„Tadej redet weniger, gewinnt aber mehr“ – Majka vergleicht Pogacar mit Contador und zieht Bilanz über seine Laufbahn

Radsport
Donnerstag, 18 September 2025 um 11:00
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Rafal Majka hat seine Laufbahn stets im Dienst der ganz Großen verbracht. Von Alberto Contador bei Saxo Bank über Peter Sagan in seiner BORA-Zeit bis hin zu Tadej Pogacar bei UAE Team Emirates – immer wieder war der Pole der Fahrer, dem man in entscheidenden Momenten vertraute. Nun, zum Ende seiner Profikarriere, die 2011 begann, zieht Majka Bilanz über die Jahre an der Seite von drei Ausnahmeathleten.
„Alle drei sind mental unglaublich stark“, erklärte Majka im Gespräch mit Bici.Pro. „Alberto konnte ankündigen, dass er den Giro, die Tour oder die Vuelta gewinnt – und hat es dann getan. Sagan konnte in Bestform alles gewinnen, drei WM-Titel in Serie sind nicht normal. Und dann ist da Tadej, der nicht viel redet, aber alles gewinnt. Pogacar spricht weniger, aber gewinnt mehr.“

Loyalität und Beständigkeit als Markenzeichen

In einer Zeit voller Teamwechsel sticht Majkas Konstanz heraus. Sechs Jahre fuhr er unter Bjarne Riis und Oleg Tinkov, vier bei BORA und zuletzt fünf bei UAE. Jede Station, so betont er, sei eine Mischung aus Vertrauen und dem richtigen Timing gewesen.
„Bei Saxo Bank hatte ich immer Rückhalt und wurde selbst Leader, konnte aber auch Contador unterstützen. Bei BORA war ich der einzige GC-Kapitän, was stressig war. Nach vier Jahren brauchte ich eine Veränderung. Dann kamen die VAE, und ich wusste, dass da ein junger Fahrer namens Pogacar war. Ich dachte, er gewinnt ein oder zwei Rennen – plötzlich war ich an der Seite eines Fahrers, der alles holt und zur Legende wird. Dieses Team ist wie eine Familie, das werde ich vermissen.“
Majka betont, dass die Rolle als Edelhelfer eine bewusste Entscheidung war. „Mit 30 habe ich erkannt, dass es besser ist, ein starker Domestike zu sein, als nur ein oder zwei Rennen im Jahr zu gewinnen. Ihm zu helfen bedeutet Stress, aber einen, den man gerne trägt – weil er wirklich alles gewinnen kann.“

Abschied nach 2025 – Familie statt Kilometer

Trotz Erfolgen in Österreich, Polen und jüngst mit Isaac Del Toro in der Toskana steht der Rücktritt fest: 2025 wird Majkas letzte Saison. „Ich habe noch immer die Motivation zu trainieren, aber die Entscheidung kam von meiner Familie. Ich möchte Zeit mit meinen Kindern verbringen. 24 Jahre war ich acht Monate im Jahr unterwegs. Sie sind jetzt fünf und neun – die Zeit vergeht zu schnell.“
Bei der Tour de Pologne erlebte Majka bereits einen rührenden Moment mit seiner Familie. Für den Polen ist klar: Das Kapitel Profiradsport neigt sich dem Ende zu.

Blick in die Zukunft – Del Toro und Ayuso

Der Giro d’Italia 2025 zeigte, wohin die Reise der UAE-Generation geht. Isaac Del Toro trug Rosa bis zum vorletzten Tag, bevor er ausstieg. Für Majka ein Zeichen: „Mit 21 Jahren fast den Giro zu gewinnen, ist unglaublich. Es fehlt noch etwas Erfahrung, aber er ist stark. Er wird eine Grand Tour holen.“
Auch für Juan Ayuso, der das Team nach der Saison verlässt, hat er einen Rat. „Mein Tipp? Vollgas. Trainiere hundert Prozent, gib alles. Er hat das Talent, überall erfolgreich zu sein.“

Leben nach dem Peloton

Majka weiß, dass er den Rhythmus des Rennzirkus vermissen wird. „Wenn man seit der Jugend immer das Gleiche macht, ist es unmöglich, das nicht zu tun. Aber ich möchte das Radfahren anders genießen – fahren ohne Wattzahlen, die Natur erleben, Kilometer mit einem anderen Gefühl.“
Ob er eines Tages als Sportdirektor zurückkehrt, lässt er offen. „Fragen Sie mich in vier Monaten wieder“, sagte er lächelnd. „Erst will ich mich richtig erholen. Danach reden wir über die Zukunft, denn diese Welt, die ich liebe, will ich nicht ganz verlassen.“
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