VORSCHAU | Giro d'Italia 2025 Etappe 1 - Der Giro startet mit Angriffspotenzial in Albanien

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 09 Mai 2025 um 11:11
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Vom 9. Mai bis zum 1. Juni richtet sich der Blick der Radsportwelt auf die erste Grand Tour der Saison: den Giro d’Italia. Vom Start in Albanien über eine Mini-Ausgabe der Strade Bianche bis hin zu den hochalpinen Pässen verspricht die Italien-Rundfahrt Spektakel auf unterschiedlichstem Terrain – und das an 21 Renntagen. Wir werfen in dieser Vorschau einen Blick auf die erste Etappe des Rennens.
Zum Auftakt des Giro d’Italia 2025 geht es auf albanischem Boden von der Hafenstadt Durrës nach Tirana. Es ist ein welliger Einstieg in die Rundfahrt, der mit drei klassifizierten Anstiegen aufwartet – darunter zwei Überquerungen des Anstiegs nach Surrel. Auch wenn die erste Rennhälfte flach verläuft, dürfte es kein klassischer Sprinttag werden – zu selektiv ist das Terrain in der zweiten Hälfte.
Durazzo - Tirana, 160 Kilometer
Durazzo - Tirana, 160 Kilometer
Der erste markante Anstieg des Tages führt nach Gracen – 12,9 Kilometer lang bei durchschnittlich 5,9 Prozent – er wird allerdings rund 80 Kilometer vor dem Ziel überquert und dürfte noch keine Rennentscheidung bringen. Die Hauptaktion ist auf den Schlussanstieg nach Surrel zu erwarten, der zweimal gefahren wird: 6,9 Kilometer bei 4,6 Prozent im Schnitt, mit einer kurzen Rampe von bis zu 13 Prozent. Kein Berg für die reinen Kletterer, aber definitiv ein Profil, das Angreifer einlädt.
Der Gipfel liegt nur elf Kilometer vor dem Ziel – von dort geht es auf technisch anspruchsvoller Strecke bergab bis fast zur Ziellinie in Tirana. Wer hier eine Lücke reißt, könnte sich mit einem prestigeträchtigen Etappensieg belohnen. Trotz eines vermutlich noch größeren Hauptfeldes ist ein Massensprint eher unwahrscheinlich – diese Auftaktetappe birgt Überraschungspotenzial.
Das Wetter
Der Giro d’Italia 2025 beginnt unter leicht bewölktem Himmel und mit westlichem Wind – ein Rückenwind also, der im Schlussanstieg für zusätzliches Tempo sorgen und Angriffe begünstigen dürfte. Die Bühne ist bereitet für ein spannendes Finale in Tirana.

Die Favoriten

Mads Pedersen – In starker Form sollte Pedersen die Anstiege gut überstehen. Im Sprint gehört er zu den stärksten Fahrern im Feld und ist ein heißer Kandidat für das erste Rosa Trikot. Der hügelige Parcours kommt auch Ausreißern entgegen, doch mit Unterstützung von Fahrern wie Giulio Ciccone und Mathias Vacek könnte das Feld kontrolliert und ein Sprint vorbereitet werden – oder eben eine offensive Karte gespielt werden.
Wout van Aert – Auch Visma steht vor einem möglichen Sprintfinale. Simon Yates und Wilco Kelderman dürften die Kontrolle im Feld übernehmen, um van Aert eine Chance auf Rosa zu ermöglichen. Selbst Olav Kooij könnte das Terrain überstehen. Nach seiner krankheitsbedingten Pause stellt sich allerdings die Frage: Wie fit ist van Aert? Seine Kletterwerte im April waren überzeugend, auch wenn ihm die letzte Spritzigkeit fehlen könnte. Mit der richtigen Positionierung ist ein Etappensieg aber absolut realistisch.
Ein Sprint ist das wahrscheinlichste Szenario – doch wer ist am Ende noch dabei? Am ersten Tag einer Grand Tour will niemand zu früh ans Limit gehen. Kaden Groves gehört wie Pedersen und van Aert zum engsten Favoritenkreis, muss aber seine Kletterfähigkeiten unter Beweis stellen. Auch Paul Magnier, Luca Mozzato und Orluis Aular haben das Zeug dazu, brauchen aber sehr gute Beine.
In Lauerstellung sind Sprinter, die die Anstiege gut bewältigen, aber auf ein hartes Rennen hoffen, um Konkurrenten loszuwerden – etwa Corbin Strong, Filippo Fiorelli, Rick Pluimers und das AG2R-Duo Andrea Vendrame (Tirreno-Etappensieger) und Dorian Godon.
Und was machen die Klassementfahrer? Primoz Roglic und Juan Ayuso haben die Qualität für Angriffe, werden sich aber wohl zurückhalten und langfristig denken – das Rosa Trikot könnte trotzdem schnell in ihre Richtung wandern. Anders sieht es bei offensiveren Fahrern aus, die einen Etappensieg und einen Tag im Rosa Trikot anstreben. Daniel Martínez und Isaac del Toro könnten in diese Rolle schlüpfen.
Auch aggressive Fahrer wie Richard Carapaz und Romain Bardet, der gerne früh angreift, sind Optionen. Dazu gesellt sich ein formstarkes Trio mit Michael Storer, Derek Gee und Thymen Arensman, die auf solchen, nicht zu steilen Anstiegen glänzen. Egan Bernal ist ebenfalls ein ernstzunehmender Joker auf diesem Terrain.
Nicht zu unterschätzen sind Puncheure wie Diego Ulissi, Christian Scaroni und Kévin Geniets, denen das Profil liegt. Zeitfahrspezialisten wie Joshua Tarling, Marco Frigo und Mattia Cattaneo könnten bei einem späten Vorstoß unauffällig enteilen.
Und schließlich gibt es die Abfahrts-Spezialisten: Tom Pidcock und Pello Bilbao sind prädestiniert für die technisch anspruchsvolle Abfahrt ins Ziel – sie könnten sowohl am Anstieg als auch bergab für Furore sorgen.
Fazit: Ein offener, taktisch vielseitiger erster Tag mit Rückenwind für Angriffe, explosivem Terrain und einem Rosa Trikot, das viele Träume wecken dürfte.

Prognose Giro d'Italia 2025 Etappe 1:

*** Mads Pedersen, Wout Van Aert
** Kaden Groves, Corbin Strong, Tom Pidcock
* Mathias Vacek, Olav Kooij, Luca Mozzato, Andrea Vendrame, Dorian Godon, Rick Pluimers, Filippo Fiorelli, Joshua Tarling, Romain Bardet, Diego Ulissi, Christian Scaroni, Primoz Roglic, Juan Ayuso, Richard Carapaz, Thymen Arensman, Michael Storer, Derek Gee
Unser Tipp: Mads Pedersen
Wie: Reduzierter Massensprint
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