Vom 9. Mai bis zum 1. Juni richtet sich der Blick der Radsportwelt auf die erste Grand Tour der Saison: den Giro d’Italia. Vom Start in Albanien über eine Mini-Ausgabe der Strade Bianche bis hin zu den hochalpinen Pässen verspricht die Italien-Rundfahrt Spektakel auf unterschiedlichstem Terrain – und das an 21 Renntagen. Wir werfen in dieser
Vorschau einen Blick auf die erste Etappe des Rennens.
Zum Auftakt des Giro d’Italia 2025 geht es auf albanischem Boden von der Hafenstadt Durrës nach Tirana. Es ist ein welliger Einstieg in die Rundfahrt, der mit drei klassifizierten Anstiegen aufwartet – darunter zwei Überquerungen des Anstiegs nach Surrel. Auch wenn die erste Rennhälfte flach verläuft, dürfte es kein klassischer Sprinttag werden – zu selektiv ist das Terrain in der zweiten Hälfte.
Durazzo - Tirana, 160 Kilometer
Der erste markante Anstieg des Tages führt nach Gracen – 12,9 Kilometer lang bei durchschnittlich 5,9 Prozent – er wird allerdings rund 80 Kilometer vor dem Ziel überquert und dürfte noch keine Rennentscheidung bringen. Die Hauptaktion ist auf den Schlussanstieg nach Surrel zu erwarten, der zweimal gefahren wird: 6,9 Kilometer bei 4,6 Prozent im Schnitt, mit einer kurzen Rampe von bis zu 13 Prozent. Kein Berg für die reinen Kletterer, aber definitiv ein Profil, das Angreifer einlädt.
Der Gipfel liegt nur elf Kilometer vor dem Ziel – von dort geht es auf technisch anspruchsvoller Strecke bergab bis fast zur Ziellinie in Tirana. Wer hier eine Lücke reißt, könnte sich mit einem prestigeträchtigen Etappensieg belohnen. Trotz eines vermutlich noch größeren Hauptfeldes ist ein Massensprint eher unwahrscheinlich – diese Auftaktetappe birgt Überraschungspotenzial.
Das Wetter
Der Giro d’Italia 2025 beginnt unter leicht bewölktem Himmel
und mit westlichem Wind – ein Rückenwind also, der im Schlussanstieg für
zusätzliches Tempo sorgen und Angriffe begünstigen dürfte. Die Bühne ist
bereitet für ein spannendes Finale in Tirana.
Die Favoriten
Mads Pedersen – In starker Form sollte
Pedersen
die Anstiege gut überstehen. Im Sprint gehört er zu den stärksten Fahrern im
Feld und ist ein heißer Kandidat für das erste Rosa Trikot. Der hügelige
Parcours kommt auch Ausreißern entgegen, doch mit Unterstützung von Fahrern wie
Giulio Ciccone und
Mathias Vacek könnte das Feld kontrolliert und
ein Sprint vorbereitet werden – oder eben eine offensive Karte gespielt werden.
Wout van Aert – Auch
Visma steht vor einem
möglichen Sprintfinale.
Simon Yates und
Wilco Kelderman dürften
die Kontrolle im Feld übernehmen, um
van Aert eine Chance auf Rosa zu
ermöglichen. Selbst
Olav Kooij könnte das Terrain überstehen. Nach
seiner krankheitsbedingten Pause stellt sich allerdings die Frage: Wie fit ist
van
Aert? Seine Kletterwerte im April waren überzeugend, auch wenn ihm die
letzte Spritzigkeit fehlen könnte. Mit der richtigen Positionierung ist ein
Etappensieg aber absolut realistisch.
Ein Sprint ist das wahrscheinlichste Szenario – doch wer ist
am Ende noch dabei? Am ersten Tag einer Grand Tour will niemand zu früh ans
Limit gehen.
Kaden Groves gehört wie
Pedersen und
van Aert
zum engsten Favoritenkreis, muss aber seine Kletterfähigkeiten unter Beweis
stellen. Auch
Paul Magnier,
Luca Mozzato und
Orluis Aular
haben das Zeug dazu, brauchen aber sehr gute Beine.
In Lauerstellung sind Sprinter, die die Anstiege gut
bewältigen, aber auf ein hartes Rennen hoffen, um Konkurrenten loszuwerden –
etwa Corbin Strong, Filippo Fiorelli, Rick Pluimers und
das AG2R-Duo Andrea Vendrame (Tirreno-Etappensieger) und Dorian Godon.
Und was machen die Klassementfahrer?
Primoz Roglic und Juan Ayuso haben die Qualität für Angriffe,
werden sich aber wohl zurückhalten und langfristig denken – das Rosa Trikot
könnte trotzdem schnell in ihre Richtung wandern. Anders sieht es bei
offensiveren Fahrern aus, die einen Etappensieg und einen Tag im Rosa Trikot
anstreben. Daniel Martínez und Isaac del Toro könnten in diese
Rolle schlüpfen.
Auch aggressive Fahrer wie Richard Carapaz und Romain
Bardet, der gerne früh angreift, sind Optionen. Dazu gesellt sich ein
formstarkes Trio mit Michael Storer, Derek Gee und Thymen
Arensman, die auf solchen, nicht zu steilen Anstiegen glänzen. Egan
Bernal ist ebenfalls ein ernstzunehmender Joker auf diesem Terrain.
Nicht zu unterschätzen sind Puncheure wie Diego Ulissi,
Christian Scaroni und Kévin Geniets, denen das Profil liegt.
Zeitfahrspezialisten wie Joshua Tarling, Marco Frigo und Mattia
Cattaneo könnten bei einem späten Vorstoß unauffällig enteilen.
Und schließlich gibt es die Abfahrts-Spezialisten: Tom
Pidcock und Pello Bilbao sind prädestiniert für die technisch
anspruchsvolle Abfahrt ins Ziel – sie könnten sowohl am Anstieg als auch bergab
für Furore sorgen.
Fazit: Ein offener, taktisch vielseitiger erster Tag
mit Rückenwind für Angriffe, explosivem Terrain und einem Rosa Trikot, das
viele Träume wecken dürfte.
Prognose Giro d'Italia 2025 Etappe 1:
*** Mads Pedersen, Wout Van Aert
** Kaden Groves, Corbin Strong,
Tom Pidcock* Mathias Vacek, Olav Kooij, Luca Mozzato, Andrea Vendrame, Dorian Godon, Rick Pluimers, Filippo Fiorelli, Joshua Tarling, Romain Bardet, Diego Ulissi, Christian Scaroni, Primoz Roglic, Juan Ayuso, Richard Carapaz, Thymen Arensman, Michael Storer, Derek Gee
Unser Tipp: Mads Pedersen
Wie: Reduzierter Massensprint