. Emirates steht vor einer schwierigen letzten Woche.
Ein besonderes Lob geht an Afonso Eulálio. Noch vergangene Saison in der dritten Liga, präsentierte er sich stark am Mortirolo, verpasste knapp die Ausreißergruppe und arbeitete später uneigennützig für sein Team – ein Zeichen seiner Entwicklung.
Juan López (CiclismoAlDía)
Del Toro hatte gestern keinen Einbruch, sondern einen realistischen Leistungstag für einen Grand-Tour-Debütanten. Heute nutzte er eine Etappe, die ihm besser lag, und setzte ein Zeichen. Er bleibt auf kurzen Anstiegen brandgefährlich – auf den kommenden Bergetappen wird es für ihn dennoch hart.
Der junge Mexikaner liefert konstant auf hohem Niveau. Dass er nun wieder ganz vorne mitmischt, zeigt seine mentale Stärke. Und er hat bewiesen: Er führt das UAE-Team nicht zufällig an, sondern verdient.
Víctor LF (CiclismoAlDía)
Del Toro hat eindrucksvoll zurückgeschlagen. Nach dem schweren Vortag zeigte er heute wieder seine Klasse. Er verteidigte sich am Mortirolo und griff im passenden Moment an. Carapaz bleibt gefährlich, aber del Toro beweist Kämpferherz.
Ayuso wirkt weiterhin isoliert – körperlich wie mental. Sein fehlendes Commitment gegenüber del Toro schadet UAE. Ohne Vine wird es noch schwerer. Ayuso muss sich entweder als Helfer positionieren oder sich auf einen Wechsel vorbereiten. In diesem Team bleibt für ihn kaum Luft nach oben.
Félix Serna (CyclingUpToDate)
Del Toros gestriger "schlechter Tag" war in Wahrheit ein realistischer Leistungswert für einen unerfahrenen Fahrer. Heute nutzte er das Terrain zu seinem Vorteil. Carapaz konnte ihm im Finale nicht folgen – ein verdienter Sieg.
Ich rechne damit, dass del Toro das Rosa Trikot in den kommenden Tagen verlieren könnte, aber ein Podium bleibt realistisch. Für einen 21-Jährigen ein außergewöhnliches Resultat. Ayuso hingegen enttäuscht weiterhin. Seine mangelnde Teamorientierung fällt auf. Wenn er bei UAE keine neue Rolle findet, ist ein Wechsel unausweichlich.
Q36.5 setzte auf Pidcock – ein Fehler. Heute wieder enttäuschend, und trotz guter Ausgangsposition konnte er nicht liefern. Ihm fehlt die Konstanz für eine Grand Tour. Das Team sollte ihn künftig auf Etappensiege ansetzen – das liegt ihm deutlich besser.
Ondřej Zhasil (CyclingUpToDate)
Del Toro hat heute deutlich gemacht, dass er noch nicht abgeschrieben ist. Seine Attacke war stark, sein Selbstvertrauen zurück. Fraglich bleibt, was sich Teams wie Polti oder Movistar von ihrer Jagd auf die Ausreißer versprachen – der Aufwand stand kaum im Verhältnis zur erwartbaren Ausbeute.
Ein bitterer Tag für Romain Bardet, der alles richtig machte und dennoch leer ausging. Aber die zentrale Botschaft dieser Etappe ist klar: Der Giro ist noch lange nicht entschieden.
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