Eine Vorschau auf das Straßenrennen der Elite der Männer in Kigali zeigt Profil und Favoriten für den 28. September. Der Start ist für 09:45 Uhr angesetzt, das Ziel wird gegen 16:45 Uhr erreicht.
Die Strecke misst 267,5 Kilometer und führt über 15 Runden eines anspruchsvollen Rundkurses in Kigali sowie über einen langen Anstieg, der in den vorherigen Ausgaben nicht enthalten war. Mit insgesamt 6000 Höhenmetern zählt das Rennen zu den härtesten Tagen der Saison und gehört zu den anspruchsvollsten Profilen im gesamten Profi-Kalender.
Streckenprofil: Kigali - Kigali
Kigali - Kigali, 267,5 Kilometer
Der Rundkurs ist 15,5 Kilometer lang und führt über die Côte de Kigali Gold, die 800 Meter misst und mit 8 % Steigung nach 6 Kilometern endet. Eine kurze Abfahrt leitet zum Hauptanstieg der Strecke, der Côte de Kimihurura, über.
Dieser kopfsteingepflasterte Anstieg ist 1,3 Kilometer lang und weist 6,4 % Steigung auf. Er endet nur 1 Kilometer vor dem Ziel und bietet damit die perfekte Stelle für entscheidende Attacken. Nach 300 Metern Erholung folgt der letzte Abschnitt: 700 Meter mit mehr als 5 % Steigung bis ins Ziel. Das macht das Finale explosiv und kräfteraubend. Die gesamte Strecke liegt auf rund 1500 Metern Höhe.
Die Fahrer absolvieren zunächst neun volle Runden des Rundkurses, bevor sie den Mont Kigali erklimmen. Dieser 6 Kilometer lange Anstieg weist im Schnitt fast 7 % auf, ist aber extrem unregelmäßig und enthält zum Finale hin besonders steile Rampen. Nach 104 Kilometern ist der Gipfel erreicht. Aufgrund der großen Distanz bis ins Ziel ist es jedoch unwahrscheinlich, dass dieser Anstieg bereits entscheidend wird.
Direkt im Anschluss wartet die berühmte Mur de Kigali. Auf den 300 Metern Kopfsteinpflaster mit 15 % Steigung könnten erste ernsthafte Attacken folgen. Sie endet knapp 100 Kilometer vor dem Ziel und gilt als der härteste Punkt der gesamten Strecke.
Danach geht es für das Feld zurück auf den Rundkurs. Dort warten noch sieben zusätzliche Runden, die den Fahrern alles abverlangen. Bei der Kombination aus harter Strecke und klimatischen Bedingungen ist zu erwarten, dass zahlreiche Fahrer im weiteren Verlauf einbrechen werden.
Details im Überblick: WM-Straßenrennen Ruanda 2025
Gesamtdistanz: 267,5 km
Höhenmeter: ca. 6000 m
Datum: 28. September 2025
Start/Ziel: Kigali
Startzeit: 09:45 Uhr
Zielankunft ca. 16:45 Uhr
Karte Weltmeisterschaften 2025 Straßenrennen der Männer
Rundkurs Kigali (15 Runden à 15,5 km)
- Côte de Kigali Gold: 800 m bei 8 %, endet nach 6 km
- Côte de Kimihurura: 1,3 km Kopfsteinpflaster bei 6,4 %, Ende 1 km vor Ziel
- Finale: letzte 700 m mit >5 % – ein explosives, kraftbetontes Finish
- Gesamte Strecke auf ca. 1500 m Höhe
Zusatzschleife
- Mont Kigali (km 104): 6 km mit fast 7 % im Schnitt, sehr unregelmäßig, mit steilen Rampen zum Finale. Aufgrund der Distanz ins Ziel wohl nicht rennentscheidend.
- Mur de Kigali (ca. km 167): 300 m Kopfsteinpflaster bei 15 %, steilster Punkt der WM-Strecke und potenzieller Schlüssel für erste Attacken.
Schlussphase
- Nach Mur de Kigali folgen nochmals 7 Runden des Rundkurses.
- Extrem forderndes Terrain, viele Fahrer dürften unter Hitze und Höhenlage explodieren.
- Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Entscheidung in den letzten Kilometern an der Côte de Kimihurura und dem Schlussanstieg fällt.
Die Favoriten
Tadej Pogacar – Der Titelverteidiger
Tadej Pogacar ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Zwar kassierte er im Zeitfahren am Sonntag eine deutliche Niederlage gegen
Remco Evenepoel, doch das Straßenrennen ist ein völlig anderes Terrain – und genau darauf hat er sich vorbereitet. Als bester Kletterer der Welt und zugleich stärkster Puncheur für diese Anstiege ist er zudem höhenangepasst. Unabhängig von Form oder Gefühlen bleibt er der Fahrer, auf den sich das gesamte Feld konzentrieren wird. Doch auch er muss sein absolutes Topniveau erreichen, um das Regenbogentrikot zu verteidigen.
Unterstützt wird er von einer slowenischen Mannschaft, die nicht besonders stark besetzt ist. Primoz Roglic ist eine Schlüsselfigur, fährt jedoch mit eigenen Ambitionen. Nur wenn er merkt, dass ihm die Beine fehlen, dürfte er Pogacar helfen. Wahrscheinlicher ist, dass Roglic früh attackiert, um selbst Vorteile zu sichern und Pogacar unter Druck zu setzen.
