ANALYSE | Was sind die besten Giro-Momente der letzten Jahre? Mit Froome, Cavendish und Pogacar

Radsport
durch Nic Gayer
Mittwoch, 07 Mai 2025 um 17:00
Chris Froome/Geraint Thomas
Der Giro d’Italia hat in den letzten Jahren einige der dramatischsten, emotionalsten und ikonischsten Szenen des Radsports geschrieben. Von heldenhaften Soloattacken über bewegende Gesten der Freundschaft bis hin zu spektakulären Wendepunkten: Kaum ein Rennen fängt die Essenz des Radsports so intensiv ein wie die Italien-Rundfahrt. Hier werfen wir einen Blick zurück auf einige der eindrucksvollsten Momente der jüngeren Giro-Geschichte – mit Tadej Pogacar, Chris Froome, Primoz Roglic, Jai Hindley, Mark Cavendish und Egan Bernal in den Hauptrollen.

Pogacars Triumph auf der Königsetappe – 2024

Tadej Pogacar ließ 2024 keine Zweifel an seiner Ausnahmestellung. Bei seinem Giro-Debüt gewann der Slowene nicht nur die Gesamtwertung mit einem Vorsprung von fast zehn Minuten – er dominierte auch sechs Etappen. Der Höhepunkt: die 15. Etappe, die brutale „Königin-Bühne“ über 222 Kilometer und 5.751 Höhenmeter.
Der finale Anstieg, der Passo di Foscagno, wurde zum Schauplatz seines Meisterstücks. Pogacar setzte sich von der Gruppe der Favoriten ab, flog am letzten verbliebenen Ausreißer Nairo Quintana vorbei und siegte in Livigno mit 29 Sekunden Vorsprung. Dahinter: Georg Steinhauser auf Rang drei – über zweieinhalb Minuten zurück. Ein Etappensieg von solcher Wucht, dass er sich mühelos in die Annalen des Radsports einreiht.
Tadej Pogacar war beim Giro 2024 eine Klasse für sich
Tadej Pogacar war beim Giro 2024 eine Klasse für sich

Roglic gegen Thomas: Die späte Wende – 2023

Im Jahr zuvor entschied sich der Giro erst auf der Zielgeraden – im wahrsten Sinne des Wortes. Geraint Thomas führte vor dem entscheidenden Bergzeitfahren die Gesamtwertung an, doch Primoz Roglic schlug zurück. Trotz eines Kettenproblems am Anstieg fuhr er die Etappe in beeindruckender Manier und entriss Thomas die Maglia Rosa mit 14 Sekunden Vorsprung.
Für Roglic war es ein Akt der Wiedergutmachung. 2020 hatte er im Tour-Zeitfahren gegen Pogacar auf dramatische Weise verloren – diesmal war das Glück auf seiner Seite. Sein erster Giro-Sieg war perfekt. Ob 2025 ein zweiter folgen kann?

Thomas fährt für Cavendish – ein Akt der Kameradschaft

Einen Tag nach seiner bitteren Niederlage sorgte Thomas für Gänsehaut. Im Finale der letzten Etappe in Rom spannte er sich vor seinen Freund Mark Cavendish und ebnete ihm den Weg zu einem märchenhaften Abschiedssieg. „Plötzlich rief er: ‚Cav!‘ – und zog für mich den Sprint an“, erzählte Cavendish später. Der Brite gewann seine 17. Giro-Etappe – ein emotionales Ende einer großen Karriere.

Hindley bezwingt Carapaz – 2022

2022 schrieb Jai Hindley Geschichte: Als erster Australier gewann er den Giro. Im direkten Duell mit Richard Carapaz fiel die Entscheidung auf der 20. Etappe zur Marmolada. Hindley attackierte am letzten Anstieg, ließ Carapaz stehen und nahm ihm über 1:20 Minuten ab – genug, um das Rosa Trikot zu sichern. Nach seinem zweiten Platz 2020 war dies der endgültige Durchbruch.
2025 kehrt Hindley zurück – an der Seite von Teamkollege Primoz Roglic. Ein gefährliches Duo.

Bernal erobert Campo Felice – 2021

2021 feierte Egan Bernal beim Giro seine Rückkehr zur Topform. Auf der 9. Etappe zum Schotterfinale in Campo Felice zeigte der Kolumbianer eine furiose Leistung. Bei Regen und Schlamm jagte er die letzten Ausreißer und übernahm mit seinem Etappensieg die Gesamtführung. Ein kraftvoller Ritt auf einer Skipiste, die noch Wochen zuvor im Schnee lag – und das Fundament für seinen späteren Gesamtsieg.
Kann Bernal 2025 erneut glänzen?
Kann Bernal dieses Jahr den Kampf gegen Roglic aufnehmen?
Kann Bernal dieses Jahr den Kampf gegen Roglic aufnehmen?

Froome zündet den 80-Kilometer-Hammer – 2018

Unvergessen bleibt auch Chris Froome und sein Solo der Extraklasse. 2018, auf der 19. Etappe, griff der Brite 80 Kilometer vor dem Ziel an, um einen Rückstand von drei Minuten auf Simon Yates wettzumachen. Über den Colle delle Finestre setzte Froome zur Flucht an – und fuhr allen davon. Er gewann mit über drei Minuten Vorsprung und übernahm das Rosa Trikot.
Dieser Tag wurde zur Legende: Es war Froomes erster Giro-Sieg und machte ihn zum ersten Briten, der alle drei Grand Tours gewinnen konnte.

Das nächste Kapitel beginnt am 9. Mai

Ob Pogacar, Roglic, Ayuso oder vielleicht Bernal: Der Giro d’Italia 2025 verspricht wieder große Emotionen und neue Heldengeschichten. Auch Stars wie Wout van Aert, Mads Pedersen, Tom Pidcock und Mark Cavendish (noch einmal?) wollen Etappen schreiben. Verpassen sollten Sie dieses Spektakel auf keinen Fall.
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