Experte analysiert die Vuelta a España 2026 im Detail: „Eine der ungewöhnlichsten Strecken der Geschichte“

Radsport
Freitag, 26 Dezember 2025 um 20:56
Vingegaard, Almeida, Vuelta
Javier Ares, Radsportkommentator bei Eurosport, hat auf seinem YouTube-Kanal gesprochen über die Strecke der Vuelta a España 2026. Der erfahrene Journalist analysierte detailliert die Profile einer Rundfahrt, die erneut im Ausland startet und mit einer langen Abfolge von Etappen in Andalusien endet – mit einem spektakulären Finale an der Alhambra.

Start in Monaco

“Die Vuelta startet in Monaco, was nicht mehr überrascht, da sich die Rundfahrt an Starts im Ausland gewöhnt hat. Utrecht, Lissabon und nun Monaco sind Teil dieser internationalen Expansion, und solange Interesse und finanzielle Unterstützung da sind, sehe ich kein Problem. Die Vuelta wird vier Länder besuchen: Monaco, Andorra, Frankreich und Spanien, was das internationale Profil schärft.”

Eine beispiellose Strecke mit mediterranem Profil

“Die Strecke gehört zu den ungewöhnlichsten in der Geschichte der Vuelta. Sie hat ein klar mediterranes Profil, verläuft über weite Teile der Küste und ihres Hinterlands und lässt Regionen aus, die sonst sehr präsent sind. Es wird eine riesige Vuelta, mit sehr wenigen Tagen ohne Relevanz für die Gesamtwertung, aber mit dem Paradox, dass sie nicht durch die großen klassischen Gebirge führt, insbesondere nicht durch Asturien.”

Abwesenheit von Asturien und lange Präsenz in Andalusien

Auffällig ist, dass trotz einer sehr anspruchsvollen Vuelta mit hoher Bergdichte ikonische Anstiege wie der Angliru oder die Lagos de Covadonga fehlen. Asturien, seit 2009 jährlich dabei, bleibt außen vor. Im Gegenzug spielt Andalusien eine sehr prominente Rolle mit zehn Etappen, Einstieg zur Rennhälfte und Präsenz bis zum Schluss. Er meint, das bergige Terrain in Andalusien werde die Sorge vor Hitze relativieren, während Wind ein entscheidender Faktor sein könnte.

Gesamturteil zur Strecke

Er sieht eine Strecke, die zum modernen Radsport passt: viele Bergankünfte, eine große Variantenvielfalt, 41 Kilometer Zeitfahren, Flachetappen, Fallen und heikle Tage. Er erkennt genügend Reize, um das Interesse hochzuhalten, und wartet zugleich auf die endgültige Startliste.

Offizielle Präsentation und Kontext des Ziels in Granada

Bei der offiziellen Präsentation waren Persönlichkeiten wie Fürst Albert, Froome, Sagan und Geraint Thomas ebenso wie führende Namen des spanischen Radsports anwesend. Er erklärt, dass das Finale in Andalusien darauf zurückgeht, dass das Rennen ursprünglich auf den Kanaren enden sollte, der Cabildo von Gran Canaria diese Option nach Problemen im Vorjahr jedoch verwarf. Danach fiel die Wahl auf Granada, auch wenn die Organisatoren grundsätzlich ein Finale in Madrid bevorzugen. Er erinnert an frühere Ziele außerhalb der Hauptstadt, etwa in Santiago.

Ziel in Granada und Ankunft an der Alhambra

Die Vuelta endet in Granada mit einem von ihm als apotheotisch beschriebenen Finale: Ziel an der Alhambra, vier Runden auf einem Stadtkurs und fünfmal ein letzter, ein Kilometer langer Anstieg durch die Stadtstraßen, in einer Gegend mit großer Radsportbegeisterung.

Rennstart: erste Schlüsselabschnitte

Die Rundfahrt beginnt in Monaco mit einem 9-Kilometer-Zeitfahren, das sofort Abstände schafft. Die zweite Etappe nach Manosque erscheint auf dem Papier nicht entscheidend, erhält jedoch historische Bedeutung durch den Sieg von José Luis Viejo bei der Tour. Die dritte Etappe endet in Font-Romeu, dem ersten Bergetag vor dem Eintritt nach Andorra.

