Wie viele Teams können schon von sich behaupten, gleich zwei potenzielle Gewinner des Grünen Trikots in ihren Reihen zu haben?
Lidl-Trek gehört zu diesen seltenen Fällen – und genau das könnte 2026 zur Herausforderung werden. Mit
Mads Pedersen und
Jonathan Milan verfügt die Mannschaft über zwei der besten Sprinter der Welt, doch nur einer von ihnen wird bei der Tour de France die volle Unterstützung des Teams erhalten können.
2025 schrieb das US-Team Geschichte: Pedersen gewann die Punktewertung beim Giro d’Italia und bei der Vuelta a España, während Milan bei der Tour de France triumphierte. Damit hatte Lidl-Trek alle drei Grand-Tour-Punktewertungen gewonnen – mit zwei unterschiedlichen Fahrern und dazu Etappensiege bei allen Rundfahrten. Ein Meilenstein, der kaum zu übertreffen ist. Doch für 2026 deutet sich ein Kurswechsel an.
„Es ist kein Geheimnis, dass das Grüne Trikot bei der Tour de France ein großes Ziel für Mads ist“, erklärte Sportdirektor Kim Andersen gegenüber Feltet.dk. „Er ist im Vergleich zu Milan erfahrener, und wir wissen, dass beide nicht gemeinsam die Tour fahren können, wenn Pedersen um die Punktewertung kämpfen soll.“
Tatsächlich war Milan 2025 der designierte Sprinter bei der Tour – und lieferte perfekt ab. Pedersen hingegen musste zuschauen, obwohl er in überragender Form war. Beide bei der Tour einzusetzen, klingt reizvoll, ist laut Andersen aber kaum praktikabel: „Auf flachen Etappen wäre Mads der beste Anfahrer, den Jonathan je haben könnte. Aber dann könnte er selbst keine Punkte sammeln oder in hügeligem Terrain angreifen, wie er es liebt. Im Moment funktioniert das nicht.“
Pedersen in der Pole Position
Zwischen den Zeilen wird deutlich: Die Chancen stehen gut, dass Pedersen 2026 den Zuschlag erhält. Er hat seinen Willen zur Rückkehr bekräftigt, seine beste Saison seiner Karriere hinter sich und eine Streckenführung vor sich, die seinem Fahrertyp entgegenkommt. Milan hat sein großes Ziel bereits erreicht – der Druck auf ihn ist geringer.
„Dass Mads zurückkehren will, ist klar. Die Route, die sie ihm vorgestellt haben, scheint ideal für ihn zu sein“, sagt Andersen. „Er könnte stark starten, denn wir haben schon mehrfach gezeigt, dass wir im Mannschaftszeitfahren sehr gut sind.“ Neben den Sprintern haben auch die Rundfahrer Juan Ayuso und Mattias Skjelmose große Ambitionen bei den ersten beiden Grand Tours des Jahres – die Teamaufstellung wird also ein Balanceakt.
„Die zweite Etappe ist schwer und liegt Mads gut. Insgesamt gibt es vier reine Sprintetappen und zwei, die entweder mit einer Flucht oder einem Sprint enden könnten“, so Andersen weiter. „Und das Finale? Ich glaube nicht, dass es wieder ein klassischer Massensprint wird. 2025 hat gezeigt, dass am Ende eine Selektion stattfinden wird.“
Damit steht Lidl-Trek vor einer schwierigen, aber spannenden Entscheidung: Setzt man erneut auf den jungen Milan, der das Grüne Trikot bereits gewonnen hat – oder vertraut man Pedersen, der noch eine offene Rechnung mit der Tour de France hat? Sicher ist nur eines: 2026 wird der Kampf um Grün erneut zum zentralen Thema im Team bleiben.