„Als du gesprochen hast, wurde der Raum still“ - Rowe lobt Geraint Thomas für das letzte Kapitel seiner Karriere

Radsport
Mittwoch, 23 Juli 2025 um 11:00
Thomas
Geraint Thomas, gezeichnet von der intensiven 16. Etappe der Tour de France, sprach mit seinem langjährigen Teamkollegen Luke Rowe im Watts Occurring-Podcast über die dramatischsten Momente des Tages. Zwischen chaotischem Rennverlauf, kuriosen Zwischenfällen, kritischen Teamentscheidungen und der elektrisierenden Stimmung am Mont Ventoux hatten die beiden INEOS-Veteranen jede Menge Gesprächsstoff.
Gleich zu Beginn schilderte Thomas einen kuriosen Moment aus der neutralen Zone, der ihn gleichermaßen zum Lachen und zum Kopfschütteln brachte: „Er sieht den Kerl vor sich nicht, bumm!“, erinnerte er sich lachend an einen peinlichen Sturz. „Ich tat ihm wirklich leid – so ein Moment ist einfach unangenehm. Stolz und Ego – alles angekratzt.“
Die Etappe selbst war von Beginn an ein wilder Ritt. Thomas, nicht Teil der frühen Gruppe, hielt sich aus dem Gröbsten raus – und musste mitansehen, wie sein Team den Anschluss verpasste. „Die erste Stunde ging’s mit über 50 Sachen dahin, völliges Chaos“, so Thomas. „Ich funkte rein und fragte, ob jemand von uns vorne ist. Funkstille. Dann meldete sich Connor: ‚Nein, niemand von uns dabei.‘ Ich dachte mir: Na gut, dann eben hinterher.“
Mit Unterstützung von Decathlon schloss Thomas die Lücke, in der Hoffnung, Thymen Arensman oder Carlos Rodríguez könnten übernehmen. „Carlos hatte vielleicht die Beine, aber er ging nicht. Thymen sprang rüber, doch es war nicht sein Tag.“
Rowe, der die Etappe für TNT kommentierte, fasste es trocken zusammen: „Ein verrückter Tag, Kumpel. Die Gruppe sah durch, dann war wieder alles offen. Typisch für dieses Rennen – erwarte das Unerwartete.“
Auch das Grüne Trikot sorgte für Diskussionen. Lidl-Treks zurückhaltende Sprinttaktik beim Zwischensprint überraschte Rowe: „Heute ging es nur um maximale Punkte. Nach 112 Kilometern hatten sie ihr Ziel erreicht – aber danach ließen sie es schleifen. Sie haben realistische Chancen auf Grün, und solche Gelegenheiten darfst du nicht herschenken.“
Was vorne im Ausreißerkampf passierte, war selbst Thomas ein Rätsel: „Keine Ahnung, was da vorne wirklich los war.“ Rowe klärte ihn auf: Mas attackierte früh, Arensman und Alaphilippe folgten – doch Ilan Van Wilder setzte sich einen Kilometer vor dem Ziel entscheidend ab. „Ben Healy sah am stärksten aus, aber das bringt nichts, wenn du nicht als Erster über die Linie fährst.“
Einigkeit herrschte über den verdienten Tagessieger: Van Wilder holte sich nicht nur den Etappensieg, sondern auch das ContinentalTires Chapeau des Tages. Lob gab es aber auch für Visma | Lease a Bike und Jonas Vingegaard, der trotz Rückstands beherzt attackierte. „Sie haben alles probiert“, sagte Thomas. „Es war flach bis zum Berg – viele taktische Möglichkeiten hast du da nicht.“
Auch die Atmosphäre auf dem Ventoux beeindruckte beide. „Es war voll – von unten bis ganz oben“, so Thomas. „Zehn Meilen Menschenmassen. An manchen Stellen mussten wir im Gänsemarsch hinter den Motorrädern herfahren.“
Mit Blick auf die letzten fünf Etappen und den kommenden Sprint scherzte Thomas: „Ich habe immer noch Geld auf Poggy gesetzt, dass er Paris gewinnt. Nicht wörtlich – das wäre gegen die Regeln –, aber wenn ich könnte, würde ich es tun.“
Rowe setzte auf Arnaud De Lie oder Jonathan Milan, konnte sich aber einen Hinweis auf den Topfavoriten nicht verkneifen: „Gegen Tim Merlier zu wetten, ist eigentlich Wahnsinn. Wenn er dabei ist, gewinnt er.“
Zum Abschluss würdigte Rowe die Führungsrolle seines langjährigen Weggefährten. „Du warst nicht der Lauteste im Bus“, sagte er, „aber wenn du gesprochen hast, wurde es still.“
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