Andorra-Etappe: kurz, aber entscheidend

Die Andorra-Etappe endet nicht mit einer großen Bergankunft, gilt ihm aber als eine der schönsten der Vuelta: nur 104 Kilometer lang, über Envalira, Beixalis, Ordino und La Comella bis Andorra la Vella. Er glaubt, dass bei noch kleinen Abständen bereits eine Hierarchie entstehen und Fahrer sehr früh Verantwortung übernehmen müssen.

Mittelmeerblock und erste große Bergankünfte

Etappe sechs endet in Castellón mit dem Bartolo, inklusive drei Kilometern Schotter weit vor dem Ziel. Etappe sieben führt nach Valdelinares, dem höchstgelegenen Dorf Spaniens, mit anspruchsvoller Bergankunft. Etappe neun endet auf der Aitana, mit rund 5.000 Höhenmetern – ein Schlüsseltag und sehr fordernd.

Sierra Nevada und Granada beschließen eine sehr andalusische Vuelta

Andalusien: Calar Alto, La Pandera und das Zeitfahren

Etappe zwölf endet am Calar Alto auf über 2.100 Metern, nachdem der Velefique 31 Kilometer vor dem Ziel passiert wird. Am zweiten Wochenende steht La Pandera an, mit 4.300 Höhenmetern. Etappe 18 ist ein 32-Kilometer-Zeitfahren zwischen dem Hafen und Jerez de la Frontera, eine lange Strecke mit markanten historischen Bezügen.

Entscheidende Schlussakte: Peñas Blancas und Sierra de Güéjar

Nach dem Zeitfahren folgt Peñas Blancas, verbunden mit der Erinnerung an Carapaz’ Sieg. Dann kommt die Königsetappe mit dem Collado del Alguacil, Rampen bis 21 Prozent, Anstieg bis 1.800 Meter und Verbindungen über Zayas und El Purche. Es wird der große Bergtag vor dem finalen Ziel in Granada.

Gesamthöhenmeter und Streckenstruktur

Die Vuelta überschreitet 58.000 Höhenmeter. Es gibt wenige Chancen für Sprinter und ein klares Übergewicht zugunsten der Kletterer. Er betont, dass nur selten extrem harte Etappen direkt hintereinander stehen – abgesehen vom Ende –, was er positiv bewertet, da es offensiveres Racing begünstigt und übermäßige Vorsicht vermeidet.

Bedeutung von Taktik und Rennhaltung

Er insistiert, dass weniger die Strecke als vielmehr Fahrer, sportliche Leiter und Strategien darüber entscheiden, wie das Rennen tatsächlich verläuft. Er erinnert daran, dass viele vermeintlich unauffällige Etappen große Schlachten liefern, während hochgehandelte Abschnitte bisweilen wenig hergeben.

Teilnahme: Unwägbarkeiten und bestätigte Namen

Die Teilnahme ist der andere zentrale Punkt. Roglic wird dabei sein und eine fünfte Vuelta anpeilen, was ein historischer Rekord wäre, auch wenn er nicht mehr unantastbar ist. Pogacars Anwesenheit ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, und hängt stark davon ab, wie er die Tour beendet. Vingegaard gilt als sehr unwahrscheinlich.

Weitere Anwärter und spanische Präsenz

Almeida wird UAE bei der Vuelta anführen. Enric Mas hat die Rundfahrt als Hauptziel. Weitere genannte Optionen sind Carlos Rodriguez, Mikel Landa, Juan Ayuso, Bernal und Carapaz. Ayuso gilt als unbekannte Größe, während Del Toro nicht dabei sein wird, da er die Tour de France fährt.

Ein offenes Szenario mit vielen Unbekannten

Ohne Pogacar oder Vingegaard wirkt das Rennen offener. Das Szenario ist sehr attraktiv, doch mit noch neun Monaten bis zum Start bleibt fast alles Spekulation – abgesehen von der bereits bekannten Strecke. Die Erwartungen hängen davon ab, wie sich die Saison entwickelt.
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