Die
Unibet Tietema Rockets gehören zu den spannendsten und modernsten Projekten im professionellen Radsport. Seit ihrer Gründung hat die Mannschaft unter der Leitung von
Bas Tietema Jahr für Jahr Fortschritte gemacht – sportlich, organisatorisch und medial. Für die Saison 2026 konnte das französische Team mit
Dylan Groenewegen einen Top-Sprinter verpflichten, der als neuer Anführer fungiert. Der Traum von einer Teilnahme an der Tour de France rückt damit immer näher. Doch Tietema weiß: Der Weg an die Spitze ist lang – und dort dominieren aktuell nur wenige Teams.
„Man will Spannung haben“
Im Podcast Hotseat von Domestique sprach Tietema offen über die zunehmende Dominanz einiger Mannschaften und mögliche Wege, das Gleichgewicht im Peloton wiederherzustellen. „Ich denke, jede Sportart hat ein Interesse an einem Wettbewerb, bei dem nicht von vornherein feststeht, wer gewinnen wird. Man will Spannung haben“, erklärte der Niederländer.
Er zog einen Vergleich zu amerikanischen Sportarten, in denen durch Draft-Systeme und Gehaltsobergrenzen mehr Chancengleichheit geschaffen werde. „Das ist auch ein Weg, um mehr Fairness oder gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen“, so Tietema.
„Man will nicht, dass der Sport langweilig wird“
Natürlich würde eine solche Reform kleineren Teams wie den Unibet Tietema Rockets helfen. Doch Tietema spricht hier nicht nur als Teammanager, sondern auch als Fan. „Eine Obergrenze ist vielleicht ein weiterer Weg, um mehr Gleichheit zu schaffen. Aber es gibt Teams, die im Moment weit über dem Rest stehen. Es ist nicht ihre Schuld – sie machen vieles richtig und gewinnen viel. Aber für den Sport insgesamt will man nicht, dass er langweilig wird.“
Zwischen Bewunderung und Überdruss besteht laut Tietema ein schmaler Grat. „Einerseits will man Helden, andererseits Charaktere. Man braucht Fahrer, die öfter gewinnen als andere. Aber sobald es langweilig wird, ist es zu viel.“
Diese Aussage trifft den Nerv vieler Radsportfans, insbesondere in Zeiten, in denen Tadej Pogacar scheinbar unantastbar wirkt und den Sport mit seiner Dominanz prägt.
Dominanz ist zyklisch
Große Veränderungen erwartet Tietema dennoch nicht. Dominanz, glaubt er, sei Teil des natürlichen Zyklus des Sports. „Die UAE haben dieses Jahr alle Rekorde gebrochen. Aber ich glaube, dass immer wieder neue Fahrer kommen werden. Selbst wenn die Stars älter werden – es gibt so viele Gründe, warum sich Dinge ändern können. Es gibt immer ein neues Kind im Block.“
Er verweist auf die Geschichte anderer Sportarten: „Ferrari hat in der Formel 1 einst alles gewonnen und kämpft heute. Team Sky hat jahrelang jede Tour dominiert, und jetzt läuft es für sie nicht mehr. Es gibt immer eine neue Generation, die das Gleichgewicht verändert.“ Fahrer wie Paul Seixas oder Jarno Widar könnten laut Tietema in den kommenden Jahren jene Rollen übernehmen, die heute von Pogacar oder Vingegaard geprägt werden.
Wachstum mit Vision
Noch spielt Unibet Tietema Rockets nicht auf dem Niveau der großen World-Tour-Teams. Doch der Aufwärtstrend ist deutlich. Das Team wächst – sportlich, finanziell und in seiner medialen Reichweite. „Wir haben nicht mit einem Business Case oder Sponsorendeck angefangen. Wir begannen mit Menschen, die an unser Projekt glaubten. Um sie herum haben wir ein echtes Team aufgebaut. Es war ein steiler Aufstieg, aber wir haben uns mit Leuten umgeben, die wissen, wie man ein professionelles Radsportteam aufbaut“, erklärt Tietema.
Mit Fahrern wie Groenewegen,
Wout Poels und Niklas Larsen blickt das Team optimistisch in die Zukunft. „Dylan ist nicht wegen des Geldes hier. Er will ein Vermächtnis hinterlassen. Und Wout ist nicht nur ein Mentor, er kann immer noch Rennen gewinnen“, betont Tietema.
Mehr als nur Ergebnisse
Doch für ihn geht es nicht allein um sportlichen Erfolg. „Es geht nicht nur um die World Tour“, sagt er. „Es geht darum, die größte Fangemeinde im Radsport aufzubauen. Wenn wir auch nur ein paar Prozent der Art und Weise verändern können, wie der Sport mit den Menschen in Verbindung steht, ist das schon enorm.“
Die Vision der Unibet Tietema Rockets bleibt damit klar: Ein Team, das sportlichen Ehrgeiz mit Nahbarkeit, Authentizität und Begeisterung verbindet. Ein Ansatz, der nicht nur frischen Wind ins Peloton bringt, sondern auch zeigt, dass Radsport mehr sein kann als nur das Rennen um Siege.