Die Tour of Holland kehrte am Samstag mit der vierten Etappe auf die Straße zurück – und der Tag gehörte einem Lokalhelden: Tim de Jong. Der 25-jährige Fahrer des niederländischen Continental-Teams VolkerWessels sorgte in einem selektiven Finale für eine kleine Sensation, als er sich gegen deutlich prominentere Konkurrenten durchsetzte und seinen ersten Profisieg feierte. Für De Jong, der 2026 voraussichtlich zum
Team Picnic PostNL wechseln wird, war es ein Moment zwischen Erleichterung, Staunen und purer Freude.
„Ich dachte: Noch zwei Etappen, dann bin ich frei“, lachte De Jong nach dem Rennen im Gespräch mit In de Leiderstrui. „Ich wusste, dass sie kommen würden, und als sie mich eingeholt hatten, war klar: Jetzt müssen sie fahren. Ich konnte einfach mitgehen. Kubis hat auf dem Kopfsteinpflaster attackiert, aber ich konnte dranbleiben. Da wusste ich, dass die Beine gut sind – und dann bin ich Vollgas bis ins Ziel. Zum Glück konnte mich niemand mehr überholen.“
Im Sprint einer kleinen Spitzengruppe setzte sich De Jong schließlich gegen
Christophe Laporte und Lukas Kubis durch – und erzielte damit den bisher größten Erfolg seiner Karriere. „Ich habe ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich gewinnen kann“, gestand er. „Ich wollte einfach in die Top 3 kommen. Aber zu gewinnen, ist natürlich etwas ganz anderes.“ Noch schöner machte den Triumph die Kulisse: ein Heimsieg in den Niederlanden, im Beisein seiner Familie. „Es ist etwas ganz Besonderes, hier in meinem Land ein Profirennen zu gewinnen“, sagte De Jong stolz.
Nach vier Etappen belegt der Niederländer Rang sieben in der Gesamtwertung, 90 Sekunden hinter dem führenden Laporte. Für VolkerWessels ist sein Sieg ein weiteres Ausrufezeichen in einer ohnehin starken Saison – und für De Jong ein klares Signal, dass er bereit für den nächsten Karriereschritt ist. Über den kolportierten Wechsel zu Picnic PostNL wollte er sich jedoch nicht konkret äußern: „Ich hoffe es, aber ich sage dazu nichts“, meinte er mit einem verschmitzten Lächeln.
Trotz seines sportlichen Aufstiegs ist De Jongs Alltag noch immer bodenständig. Wenn er nicht trainiert oder Rennen fährt, arbeitet er in einem Fahrradgeschäft in Middelburg. „Ich bin ein paar Tage pro Woche bei VeloSport im Laden. Dort bekomme ich volle Unterstützung, und sie freuen sich, dass ich auf diesem Niveau fahre“, erklärte er. „Ich habe bei Picnic PostNL schon viel gelernt und tolle Erfahrungen gesammelt – darum bin ich froh, dass ich diese Phase so beenden kann.“
Sein Siegesrezept war ebenso pragmatisch wie sein Lebensstil. „Es war schon etwas Besonderes, ja. Als sie mich eingeholt hatten, habe ich einfach aufgehört zu fahren – ich war nur für diese Etappe hier“, scherzte De Jong. „Wäre ich weitergefahren, hätte mein Teamchef mich wohl angeschrien.“ Und wie feiert man einen solchen Moment? „Nach dem Tee gibt’s heute Abend wahrscheinlich ein Bier – oder ein Glas Rotwein.“