Deutsche Paris-Roubaix-Entdeckung blickt zurück: „Ich hatte einige meiner schlimmsten Tage überhaupt“

Radsport
Dienstag, 30 Dezember 2025 um 10:00
jonasrutsch
Mit 67 Renntagen fiel die Saison von Jonas Rutsch nicht durch schiere Umfang auf, doch sie erzählte eine klare Geschichte. Früh im Jahr erlebte Rutsch einen seiner besten Tage auf dem Rad. Als er am Morgen von Paris-Roubaix in die Gruppe des Tages sprang, hätte er nur davon träumen können, nach rund fünf Stunden Fahrzeit als Sechster im Velodrom einzufahren. Mit frischer Motivation stürzte sich der Deutsche ins Training, doch er ahnte nicht, dass der Rest des Jahres alles andere als gnädig werden würde.
Rutsch war kein Neuling, als er im Juli zur Tour de France anreiste, auch wenn seine jüngste von zwei Teilnahmen bis ins Jahr 2022 zurückreichte. Die Radsportgötter sorgten jedoch dafür, dass der 27-Jährige seine dritte Grande Boucle nicht so schnell vergisst. Der erste Rückschlag kam auf Etappe 8. Rutsch ging gemeinsam mit Einer Rubio rund 20 Kilometer vor dem Ziel zu Boden. Während der Kolumbianer ohne sichtbare Probleme weiterfuhr, tat sich der Deutsche schwer, wieder in den Rhythmus zu finden, und rollte schließlich als Letzter ins Ziel, mehr als sechs Minuten Rückstand.
Als Kämpfer machte Rutsch weiter, nur um auf der 14. Etappe – einem der härtesten Tage des gesamten Rennens – von Magen-Darm-Problemen getroffen zu werden.
Zum Saisonabschluss wurde Rutsch erstmals in seiner Karriere für die World Championships in Kigali nominiert. Natürlich reiste er an. Doch die Ostafrika-Expedition geriet wegen massiver Magenprobleme zum Albtraum. Neben ungeplantem Gewichtsverlust machte das jede weitere Rennbelastung nahezu unerträglich. „2025 beinhaltete wirklich einige der schlimmsten Tage, die ich je auf dem Rad erlebt habe“, sagt Rutsch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Interview.

Nicht durchdrehen wegen der Fusion

Zur Mitte des Jahres 2025 verdichteten sich die Gerüchte zum Unvermeidlichen – dass Lotto und Intermarché - Wanty nicht als zwei getrennte WorldTour-Teams weitermachen würden. Das bedeutete, dass viel Personal – Fahrer und Betreuer – ihren Job verlieren könnten. Und obwohl Rutsch relativ früh überwiegend Planungssicherheit erhielt, spürte er die Unsicherheit wie alle anderen:
„Statt mir alle möglichen Szenarien auszumalen, habe ich mich nur darauf konzentriert, was tatsächlich passiert und was ich beeinflussen kann“, verriet Rutsch sein Rezept, in harten Zeiten klar zu bleiben.
Arnaud De Lie wird einer von Jonas Rutschs neuen Straßenkapitänen
Arnaud De Lie will be one of the Jonas Rutsch's new road captains
Am Ende ergab sich folgende Aufteilung: 19 der 30 Fahrer von Lotto-Intermarché kommen von Lotto (3 aus dem Development-Team), 10 von Intermarché - Wanty (2 aus dem Development-Team) und als einziger Neuzugang der Australier Matthew Fox, der seit August im Trainee-Programm von Lotto fährt.
„Es ist viel komplizierter als ein normaler Teamwechsel. Denn zwei bestehende Strukturen müssen gemeinsame Schnittmengen finden – alles ist doppelt vorhanden. Zusammen mit funktionierenden Abläufen kommen auch Probleme von beiden Seiten. Aber nach den ersten Teamlagern bin ich positiv überrascht von Atmosphäre und Spirit“, sagt Rutsch, dessen Vertrag mit dem neuen Team noch eine weitere Saison gilt.
Die Saison 2026 von Rutsch, diesmal in neuen alten Farben, startet früh, bereits im Januar mit dem Rennblock rund um den Tour Down Under. Anschließend geht es ins Höhentrainingslager als Vorbereitung auf den Hauptklassikerblock von Omloop Nieuwsblad bis Paris-Roubaix.
Und danach? Rutsch würde gerne „eine andere Grand Tour sehen“, da er bislang weder beim Giro noch bei La Vuelta gestartet ist. Die Tour steht nach den höllischen Erfahrungen von 2025 vorerst nicht ganz oben auf seiner Wunschliste.
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