„Wenn das Team ihm gesagt hat: ‚Du bist der Anführer‘ – dann ist sein Frust verständlich“ - Juan Ayuso reagiert auf Skjelmose-Kritik nach Transfer zu LIDL-Trek

Eine der größten Transfernachrichten dieses Winters ist zweifellos der Wechsel von Juan Ayuso zu Lidl-Trek – ein echter Coup für das amerikanische Team. Der 23-Jährige einigte sich mit dem UAE Team Emirates - XRG auf eine Vertragsauflösung und bringt enorme Qualität ins Aufgebot. Doch kaum war der Transfer bekannt, sorgte er bereits für Spannungen: Mattias Skjelmose, künftig Teamkollege von Ayuso, zeigte sich alles andere als begeistert. Der Spanier hat nun selbst auf die Diskussion reagiert.

Skjelmose erfuhr von der Verpflichtung über die Medien und äußerte sich im Interview mit TV2 deutlich: „Lidl-Trek hat mir gesagt, dass sie an mich glauben. Ich weiß nicht, was das mit der Ankunft von Ayuso zu tun hat. Sie haben mir schon vor ein paar Jahren gesagt, dass sie ein Team um mich herum aufbauen wollen. Aber ich glaube nicht, dass sie ihn als Domestike verpflichtet haben [...] Ich weiß nicht, wie das funktionieren wird. Wir haben die gleichen Ziele. Wenn er Schwierigkeiten hat, Tadej zu helfen, dann weiß ich nicht, ob er mir helfen will, wenn es soweit ist.“

Für den Dänen kam die Nachricht überraschend. Er verfolgt klare Ambitionen und hofft, im kommenden Jahr beim Giro d’Italia die alleinige Kapitänsrolle einzunehmen. Statt mit Jonathan Milan und Mads Pedersen an seiner Seite zu starten – Giulio Ciccone hat seine Grand-Tour-Ziele wohl aufgegeben – bekommt Skjelmose nun mit Ayuso einen gleichwertigen Fahrer für dreiwöchige Rennen an die Seite gestellt. Das könnte seine Chancen auf eine uneingeschränkte Führungsrolle bei den Grand Tours erheblich schmälern.

Der frühere Profi Michael Rasmussen zeigte wenig Verständnis für die Aussagen des Dänen: „Es besteht kein Zweifel, dass Ayuso mehr Starqualität hat als Mattias Skjelmose. Er hat bereits ein stärkeres Palmarès und ist zwei Jahre jünger. Ayuso ist ein weitaus wahrscheinlicherer Anwärter auf das Tour-de-France-Podium, als es Skjelmose jemals sein wird.“

Im Gespräch mit Feltet reagierte Ayuso auf die Kritik: „Ich kann seine Reaktion zum Teil verstehen. Wenn das Team ihm gesagt hat: ‚Du bist der Anführer‘, dann ist es natürlich, dass er Frust verspürt. Aber es ist normal, dass ein Spitzenteam immer wieder starke Fahrer holt.“

In der Szene sehen viele den Transfer als logischen Schritt. Topteams verfügen inzwischen über mehrere Grand-Tour-Kapitäne – ein Trend, dem auch Lidl-Trek folgt. Das Team kämpfte in dieser Saison mit Visma - Lease a Bike um den zweiten Platz in der UCI-Punktewertung und hat die finanziellen Mittel, um Fahrer vom Format Ayusos zu verpflichten.

Ayuso glaubt, dass beide voneinander profitieren können: „Mit nur einem einzigen Fahrer für die Gesamtwertung kann man nicht zu den Besten gehören. Schauen Sie sich UAE, Visma - Lease a Bike oder Red Bull - BORA - hansgrohe an – sie alle haben mehrere GC-Fahrer. Wenn man ein Superteam sein will, ist das der Weg nach vorne. Es ist die natürliche Entwicklung eines Teams, das an sein Projekt glaubt.“

Bei den letzten Europameisterschaften belegten Skjelmose und Ayuso die Plätze sechs und sieben, auch bei den Weltmeisterschaften lagen sie dicht beieinander. „Ich kenne Mattias nicht persönlich, nur aus den Rennen. Das ist immer etwas anderes. Wir werden sehen, wie es läuft, wenn wir Teamkollegen sind“, sagte Ayuso zum Abschluss.