ANALYSE | 3 Gründe, warum Remco Evenepoel und nicht Tadej Pogacar Favorit fürs WM-Zeitfahren in Kigali ist

Radsport
Freitag, 19 September 2025 um 14:00
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Am Sonntag, den 21. September, steigt in Kigali das Einzelzeitfahren der Straßen-Weltmeisterschaften 2025. Im Fokus stehen Remco Evenepoel und Tadej Pogacar, die als klare Favoriten gelten. Filippo Ganna, der die Disziplin in den vergangenen fünf Jahren dominierte, verzichtet auf einen Start – der Parcours gilt als zu bergig für einen Spezialisten seiner Art.
Damit ist ein altes Problem erneut Thema: Sollten Weltmeisterschafts-Zeitfahren wirklich mit so vielen Höhenmetern versehen werden? Die reinen Rouleure verlieren ohnehin zunehmend ihre Chancen bei Grand Tours und einwöchigen Rundfahrten. Nun zwingt der WM-Kurs sie sogar, die Titelkämpfe auszulassen. Für viele gilt dies als Fehlentscheidung der UCI.
Die 40,6 Kilometer lange Strecke in Ruanda ist ein ständiges Auf und Ab, mit insgesamt 680 Höhenmetern. Nur die ersten sieben Kilometer sind flach, danach wechseln Rampen und Abfahrten in schnellem Rhythmus. Trotz der Härte des Profils spricht vieles dafür, dass Evenepoel als Favorit vor Pogacar ins Rennen geht, um sich das Regenbogentrikot zurückzuholen.

1. Seine Spezialdisziplin

Remco Evenepoel ist ein Zeitfahrspezialist durch und durch. Pogacar mag in dieser Disziplin stark sein, doch er hat sie nie mit derselben Konsequenz zu seinem Schwerpunkt gemacht. Wer in der Lage ist, ein Kraftpaket wie Filippo Ganna auf flachen Kursen zu schlagen, hat auch in Kigali wenig zu befürchten.
Die Resultate sprechen für sich. In dieser Saison bezwang Evenepoel Pogacar bereits bei den Zeitfahren des Critérium du Dauphiné und der Tour de France. Er gewann zudem nahezu alle weiteren TTs, darunter jene in der Romandie und die belgischen Meisterschaften. Einzige Ausnahme war das brutale Bergzeitfahren nach Peyragudes – deutlich härter als Kigali –, nach dem er die Tour krankheitsbedingt aufgeben musste. Im Vorjahr holte er das seltene Double aus WM- und EM-Gold.

2. Seine akribische Vorbereitung

Pogacar hat sich auf Kigali vorbereitet, doch sein Fokus liegt nicht primär auf dem Zeitfahren. Der Slowene peilt das Straßenrennen an und hat zudem die Lombardei im Herbst als großes Ziel. Natürlich ist er stark genug, auch im TT um Gold zu fahren, doch die TT-WM ist nicht sein Saisonhöhepunkt.
Evenepoel hingegen hat das Zeitfahren von Beginn an ins Zentrum seiner Planung gestellt. Zehn Tage Trainingslager in Calpe dienten allein diesem Ziel. Zwar will auch er beim Straßenrennen angreifen, doch das Regenbogentrikot im Kampf gegen die Uhr steht ganz oben auf seiner Agenda.

3. Der Kurs spricht für ihn

Der Parcours ist anspruchsvoll, aber kein reines Bergzeitfahren. 680 Höhenmeter auf 40,6 Kilometer sind hart, aber nicht übertrieben. Die ersten sieben Kilometer sind flach – ein ideales Terrain für Evenepoels kraftvolles Tempo. Die Côte de Nyanza (2,5 km bei 5,8 %) und die anschließende Rampe von 6,6 km bei 3,5 % sind eher Hügel als Berge.
Auch die Côte de Péage (2 km bei 6 %) fällt nicht in die Kategorie „Killeranstieg“. Die Kopfsteinpflaster-Rampe von Kimihurura (1,3 km bei 6,3 %) ist zweifellos eine Schlüsselstelle, könnte Evenepoel Probleme bereiten. Doch zwischen den Anstiegen gibt es viele Abfahrten, die weder technisch noch riskant sind – Abschnitte, auf denen Evenepoel seine Stärke voll ausspielen kann.

Fazit

Natürlich hat Pogacar das Potenzial, Gold zu gewinnen – er kann fast jedes Rennen gewinnen, das er ernsthaft ins Visier nimmt. Doch in Kigali spricht das Gesamtpaket klar für Evenepoel. Seine Erfahrung, seine Detailarbeit in der Vorbereitung und ein Profil, das zwar fordernd, aber nicht unbezwingbar ist, machen ihn zum Mann, den es zu schlagen gilt.
Alles deutet darauf hin, dass Remco Evenepoel am Sonntag erneut ins Regenbogentrikot des Zeitfahr-Weltmeisters schlüpfen wird.
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