„Er muss lernen, mehr aus dem Sattel zu fahren“ – Pozzovivo gibt Giulio Pellizzari entscheidende Tipps

Radsport
Donnerstag, 18 September 2025 um 8:00
GiulioPellizzari (2)
Giulio Pellizzari sorgte bei der letzten Vuelta a España für Aufsehen. Der Italiener wurde Sechster in der Gesamtwertung und feierte am Alto del Morredero seinen ersten Profisieg. Mit nur 21 Jahren bestätigte er damit sein großes Talent, das er bereits 2023 beim Giro d’Italia angedeutet hatte. Dort wurde er Zweiter der Bergwertung und verpasste nur knapp einen Etappensieg gegen Tadej Pogacar.
Ein Fahrer mit diesem Potenzial konnte nicht lange bei Bardiani bleiben. So schlug Red Bull – BORA – hansgrohe zu und band ihn bis 2027 an das Team. Pellizzari rechtfertigte das Vertrauen sofort. Er ist der jüngste Fahrer der Geschichte, der in einer Saison zwei Grand Tours in den Top 10 beendete. Damit übertraf er sogar die Karrierestarts von Felice Gimondi und Laurent Fignon.
Doch trotz dieser beeindruckenden Erfolge sieht Domenico Pozzovivo noch Entwicklungsmöglichkeiten. Besonders an den steilsten Rampen habe Pellizzari Schwächen. „Soweit ich mich erinnere, fährt Giulio immer im Sitzen. Bei bestimmten Steigungen ist es aber wichtig, auch im Stehen Druck zu machen“, erklärte der frühere Profi im Gespräch mit bici.pro. „Vingegaard oder auch Almeida wechseln ihre Position. Pellizzari garantiert im Sitzen zwar ein sehr hohes Niveau, aber er muss lernen, öfter aus dem Sattel zu gehen. Das könnte entscheidend für seine Karriere sein.“
Pozzovivo betonte, dass diese Technik entscheidende Vorteile bringen kann. Wer im Stehen fährt, entwickelt mehr Schwung und kann Tempowechsel besser setzen. „Wenn er mehr aus dem Sattel käme, hätte er mehr Dynamik. Nehmen wir Isaac Del Toro: Er ist Pellizzari vom Fahrstil sehr ähnlich – groß, viel sitzend unterwegs. Aber wenn der Mexikaner aufsteht, bringt er mehr Watt. Genau das macht den Unterschied.“
Pellizzari selbst hatte erklärt, dass sein Gewicht von 66 Kilogramm bei einer Größe von 1,83 Metern extreme Steigungen erschwere. Pozzovivo sieht dennoch Lösungen – im Training wie auch beim Material. „Es gibt gezielte Kraftübungen im Fitnessstudio. Man kann aber auch an der Position auf dem Rad arbeiten, etwa an der Höhe des Lenkers oder der Hebel. Wichtig ist vor allem, sich bewusst zu zwingen, häufiger im Stehen zu fahren – besonders bei spezifischen Intervallen. Das war bei mir früher umgekehrt, ich war fast zu oft aus dem Sattel. Aber wer oben mitfahren will, muss sich daran gewöhnen, auch im Stehen hohe Watt zu treten.“
Abschließend erinnerte Pozzovivo daran, dass die Zeit der ultraleichten Kletterer vorbei ist. Auch schwerere Profis könnten im Stehen brillieren. „Den 50-Kilo-Grimpeur gibt es nicht mehr. Für diese Fahrer ist es ohnehin schwerer, lange auf den Beinen zu bleiben. Aber Jay Vine ist ein gutes Beispiel: Er wiegt deutlich mehr und kann trotzdem lange aus dem Sattel fahren.“
Pellizzari wird diese Hinweise schon bald umsetzen können. Zusammen mit Jay Vine gehört er zu den Fahrern, die am 28. September bei den Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda an den Start gehen werden.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading