Iván García Cortina vom Movistar-Team ist überzeugt, dass selbst
Tadej Pogacar – aktuell die dominierende Kraft im Radsport – besiegt werden kann. Grund für seinen Optimismus ist ein spürbar erstarktes Team rund um einen wiederauflebenden
Enric Mas und Neuzugang
Cian Uijtdebroeks. Im Gespräch mit Marca zog der Spanier Bilanz über seine Saison 2025 und blickte selbstbewusst in die Zukunft.
„Ein gutes Jahr – aber uns fehlte das i-Tüpfelchen“
„Es war eine gute Saison“, sagte Cortina. „Ich war bei den Klassikern vorne dabei, mit einem Top-Ten-Platz in Flandern, habe in Asturien gewonnen und bei Tour und Vuelta hart fürs Team gearbeitet. Alle waren zufrieden.“
Sportlich wie mental sieht er Movistar klar im Aufwind – auch wenn ein großer Erfolg ausblieb. „Uns fehlte das i-Tüpfelchen: ein Etappensieg bei einer Grand Tour. Wir hätten einen bei der Tour oder der Vuelta verdient, aber er kam nicht. Trotzdem waren wir jeden Tag konkurrenzfähig.“
Die Moral im Team sei trotz allem stark geblieben. „Was Einstellung und Einsatz betrifft, war es ein Spitzenjahr. Die Basis steht. 2026 wollen wir das in Siege umwandeln.“
Mit einem neu strukturierten Kern und viel Selbstvertrauen geht das spanische Team nun das Ziel an, wieder regelmäßig auf höchstem Niveau um Siege mitzufahren – auch gegen einen Giganten wie Pogacar.
Cortina in Aktion im Jahr 2025
Verpflichtung von Cian Uijtdebroeks
Einer der größten Hoffnungsträger für Movistar ist die überraschende Verpflichtung von Cian Uijtdebroeks vom Team Visma | Lease a Bike – einer der spektakulärsten Transfercoups des Winters. „Die Verpflichtung von Cian war eine völlige Überraschung – wir wussten nichts davon“, sagte Iván García Cortina. „Aber er ist eine fantastische Ergänzung. Mehr Führungsoptionen zu haben, ist für das Team nur positiv. Enric und er können sich gegenseitig perfekt ergänzen.“
Uijtdebroeks gilt als potenzieller zukünftiger Grand-Tour-Sieger. Zusammen mit einem wiedererstarkten Enric Mas wirkt Movistar für 2026 deutlich stärker aufgestellt als in den vergangenen Jahren.
„Enric ist gut und motiviert“
Cortina verriet, dass sich Mas nach seinem schweren Sturz bereits erholt. „Ich war gestern bei Enric – er läuft schon wieder. Er hat nur ein paar kleine Schnittverletzungen am Bein, und in etwa zwei Wochen wird er wieder ins Training einsteigen. Es geht ihm gut und er ist motiviert.“
Mas, mehrfacher Podestfahrer bei großen Rundfahrten, soll das Team auch 2026 anführen – unterstützt von einem deutlich breiteren Kern und neuer Überzeugung, dass Pogacars Dominanz nicht unangreifbar ist.
„Pogacar ist nicht unschlagbar“
Zum Weltmeister äußerte Cortina großen Respekt – aber keinen Fatalismus. „Pogacar ist unglaublich. Er ist auf dem Weg, einer der größten Fahrer der Geschichte zu werden. Wir können uns glücklich schätzen, ihn zu erleben – auch wenn er uns oft schlägt. Aber nein, ich glaube nicht, dass er unschlagbar ist. Manche Jahre laufen perfekt, im nächsten vielleicht nicht.“
„Wir sollten das Außergewöhnliche nicht normalisieren – so etwas gibt es nur alle paar Jahrzehnte“, betonte er.
Der Aufstieg der neuen Generation
Cortina lobte auch Isaac del Toro, das mexikanische Supertalent, das sein Debütjahr mit beeindruckenden Siegen beendete. „Del Toro hat am Ende der Saison fast alles gewonnen. Man sah sein Niveau schon in Australien“, sagte er. Gleichzeitig warnte er vor gefährlichen Vergleichen: „Die Leute müssen aufhören, ihn oder Seixas als den nächsten Pogacar zu bezeichnen. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen – das gilt auch für Ayuso und Carlos Rodríguez.“
Zu hohe Erwartungen könnten jungen Fahrern schaden: „Wenn man ihnen einredet, sie müssten der neue Contador sein, erzeugt man nur Druck. Am Ende geht man verloren, bis man lernt: Spaß haben, sich kümmern, hart arbeiten – dann kommen die Ergebnisse von selbst.“
Cortina selbst plant einen späteren Saisonstart, um erneut konstant zu sein. „Vielleicht Mallorca oder Castellón, dann Debüt im Oman. Danach Roubaix, kurze Pause, dann gezielter Aufbau für den zweiten Saisonhälfte. Ich hatte dieses Jahr 87 Renntage – mental kein Problem, nur etwas körperliche Müdigkeit. Ich bin jemand, der ohne Radfahren nicht stillsitzen kann.“
Mit einem fitten Mas, dem Uijtdebroeks-Faktor und großer Moral ist Movistar überzeugt: 2026 könnte das Jahr werden, in dem sich beweist, dass Pogacars Herrschaft nicht unausweichlich ist.