„Das Ziel ist nicht, Tadej Pogacar zu schlagen, wenn er schwächer wird, sondern ihn zu schlagen, wenn er in Bestform ist": Paul Seixas nimmt den slowenischen Superstar ins Visier

Radsport
Dienstag, 14 Oktober 2025 um 16:15
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Paul Seixas hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er im Radsport Großes vorhat. Nur wenige Tage nach seinem siebten Platz bei Il Lombardia sprach der junge Franzose in der Eurosport-Sendung „Bistrot Vélo“ offen über seine Ambitionen – und über den Mann, an dem im modernen Radsport kaum ein Weg vorbeiführt: Tadej Pogacar.
Für Seixas ist Pogacar nicht einfach nur der aktuelle Maßstab. Er ist die Referenz für eine ganze Generation. „Es geht nicht darum, ihn zu schlagen, wenn er am Boden liegt, sondern ihn zu schlagen, wenn er auf seinem Niveau ist“, sagt Seixas. „Das ist das Level, das man heute braucht, um die größten Rennen zu gewinnen.“

Respekt und Rivalität

Seit Beginn seiner ersten Profisaison hat sich Seixas mehrfach mit Pogacar gemessen – beim Critérium du Dauphiné, bei den Welt- und Europameisterschaften sowie zuletzt in der Lombardei. Viermal versuchte der Franzose, dem slowenischen Tempo zu folgen. Viermal war Pogacar am Ende stärker. Doch Seixas’ Leistungen dahinter blieben nicht unbemerkt: Er fuhr konstant in die Top Ten, bewies taktisches Gespür und eine Reife, die über sein Alter hinausgeht.
„Nicht sofort, nein“, sagt er auf die Frage, ob er Pogacar schon bald schlagen könne. „Wir alle wissen, wozu er fähig ist. Wir werden weiter trainieren und versuchen, ihn zu besiegen – so funktioniert der Sport. Es gibt noch viele Schritte zu gehen, viel Arbeit zu tun.“

Pogacar als Vorbild, nicht als Hindernis

Seixas betrachtet Pogacar nicht als Gegner, den es zu stürzen gilt, sondern als Vorbild, von dem man lernen kann. „Er ist einer der komplettesten Fahrer im Peloton“, erklärt er. „Egal, welches Rennen, welches Terrain oder welche Distanz – er ist immer bereit zu gewinnen. Er ist unglaublich konstant und mental stark. Das inspiriert mich. So wird man ein Allrounder, so gewinnt man die Gesamtwertung.“
Für Seixas ist der Vergleich mit Pogacar weniger ein Druckfaktor als ein Kompass. Er zeigt ihm, wie hoch die Messlatte liegt. „Wir versuchen zu verstehen, wie er das macht“, sagt er. „Wie er seine Form aufbaut, wie er sich erholt, wie er im Rennen reagiert. Da kann man unglaublich viel lernen.“

Geduld als Strategie

Zwischen Pogacar und Seixas liegen acht Jahre Altersunterschied – ein Detail, das der Franzose mit Weitsicht betrachtet. „Wir gehören nicht zur selben Generation“, erklärt er. „Irgendwann, wenn alles gut läuft, wird er vor mir abtreten. Aber mein Ziel ist nicht, ihn zu schlagen, wenn er schwächer wird, sondern ihn zu schlagen, wenn er in Bestform ist.“
Diese Haltung spiegelt Seixas’ Reife wider. Statt sich von kurzfristigen Zielen treiben zu lassen, setzt er auf einen langfristigen Aufbau. „Es ist ein langer Weg“, sagt er. „Ich habe Zeit, mich zu verbessern. Ich will mich Schritt für Schritt weiterentwickeln, in meinem eigenen Tempo. Es bringt nichts, zu sagen, ich will in zwei Jahren auf seinem Niveau sein. Ich möchte einfach die beste Version von mir selbst werden.“

Ein Talent mit klarem Plan

Seixas’ erste Profisaison war ein Versprechen für die Zukunft. Mit konstanten Leistungen in anspruchsvollen Rennen hat er sich als eines der spannendsten französischen Talente etabliert. Seine Mischung aus taktischem Instinkt, physischer Stärke und mentaler Ruhe macht ihn zu einem Fahrer, der auf lange Sicht für Furore sorgen kann.
Während Pogacar weiterhin die Benchmark des modernen Radsports bleibt, wächst in Frankreich ein Fahrer heran, der den Anspruch hat, diese Ära eines Tages herauszufordern. Noch ist es zu früh, um von einem Duell auf Augenhöhe zu sprechen – aber Seixas’ Ehrgeiz, Disziplin und Lernbereitschaft deuten darauf hin, dass er bereit ist, seinen Weg konsequent zu gehen.
„Ich weiß, dass es dauern wird“, sagt er. „Aber ich liebe diesen Prozess. Jeder Schritt, jedes Rennen bringt mich weiter. Ich will eines Tages bereit sein – und wenn meine Zeit kommt, werde ich sie nutzen.“
Mit seiner ruhigen Art und klaren Vision verkörpert Paul Seixas eine neue Generation französischer Fahrer: selbstbewusst, lernwillig und entschlossen, das höchste Niveau nicht nur zu erreichen, sondern zu prägen. Pogacar mag derzeit das Maß aller Dinge sein – doch Seixas hat ihn längst im Visier. Und das nicht als Traum, sondern als konkretes Ziel.
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