Remco Evenepoel – Der belgische Trumpf
Belgien bringt mehr Breite ins Rennen als Slowenien, musste aber den Ausfall von Tiesj Benoot verkraften, der die klare Nummer zwei im Team gewesen wäre. Evenepoel selbst wirkt in Topform und höchst motiviert, sodass er am Sonntag realistische Chancen auf den Sieg hat. Pogacar in Bestform zu schlagen, bleibt nahezu unmöglich – er muss darauf hoffen, dass sich das Szenario vom letzten Wochenende wiederholt.
Mit Ilan van Wilder, Dritter im Zeitfahren, steht Belgien zudem ein weiterer starker Fahrer zur Verfügung. Er kann sowohl taktisch eingesetzt werden als auch Evenepoel unterstützen. Auch Louis Vervaeke und die Klassikerspezialisten im Team sorgen dafür, dass Belgien aggressiv und früh das Rennen gestalten kann. Nur so lässt sich verhindern, dass Pogacar das Geschehen nach seinen Vorstellungen kontrolliert.
Die Kletterer – Ein eigenes Rennen
Diese
Weltmeisterschaft gehört den Kletterern. Das fast siebenstündige Rennen bietet Anstiege von Anfang bis Ende. 90 Prozent des Rennens werden in moderatem Tempo absolviert, wodurch die Explosivität schwindet und Puncheure ihre Stärken kaum ausspielen können. Selbst am Mount Kigali dürfte kaum die Entscheidung fallen – höchstens werden einige Puncheure früh aussortiert. Entscheidend wird die letzte Rennstunde, geprägt von Ausdauer, Verpflegung und dem schlichten Überleben. Die meisten Podiumskandidaten stammen aus dieser Gruppe.
Isaac del Toro ist hier die erste Wahl – für viele die Nummer drei hinter Pogacar und Evenepoel. Höhe und Hitze spielen ihm in die Karten, zudem gilt er als „Mini-Pogacar“: explosiv, vielseitig und perfekt an jedes Terrain angepasst. Richard Carapaz hat sich gezielt auf diese WM vorbereitet. Wetter, Höhe und sein starker Auftritt beim Giro sprechen für ihn. Der Olympiasieger ist bekannt dafür, in Rennen mit hohem Druck aufzublühen. Egan Bernal könnte ebenfalls profitieren, liegt jedoch leistungsmäßig leicht hinter diesen beiden.
Weitere Anwärter
Aus der Luxemburg-Rundfahrt kommen Fahrer wie Mattias Skjelmose in Topform und Jordan Jegat, der für eine Überraschung sorgen könnte. Frankreich stellt ein beeindruckendes Aufgebot mit sieben potenziellen Spitzenfahrern, darunter Pavel Sivakov, Valentin Paret-Peintre und Nachwuchshoffnung Paul Seixas. Italien setzt auf Giulio Ciccone, brandgefährlich in Bestform, und Lorenzo Fortunato. Spanien bringt Juan Ayuso und Marc Soler an den Start, beide spannend zu verfolgen. Australien wiederum verfügt mit Jay Vine, Jai Hindley, Michael Storer und Luke Plapp über ein starkes Quartett, das bei guter Tagesform ernsthaften Schaden anrichten kann.
Großbritannien, bereits mehrfacher Goldmedaillengewinner bei dieser WM, tritt mit Tom Pidcock an. Auf dem Papier passt ihm das Profil, doch die lange Distanz könnte ein Problem sein. Nach seiner starken Vuelta ist ihm jedoch alles zuzutrauen. Auch Oscar Onley gilt bei guter Form als Medaillenkandidat. Dazu gesellen sich weitere Namen wie der zweifache Tour-de-France-Etappensieger Thymen Arensman, Eddie Dunbar oder Portugals Afonso Eulálio, der in dieser Saison den Sprung in die Weltspitze geschafft hat.
Puncheure im Fokus
Frankreich bringt zusätzliche Waffen ins Spiel: Ex-Weltmeister Julian Alaphilippe, Louis Barré, der in Kanada überzeugte, sowie Olympia-Medaillengewinner Valentin Madouas. Italien kann mit Marco Frigo und Andrea Bagioli weitere gefährliche Puncheure ins Feld führen. Ebenso zu beachten sind Bauke Mollema, Michael Matthews, Roger Adrià, António Morgado, Andreas Leknessund, Toms Skujins, Victor Langellotti und das Schweizer Duo Jan Christen und Marc Hirschi.
Besonders im Blick stehen jedoch Quinn Simmons und Ben Healy. Simmons präsentierte sich in Kanada in überragender Form und sollte auch in der Höhe glänzen. Beide Fahrer sind wahre Ausdauer-Monster. Healy bewies bei der Tour de France und weiteren Rennen, dass er nicht nur ein explosiver Puncheur ist, sondern auch ein starker Kletterer. Seine Angriffslust und Fähigkeit zu langen Solos machen ihn selbst für Pogacar und Evenepoel gefährlich.
Prognose – Straßenrennen der Männer
*** Tadej Pogacar, Remco Evenepoel
** Richard Carapaz, Giulio Ciccone, Tom Pidcock, Isaac del Toro, Quinn Simmons, Ben Healy
- Ilan van Wilder, Primoz Roglic, Mattias Skjelmose, Oscar Onley, Pavel Sivakov, Jay Vine, Michael Storer, Jai Hindley, Marc Soler, Egan Bernal, Toms Skujins
Tipp: Tadej Pogacar
Wie: Die Logik dürfte sich durchsetzen – Pogacar gewinnt mit einer Solo-Attacke, allerdings nicht allzu weit vor dem Ziel.