Tom Pidcock vor dem Giro-Start: "Ich habe wieder Spaß am Radsport und schaue ihn mir wieder an"

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 09 Mai 2025 um 13:00
tompidcock
Tom Pidcock gehört zu den eigenwilligsten, aber gleichzeitig faszinierendsten Figuren im Profi-Radsport. Seit seinem Wechsel zum Q36.5 Pro Cycling Team blüht der Brite regelrecht auf. Die neu gewonnene Eigenverantwortung und ein individuell abgestimmter Trainingsrhythmus haben ihn zurück an die Weltspitze geführt – ein Niveau, das er nun beim Giro d’Italia unter Beweis stellen will.
„Der Hauptgrund, warum ich hier bin, ist, mich voll auf jeden Tag einzulassen und den Giro zu genießen. Wenn mir das gelingt, werden sich automatisch Chancen ergeben“, erklärte Pidcock bei der offiziellen Pressekonferenz. Die gute Form aus den Ardennen-Klassikern bringt er mit – sie soll nun zur Grundlage für Etappensiege werden.
Eine Ambition auf die Gesamtwertung hegt er dabei nicht. Pidcock will seine Stärken ausspielen, attackieren und dort glänzen, wo er sich wohlfühlt – egal ob auf Asphalt, Gravel oder im hügeligen Terrain: „Ich will jeden Tag hart fahren, meine Qualitäten ausspielen und ohne Angst agieren.“ Besonders spannend: In der ersten Woche steht eine Etappe an, die stark an Strade Bianche erinnert – ein Rennen, bei dem Pidcock in diesem Frühjahr nur knapp unterlag.
Ein Fragezeichen bleibt für ihn jedoch: „Die einzige Unbekannte sind die längeren Anstiege. Aber grundsätzlich denke ich, dass ich jeden Tag konkurrenzfähig sein kann.“ In der Vergangenheit hat er bereits bewiesen, dass er in Grand Tours nicht nur mithalten, sondern auch prägen kann – wie bei seinem Tour-de-France-Etappensieg auf L'Alpe d’Huez.
Pidcock blickt auf ein durchwachsenes Frühjahr zurück, sieht sich aber dennoch in Topform: „Mailand-Sanremo war eine verpasste Gelegenheit, danach war ich krank, und die Ardennen liefen nicht wie erhofft. Aber bei Strade habe ich gezeigt, was in mir steckt.“ Dort lieferte er sich ein packendes Duell mit Tadej Pogacar – ein Rennen, das ihm nicht nur sportlich, sondern auch mental einen Schub gab.
Den Wechsel von INEOS Grenadiers zum deutlich kleineren Q36.5-Team sieht Pidcock als Wendepunkt. Der öffentliche Diskurs über diesen Schritt interessiert ihn dabei wenig: „Ich engagiere mich nicht mehr in sozialen Medien, aber ich merke, dass mehr Leute hinter mir stehen. Vielleicht, weil sie verstehen, warum ich den Schritt gegangen bin.“
Im neuen Umfeld fühlt er sich sichtlich wohl. „Ich mag es, für mein eigenes Schicksal verantwortlich zu sein. Diese Verantwortung bringt mich dazu, das Beste aus mir herauszuholen.“ Und ganz nebenbei hat sie ihm auch den Spaß am Radsport zurückgegeben: „Ich schaue mir jetzt wieder Rennen an – obwohl es mittlerweile zu teuer ist, also will ich’s vielleicht doch nicht mehr sehen“, witzelte er zum Abschluss.
Pidcock hat beim Giro nichts zu verlieren – und genau das macht ihn zu einem der gefährlichsten Fahrer im Feld.
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