„Vielleicht ist es jetzt einfach ein Sport für junge Männer“ – Geraint Thomas verabschiedet sich nach 14 Tour-Starts

Radsport
durch Nic Gayer
Montag, 28 Juli 2025 um 14:30
GeraintThomas
Paris stand ganz im Zeichen des Abschieds: Geraint Thomas, Tour-de-France-Sieger von 2018, hat am Sonntag seine letzte Etappe der Grande Boucle bestritten. Der 39-jährige Waliser zieht sich zum Ende der Saison aus dem Profi-Radsport zurück – und beendete seine 14. Tour mit einem Lächeln, einem ehrlichen Fazit und einer großen Portion Würde.
„Ich denke, die letzte Etappe fasst meine Tour ganz gut zusammen“, sagte Thomas im Gespräch mit TNT Sports. „Zersplittert, chaotisch, mit Regen – das spiegelte irgendwie auch meine Stimmung wider.“

Keine Beine für das Podium – aber ein klarer Blick aufs große Ganze

Die 2025er-Ausgabe der Tour war nicht einfach für Thomas. Früh war klar, dass er im Kampf um die Gesamtwertung keine Rolle spielen würde. Stattdessen versuchte er sich in Ausreißergruppen, attackierte mutig – aber der Etappensieg blieb aus. Noch bitterer: Carlos Rodríguez, der vermeintliche Kapitän von INEOS Grenadiers, musste nach mehreren Stürzen in der dritten Woche aufgeben.
Die Rettung der Team-Ehre übernahm Thymen Arensman, der als einziger Fahrer in diesem Jahr Etappen sowohl in den Pyrenäen als auch in den Alpen gewann – ein seltener und prestigeträchtiger Doppelschlag. Thomas hingegen konzentrierte sich darauf, sein letztes großes Rennen mit Stil zu beenden – und mit einem klaren Gefühl: Es ist Zeit.
„Ich bin super glücklich, dass es vorbei ist“, so Thomas. „Nicht nur wegen der körperlichen Belastung – auch weil sich der Sport verändert hat. Es ist hektischer geworden, fast wie ein Hühnerspiel im Peloton. Niemand will mehr nachgeben. Vielleicht ist es einfach ein Sport für junge Männer. Ich bin zu alt. Es ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören.“

Ein chaotischer Abschied – und doch voller Emotion

2007 nahm Thomas erstmals an der Tour teil – und hat seitdem das Peloton über fast zwei Jahrzehnte mitgeprägt. In Paris verabschiedete er sich auf regennassen Straßen, die er selbst als „die schlimmste letzte Etappe, die ich je gefahren bin“ bezeichnete – nur um sie im gleichen Atemzug als „die beste letzte Runde meines Lebens“ einzuordnen.
In Montmartre wurde der Brite von Tausenden gefeiert, als er gemeinsam mit Toms Skujins den letzten Anstieg bewältigte. „Er hat mich vorne fahren lassen, hat die Menge angeheizt – es war etwas ganz Besonderes“, sagte Thomas sichtlich bewegt. „Auch wenn die Strecke furchtbar war, war es ein würdiger Abschluss: in einer kleinen Gruppe, nicht im Peloton, ruhig, fast intim.“
Mit Geraint Thomas verabschiedet sich nicht nur ein Tour-Sieger, sondern ein Routinier mit Charakter – jemand, der den Sport nicht nur verstanden, sondern geprägt hat. Sein Abgang war leise, ehrlich und voller Klasse – ganz so, wie er selbst über all die Jahre im Peloton gefahren ist.
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