Sam Bennett kehrt zum Giro d’Italia zurück – mit neuem Trainingsansatz und altbekannten Zielen

Radsport
durch Nic Gayer
Mittwoch, 07 Mai 2025 um 16:30
bennett
Dreimal stand Sam Bennett beim Giro d’Italia bereits ganz oben auf dem Podium – 2025 kehrt der irische Sprinter mit dem klaren Ziel zurück, sich ein weiteres Mal in die Siegerlisten einzutragen. In seiner zweiten Saison beim Decathlon AG2R La Mondiale Team will der 34-Jährige nicht nur unter Beweis stellen, dass er noch immer zu den besten Sprintern der Welt gehört – sondern auch, dass er seinen Trainingsansatz erfolgreich umgestellt hat.
„Ich fühle mich gut“, sagt Bennett im Gespräch mit IDL Pro Cycling. „Ich habe meine Trainingsmethode in den letzten zwei Monaten geändert, deshalb bin ich vor dem Giro noch ein wenig unsicher. Ich vertraue dem Prozess, aber ich habe auch etwas Angst vor dem Unbekannten. Ich bin es gewohnt, mich anders auf große Rundfahrten vorzubereiten.“ Statt wie bisher überwiegend auf reine Geschwindigkeit zu setzen, hat Bennett zuletzt vermehrt kürzere, intensivere Einheiten absolviert – eine deutliche Abkehr von seinem sonst bevorzugten „Old-School“-Ansatz mit vielen Stunden im Sattel.
Die bisherigen Ergebnisse scheinen ihm recht zu geben. 2025 hat er bereits vier Saisonsiege eingefahren. Besonders zufrieden war er mit seiner Leistung beim Etappensieg an der Loire: „Ehrlich gesagt habe ich die langen Trainingsausfahrten nicht vermisst. Bis jetzt läuft es richtig gut. Ich war sehr glücklich, als ich nach meinem Sieg meine Wattzahlen gesehen habe. Wir haben dort einige sehr gute Sprints gefahren – und ich habe sogar eine bergauf führende Etappe gewonnen. Das war ein enormer Schub für mein Selbstvertrauen.“
Auch der Giro soll nun das nächste Erfolgskapitel schreiben. Die erste Etappe, bei der das Maglia Rosa auf dem Spiel steht, wird gleich zur ersten Herausforderung. „Ich denke, ich sollte die Anstiege überstehen können. Natürlich hängt viel davon ab, wie sich das Rennen entwickelt, aber grundsätzlich müsste es möglich sein“, sagt Bennett. „Wir konnten wegen des Verkehrs keine Streckenbesichtigung machen, deshalb habe ich keine konkreten Anhaltspunkte. Das Rosa Trikot zu tragen, wäre ein Karrierehöhepunkt – aber es wird nicht leicht. Wir haben es als Ziel ins Auge gefasst, doch die vierte Etappe ist der erste richtige Sprinttag.“
Unterstützt wird Bennett von einem erfahrenen Team, das gezielt auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist. „Stan Dewulf, Dries De Bondt und Tord Gudmestad werden mich im Sprintzug unterstützen, während Andrea Vendrame und Dorian Godon auf Etappen mit kleineren Gruppen zum Einsatz kommen sollen“, erklärt er.
Auch Team-DS Luke Roberts zeigt sich optimistisch – gerade im Hinblick auf den möglichen Verlauf der ersten Etappe. „Ich denke, dass die GC-Teams zunächst eher defensiv agieren werden“, so Roberts. „Man startet in ein dreiwöchiges Rennen – es wäre ziemlich ambitioniert, gleich zu Beginn alle Karten offenzulegen. Ich rechne damit, dass viele Teams auf einen Sprint hinarbeiten.“
Im Fokus steht für Bennett vor allem ein Etappensieg. Doch auch das Maglia Ciclamino, das Punktetrikot für den besten Sprinter, könnte in Reichweite sein – wenn alles gut läuft. „Man muss abwarten, wie sich die erste Woche entwickelt“, sagt Bennett. „Vielleicht gibt es Sprints, bei denen Fahrer wie Mads Pedersen oder Wout Van Aert dabei sind – und ich nicht. Man sammelt Punkte, klar, aber man sollte nicht seine gesamte Energie dafür aufwenden. Man kann sich auch auf Zwischensprints konzentrieren, wenn sie erreichbar sind. Aber das Hauptziel ist klar: Eine Etappe gewinnen. Alles andere – auch das Punktetrikot – ist ein schöner Bonus.“
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