„Etappe 18 ist wirklich eine Schande – sie ergibt keinen Sinn“: Kritik am Tour de France-Parcours 2026 reißt nicht ab

Radsport
Montag, 27 Oktober 2025 um 16:03
Onley, Vingegaard und Pogacar
Der niederländische Ex-Profi und heutige Analyst Thijs Zonneveld ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – und auch sein Urteil über die kürzlich vorgestellte Strecke der Tour de France 2026 fällt gewohnt scharf aus. Der 45-Jährige wirft den Organisatoren vor, „auf Nummer sicher“ zu gehen und eine Bergwoche zu planen, die keinen Sinn ergibt. Eine der Alpenetappen bezeichnete er sogar als „wirklich eine Schande“.
Anstatt die Gestaltung der letzten Woche zu loben, kritisiert Zonneveld eine seiner Meinung nach zu vorsichtige Herangehensweise, die die Tour ihrer typischen Spannung beraube:
„Letztes Jahr konnte jede Etappe in jede Richtung gehen“, sagte er. „Das ist jetzt komplett aufgegeben worden.“
Für Zonneveld liegt das Problem nicht in der Menge der Steigungen, sondern in deren Charakter: lange, gleichmäßige Anstiege, die seiner Ansicht nach aggressives Racing verhindern und kaum Raum für taktische Überraschungen lassen.

Die "Bergetappe", die keine ist

Besonders scharf fiel Zonnevelds Kritik an der Fahrt nach Orcières-Merlette aus, die offiziell als Bergetappe ausgeschrieben ist. Nach seiner Einschätzung verdient sie diese Bezeichnung jedoch nicht.
„Die 18. Etappe ist meiner Meinung nach wirklich eine Schande. Sie nennen es eine Bergetappe, aber es ist eher eine Light-Version eines Klettertages. Zwei oder drei Prozent Steigung über Stunden, dann vielleicht fünf – und der Schlussanstieg hat im Schnitt gerade einmal sechs. Den kann man auf dem großen Blatt mit 35 Stundenkilometern hochfahren.“
- Thijs Zonneveld
Zonneveld erinnerte an die Tour-Ausgabe 2020, als Primož Roglič auf demselben Anstieg nur minimale Zeitgewinne erzielte:
„Damals fuhr Jumbo von unten Tempo, als wäre es eine Ausreißergruppe – und oben kamen immer noch rund fünfzehn Fahrer gemeinsam an“, sagte er. „Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man solche Etappen überhaupt einplant.“

Vorhersehbare Rennen, falsches Timing

Zonneveld stört sich vor allem daran, dass ein derart zahmes Profil ausgerechnet in der entscheidenden Schlusswoche platziert wurde – also zu einem Zeitpunkt, an dem die Tour seiner Meinung nach am explosivsten sein sollte.
„Wenn es früh im Rennen wäre, würde ich es verstehen“, erklärte er. „Dann kann man die Abstände klein halten. Aber jetzt? Das macht keinen Sinn.“ Er bezeichnete die Etappe als „einfach langweilig“ und kritisierte, dass „bis zu den letzten fünf Kilometern nichts passiert“.

Selbst Alpe d'Huez vermag nicht zu begeistern

Zonneveld spielte auch den Hype um die Zielankunft auf der Alpe d’Huez am folgenden Tag herunter. Zwar sei der Anstieg selbst legendär, doch seiner Meinung nach fehle es dem Weg dorthin an Spannung.
„Vielleicht wird der Rekord von Marco Pantani gebrochen – aber das ist wahrscheinlich das Einzige, was dort passieren könnte“, sagte er. „Wenn man eine solche Etappe plant, sollte man wenigstens etwas daraus machen.“
In Zonnevelds Augen droht die Tour de France 2026 dadurch zu ordentlich und vorhersehbar zu werden – ein Rennen, dem jene Prise Chaos und Unberechenbarkeit fehlt, die die vergangenen Ausgaben so fesselnd gemacht haben.
„Das fühlt sich an wie eine Tour ohne Mut“, schloss er. „Selbst die sogenannten Königinnen-Etappen wirken wie verpasste Chancen.“
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