Was als lokale Idee begann, hat sich auf Anhieb zu einem internationalen Radsportfest entwickelt: Die Pogi Challenge, ein neues Saisonabschlussrennen in Tadej Pogacars Heimat Slowenien, feierte am Sonntag ihre Premiere – und begeisterte Profis, Amateure und Fans gleichermaßen. Der Organisator Tevž Ribič sieht darin erst den Anfang: „Wir wollen daraus eine jährliche Tradition machen – eine Veranstaltung, die auf Tadejs Wurzeln und seinem weltweiten Renommee aufbaut.“
Pogacar zieht die Welt nach Komenda
1.189 Fahrerinnen und Fahrer aus 36 Nationen gingen in Pogacars Heimatort Komenda an den Start. Rund 40 Prozent der Teilnehmer kamen aus dem Ausland – ein Beleg für die internationale Strahlkraft des zweimaligen Tour-de-France-Siegers und aktuellen Weltmeisters.
„Wir hatten unglaubliches Glück, jemanden wie Tadej zu haben“, sagte Projektleiter Ribič im Gespräch mit Siol.net. „Allein die Erwähnung seines Namens hat gereicht, um alles in Bewegung zu setzen.“
Das Rennformat war ebenso einfach wie spektakulär: Alle Teilnehmenden starteten gemeinsam. Pogacar, der am Vortag seinen fünften Sieg bei Il Lombardia in Folge gefeiert hatte, fuhr von hinten los – mit dem Ziel, die gesamte Gruppe auf der 11 Kilometer langen Anfahrt nach Krvavec einzuholen.
Der Weltmeister schaffte es, 1.188 der 1.189 Starter zu überholen. Nur einer blieb vor ihm: Der britische Kletterspezialist Andrew Feather hielt dem Druck stand und gewann das Rennen – ein humorvoller Beweis dafür, dass Pogacar selbst bei einem Volksrennen den sportlichen Ehrgeiz nicht ablegen kann.
Eine Idee mit lokalem Herzen und globalem Echo
Das Konzept der Pogi Challenge stammt von Simon Rožnik, Direktor der slowenischen Sportagentur Extrem. Ziel war es, Pogacars außergewöhnliche Karriere mit einem Event zu würdigen, das seine Verbundenheit mit der Heimat betont.
„Simon wollte schon länger etwas Besonderes für Tadej und seine Familie auf die Beine stellen“, erklärte Ribič. „Als wir der Familie Pogacar die Idee vorgestellt haben, waren sie sofort begeistert. Im Januar haben wir dann mit der konkreten Planung begonnen.“
Die Wahl der Strecke war dabei kein Zufall: Die Straße von Komenda nach Krvavec spielt in Pogacars sportlicher Biografie eine besondere Rolle. Hier feierte er seinen ersten Sieg als Nachwuchsfahrer – und noch heute gehört die Route zu seinen Trainingsklassikern, wenn er in Slowenien ist.
Doch das Rennen übertraf schnell die Dimension eines lokalen Festes. „Das zeigt, wie stark Tadejs Name weltweit wirkt“, sagte Ribič. „Wir hatten Teilnehmer aus Europa, Asien, Amerika – das war weit mehr als nur ein slowenisches Event.“
Logistik auf Profi-Niveau
Für Ribič und sein Team war die Pogi Challenge das größte Projekt ihrer bisherigen Karriere. Rund 150 Personen waren an Organisation und Ablauf beteiligt, unterstützt von Freiwilligen, Sponsoren und dem Pogi-Team, das logistische Hilfe leistete.
Die Vorbereitung verlief nicht ohne Hindernisse. Ein unerwarteter Schneefall in der Höhe bedrohte das Event in den Tagen zuvor. Doch das Organisationsteam vertraute auf eine Wetterwende – und wurde belohnt. „Ich war überzeugt, dass der Schnee schmelzen und die Sonne zurückkehren würde – und genauso kam es“, so Ribič. „Der Krvavec ist unberechenbar. Am Mittwoch war es 20 Grad und sonnig, am Wochenende drehte das Wetter komplett. Aber am Ende verlief alles reibungslos, ohne Zwischenfälle oder Verletzungen. Wir hätten uns keinen besseren Tag wünschen können.“
Am Straßenrand feuerten hunderte Zuschauer die Fahrer an. Die slowenische Rockband Siddharta sorgte im Zielbereich für Festivalstimmung – ein Beweis, dass die Pogi Challenge mehr war als nur ein Rennen: Sie war ein Fest des Radsports, offen für alle Generationen.
Der Blick nach vorn: Von der Premiere zur Tradition
Kaum war die Ziellinie überquert, richteten die Organisatoren ihren Blick bereits in die Zukunft. Die Vision: Die Pogi Challenge soll zu einem festen Bestandteil des Radsportkalenders werden – ein Saisonabschluss, der Profis, Amateure und Fans zusammenbringt.
„Wir möchten daraus eine jährliche Veranstaltung machen“, sagte Ribič. „Etwas, das Tadej genießen kann, ohne Druck, ohne Wattzahlen und ohne Zeitvorgaben. Es geht um den Spaß am Fahren, um Gemeinschaft – um den Radsport als Fest.“
Mehr als ein Rennen – ein Symbol
Die Premiere der Pogi Challenge markierte zugleich das Ende einer historischen Saison für
Tadej Pogacar. 2025 stand der Slowene als erster Fahrer in der Geschichte bei allen fünf Monumenten des Radsports auf dem Podium – und verteidigte gleichzeitig seinen Tour-de-France- und Weltmeistertitel.
Doch die Veranstaltung in Komenda zeigte, dass es Pogacar und sein Umfeld um mehr geht als nur um sportliche Rekorde. „Dieses Format stellt die Menschen in den Mittelpunkt“, betonte Ribič. „Es geht um die Fans, um die Gemeinschaft, um die Freude am Radsport. Das ist etwas, das wir weiter aufbauen wollen – nachhaltig, offen und mit Herz.“
Mit der Pogi Challenge hat Slowenien nicht nur ein neues Rennen gewonnen, sondern ein Symbol für die Verbindung zwischen Weltklasse und Heimat, zwischen Leistung und Leidenschaft. Und wenn es nach Tevž Ribič und seinem Team geht, war das erst der Anfang einer Tradition, die jedes Jahr im Schatten des Krvavec ein Stück größer wird.