„Tradition hält diesen Sport zurück“ – Tadej Pogacars Vorschlag zur Neuordnung der großen Landesrundfahrten erhält Rückendeckung von Fahrergewerkschafts-Präsident Adam Hansen

Radsport
Samstag, 29 November 2025 um 16:30
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Tadej Pogačar hat mit seiner Forderung nach einem grundlegenden Umbau des Grand-Tour-Kalenders eine alte Debatte neu entfacht. Nun erhält er prominente Unterstützung von Adam Hansen, Präsident der Fahrergewerkschaft CPA, der die Idee in einem Beitrag auf X ausdrücklich begrüßt.
Der Slowene hatte vorgeschlagen, den Giro d’Italia und die Vuelta a España zeitlich zu tauschen – vor allem wegen der oft extremen Wetterbedingungen zu Beginn und Ende der Saison.

Pogačar: „Der Giro im Frühjahr, die Vuelta im Sommer – das wäre viel besser“

Während des Trainingslagers von UAE Team Emirates – XRG auf Gran Canaria erneuerte Pogačar seine schon mehrfach geäußerte Kritik am aktuellen Kalender.
„Ich sage immer, dass es viel besser wäre, wenn der Giro d’Italia und die Vuelta getauscht würden, wegen der Witterungsbedingungen und weil es mehr Fahrern eine Teilnahme ermöglichen würde“, sagte er laut AS.
Der viermalige Toursieger hat die Erfahrung eines Frühjahrs-Giros im Schnee ebenso gemacht wie die brutale Hitze einer späten Sommer-Vuelta. Für ihn ist klar: So, wie der Kalender heute konstruiert ist, nehmen Wetterextreme zu viel Einfluss.

Adam Hansen: „Tradition hält den Sport zurück“

Adam Hansen reagierte prompt und ungewöhnlich deutlich. Auf X schrieb der CPA-Chef:
„Das habe ich in den vergangenen Jahren während der PCC-Sitzungen und in verschiedenen anderen Meetings gesagt. Man hat mich ausgelacht, aber offensichtlich sind sie nie den Giro bei eisigem Regen und Schnee oder die Vuelta in brütender Hitze gefahren. Das ist das größte Problem im Radsport: Die Tradition hält den Sport zurück.“
Hansen greift damit ein Kernanliegen der Fahrervertretung auf: Extrembedingungen belasteten Fahrer und Teams zunehmend – und sollten nicht länger mit dem Argument „so war es schon immer“ legitimiert werden.

Ein Thema, das längst über fallende Schneeflocken und 40-Grad-Tage hinausgeht

Pogačars Kritik richtet sich nicht nur an den Giro selbst, sondern auch an die Herausforderung, Tour und Vuelta in einem Jahr sinnvoll zu kombinieren – etwas, das der Slowene 2026 in seinem Versuch, alle drei Grand Tours zu gewinnen, erneut spüren dürfte.
Bemerkenswert: Im selben AS-Interview nannte Pogačar Gran Canaria einen idealen Schauplatz für eine künftige Vuelta-Etappe, auch wenn die Insel 2026 nicht Teil der Route sein wird. Der Kontext ist klar: Die klimatischen Bedingungen auf dem spanischen Festland spitzen sich im Spätsommer weiter zu.

Kalenderreform: realistische Vision oder gut gemeinter Wunsch?

Dass sich nun sowohl einer der prägenden Fahrer der Gegenwart als auch der Präsident der Fahrergewerkschaft für einen Tausch von Giro und Vuelta aussprechen, verleiht der Diskussion neues Gewicht.
Kurzfristig ist eine Änderung unwahrscheinlich – die Planungen für 2026 sind längst abgeschlossen –, doch die Debatte selbst dürfte Fahrt aufnehmen.
In einer Phase, in der der Radsport seine Kalenderlogik, seine Wetterregularien und seine Sicherheitsstandards neu bewertet, könnte die Idee eines Grand-Tour-Tauschs mehr sein als ein provokanter Gedanke. Sie könnte zum Prüfstein dafür werden, wie flexibel die Traditionen des Sports tatsächlich sind.
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