Jonas Vingegaard plant Japan-Reise mit Familie – und kündigt Giro-Debüt 2026 an: „Es wäre schön, Familie und Rennen zu verbinden“

Radsport
Dienstag, 07 Oktober 2025 um 16:20
Vingegaard
Nach seinem enttäuschenden Europameisterschafts-Debüt im dänischen Trikot richtet Jonas Vingegaard den Blick bereits nach vorn – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Während Dauerrivale Tadej Pogacar mit einem weiteren dominanten Solosieg glänzte, musste der Däne früh abreißen lassen. Mehr als 100 Kilometer vor dem Ziel fiel er zurück – lange bevor das Rennen in seine heiße Phase ging.
Doch statt über die Enttäuschung zu sprechen, plant der zweifache Tour-de-France-Sieger seinen nächsten Schritt: eine Reise nach Japan. Nicht nur, um dort zu fahren, sondern um seine seltene Chance zu nutzen, Radsport und Familie zu verbinden. „Japan ist ein fantastisches Land, und es wird etwas ganz Besonderes sein, zu erleben, wie es dort ist – und hoffentlich mehr als nur Tokio“, sagte Vingegaard gegenüber Feltet.dk. Anfang November startet er beim Saitama Criterium, begleitet von seiner Frau Trine und den beiden Kindern Frida und Hugo.

Zwischen Karriere und Familie

Für den 28-Jährigen ist die gemeinsame Reise eine willkommene Abwechslung. Immer wieder hat Vingegaard offen über die emotionale und mentale Belastung gesprochen, die lange Trennungen von seiner Familie mit sich bringen. „Es wäre schön, wenn man beides verbinden könnte – damit man nicht drei Wochen am Stück getrennt ist. Das ist sehr altmodisch“, erklärte er bereits während der Vuelta a España gegenüber TV2, bei der er im September den Gesamtsieg holte.
Diese Worte spiegeln die Spannungen wider, die im Sommer öffentlich wurden. Seine Frau Trine Marie Vingegaard Hansen hatte das Team Visma | Lease a Bike dafür kritisiert, „die Zitrone zu hart zu pressen“ – eine dänische Redewendung für Überforderung. Auch bei der diesjährigen Tour de France war die Familie deutlich seltener präsent. Zwischen Tour und Vuelta blieb Vingegaard schließlich lieber in Annecy, um zu regenerieren und Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen – ein klares Zeichen für sein wachsendes Bedürfnis nach Balance zwischen Sport und Privatleben.
Nach seinem schwachen Auftritt bei der Europameisterschaft, wo die dänischen Hoffnungen schnell auf Mattias Skjelmose übergingen, scheint Vingegaard diese Balance nun aktiv zu suchen – sportlich wie persönlich.

„Ich würde gerne den Giro fahren“

Sein nächstes Ziel steht zwar in Japan, doch der Blick geht längst weiter nach Italien. Vingegaard machte deutlich, dass der Giro d’Italia auf seiner Wunschliste steht – vielleicht schon 2026. „Ich habe schon während der Vuelta gesagt, dass ich ihn gerne fahren würde“, sagte er zu Feltet.dk. „Aber das liegt nicht nur an mir – es hängt auch davon ab, was das Team will.“
Der Däne ist bislang nie beim Giro gestartet, doch nach Siegen bei der Tour de France und der Vuelta a España fehlt ihm nur noch der italienische Baustein, um die „Grand-Tour-Trilogie“ zu vollenden. „Der Traum, alle drei zu gewinnen, ist natürlich etwas, worüber ich nachdenke“, gab er zu und lächelte. „Ich habe meine Wünsche, aber wir müssen gemeinsam entscheiden, was die Teamziele für die nächste Saison sind.“

Die Tour bleibt das Maß aller Dinge

Trotz aller Träume bleibt Vingegaard realistisch – und der Tour de France treu: „Ich denke, die Tour wird immer noch das große Ziel sein“, sagte er. „Das wird sie wahrscheinlich jedes Jahr bleiben, solange ich fahre und eine Chance habe, sie zu gewinnen.“
Diese Haltung spiegelt auch die ökonomische Realität wider. Die Tour bleibt der wertvollste Titel im Radsport, und es ist unwahrscheinlich, dass Visma | Lease a Bike den Fokus davon abwendet. Doch Vingegaards Wunsch nach mehr Ausgewogenheit könnte den Beginn einer neuen Phase markieren – einer, in der Familie und Ehrgeiz Hand in Hand gehen.
Ein Grand-Tour-Kalender mit Giro-Option. Ein Leben, das Raum für mehr als Rennen lässt. Und ein Champion, der gelernt hat, langsamer zu atmen – ohne langsamer zu fahren.
Bevor es so weit ist, steht der Neustart an: ein Familienausflug nach Japan, ein Kriterium in Saitama und ein dringend nötiger Tapetenwechsel nach den harten Kilometern der Europameisterschaften. „Ich will einfach das Beste daraus machen“, sagte Vingegaard. „Sowohl aus dem Rennen als auch aus der Erfahrung.“
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