„Ein Burnout kann auch mir passieren“ – Tadej Pogacar spricht offen über Erschöpfung und seine Zukunft im Radsport

Radsport
durch Nic Gayer
Montag, 28 Juli 2025 um 12:45
TadejPogacar (4)
Tadej Pogacar hat in Paris seinen vierten Tour-de-France-Titel gefeiert – und dennoch einen nachdenklichen, fast erschöpften Eindruck hinterlassen. Die Belastung der vergangenen Wochen war dem Slowenen deutlich anzumerken. In der abschließenden Pressekonferenz sprach er ungewöhnlich offen über mentale Müdigkeit, mögliche Überforderung und den ständigen Druck auf Spitzensportler wie ihn.
„An diesem Punkt meiner Karriere kann ich aufhören, wenn mir das passiert. Nein, im Ernst: Burnout ist ein häufiges Phänomen in vielen Sportarten – geistig wie körperlich“, sagte Pogacar. „Als Radsportler trainiert man viel, manchmal vielleicht zu obsessiv.“

Ein Triumph mit einem bitteren Beigeschmack

Die Tour de France 2025 war für Pogacar die wohl härteste seiner bisherigen Laufbahn. Nur ein einziger Tag – die achte Etappe – ließ Raum zum Durchatmen. Ansonsten prägten explosive Kämpfe in den Hügeln, harte Wetterbedingungen und ständige Anspannung das Rennen. Die sonst so spielerische Leichtigkeit, mit der Pogacar oft fuhr, war diesmal nur selten zu sehen.
Schon im Vorfeld hatte der Slowene ein intensives Programm zu bewältigen: Sponsorenverpflichtungen, spezifische Höhentrainingslager, rigorose Diätpläne. Eine Dauerbelastung, die auch auf die mentale Substanz schlägt. Auch Weltmeister Remco Evenepoel berichtete offen, dass er müde in die Tour gestartet sei – und warnte vor dem Kreislauf, in dem sich viele Profis befinden: „Man fährt immer weiter, das Team erwartet es. Dann ist es Oktober, man macht Urlaub – und im Dezember beginnt alles von vorn. Burnout kann auch mir passieren.“
Dass Pogacar in diesem Zustand trotzdem gewinnen konnte, zeugt von seiner außergewöhnlichen Klasse – und von der Härte dieses Sports. Eine Teilnahme an der Vuelta a España ist unter diesen Vorzeichen unwahrscheinlich. Stattdessen kündigte der Slowene eine dringend benötigte Pause an: „Ich werde mich jetzt erholen und dann auf die nächste Etappe vorbereiten.“

Paris–Roubaix: Das neue große Ziel

Trotz der Erschöpfung hat Pogacar die kommenden Monate bereits im Blick – allerdings mit einem klaren Fokuswechsel. In einem Interview mit L'Équipe sprach er von jenem Rennen, das ihn dieses Frühjahr besonders begeistert hat: Paris–Roubaix.
„Dieses Rennen ist verrückt“, sagte Pogacar, der bei seinem Debüt in diesem Jahr sensationell Zweiter wurde. „Ich habe noch ein paar Ziele für die Saison, aber nicht viele Rennen mehr. Danach gönne ich mir Ruhe – und dann will ich zurückkommen. Ich will Paris–Roubaix gewinnen.“
Auch zu seinem langjährigen Rivalen Jonas Vingegaard äußerte sich Pogacar versöhnlich: „Ich denke, Jonas hat sich ein bisschen mehr geöffnet. Beim Critérium du Dauphiné haben wir uns sogar unterhalten. Ich halte ihn für einen tollen Kerl – und es macht mir Spaß, gegen ihn anzutreten.“
Der Slowene bleibt also ehrgeizig. Doch vielleicht fährt er künftig mit einem neuen Maß an Achtsamkeit – sich selbst gegenüber.
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