Toms Skujins mag nicht in einem Atemzug mit Tadej Pogacar oder Remco Evenepoel genannt werden – doch seine Konstanz bei den größten Meisterschaften ist bemerkenswert. Seit seinem fünften Platz bei den Olympischen Spielen in Paris sammelt der Lette Spitzenresultate: Vierter und Fünfter bei den letzten beiden Weltmeisterschaften, nun erneut Rang fünf bei den Europameisterschaften in der Ardèche. Damit ließ er sogar seine Lidl-Trek-Teamkollegen Juan Ayuso und
Mattias Skjelmose hinter sich.
„Wieder einmal habe ich das Maximum herausgeholt – darüber bin ich glücklich. Das Team hat einen super Job gemacht, das ist immer eine Freude. Ich bin zufrieden – ich habe keine Kraft mehr in den Beinen, also ist alles so, wie es sein soll“, sagte Skujins gegenüber dem lettischen Radsportverband.
Die anspruchsvolle Strecke forderte alles von den Fahrern. „Der Kurs war hart, wie immer auf diesem Niveau. Am letzten langen Anstieg haben sich die sechs stärksten Fahrer abgesetzt – und da konnte ich einfach nicht mehr mithalten“, gab Skujins ehrlich zu.
Statt zu resignieren, kämpfte der 34-Jährige weiter. „Ab da war mein Ziel, bei der nächsten Gruppe zu bleiben und um die bestmögliche Platzierung zu fahren. Ich wusste, dass noch 70 bis 80 Kilometer zu gehen waren und vielleicht jemand vorne einbrechen würde. Einer tat es tatsächlich – etwa 15 Kilometer vor dem Ziel konnte ich ihn einholen und überholen. Die Medaillengewinner sind leider nicht eingebrochen – aber so ist das in diesem Jahr.“
Angriffslust in der Verfolgergruppe
Hinter den Ausreißern formierte sich eine starke Verfolgergruppe, aus der Skujins in der Schlussrunde gemeinsam mit Teamkollege Mattias Skjelmose attackierte. „Es ist immer schön, wenn man jemanden Vertrauten an seiner Seite hat – jemanden, mit dem man reden und sich absprechen kann. Wir wussten, dass wir vielleicht noch um die Medaillen kämpfen könnten, falls die Spitze zögern würde. Leider ist nur einer von ihnen eingebrochen, den ich dann überholen konnte“, erzählte der Lette.
Geschwächtes Team, starker Auftritt
Die lettische Nationalmannschaft musste ohne ihren zweiten Bergspezialisten Krists Neilands antreten. Dadurch lag mehr Verantwortung auf den Sprintern Emils Liepins und Kristians Belohvosciks, die beide das Tempo mitbestimmten, bevor sie zur Rennhälfte ausstiegen.
„Der Start war brutal – direkt in einen Anstieg hinein. Die Jungs kämpften um die Ausreißergruppe, und der Kampf war wirklich intensiv. Ich bin froh, dass Kristians es geschafft hat, sich abzusetzen. In der zweiten Runde brachte er Emils und mich in eine gute Position. Alles lief super – die Jungs haben ihren Job gemacht, Hut ab vor ihnen“, lobte Skujins seine Teamkollegen.
Nur 17 Fahrer erreichten am Ende das Ziel. Unter ihnen erneut Skujins – auf dem gewohnten fünften Rang. Genau wie bei den Weltmeisterschaften in Ruanda, wo ihn Skjelmose geschlagen hatte. Diesmal war das Verhältnis umgekehrt: der Däne wurde Siebter.
Ein Muster der Konstanz
„Die beiden fünften Plätze sind ziemlich ähnlich“, sagte Skujins mit einem Lächeln. „Bei den Weltmeisterschaften waren auch alle Europäer vor mir – also eigentlich das Gleiche, nur ein paar andere Namen auf den Plätzen drei und vier.“
Auch wenn er erneut knapp an den Medaillen vorbeifuhr, unterstreicht Skujins’ Bilanz einmal mehr seine außergewöhnliche Fähigkeit, sich bei den härtesten Rennen der Saison stets in den Top Ten zu behaupten. Für einen Fahrer, der selten im Rampenlicht steht, ist das längst mehr als nur Beständigkeit – es ist die Definition von Verlässlichkeit auf höchstem Niveau.