„Movistar könnte auch eine interessante Alternative sein“ - Johan Bruyneel über die mögliche Zukunft von Juan Ayuso

Radsport
durch Nic Gayer
Mittwoch, 03 September 2025 um 12:30
JuanAyuso
Der Ruhetag und die 10. Etappe der Vuelta a Espana standen ganz im Zeichen von Juan Ayuso. Sein Ausstieg aus dem UAE Team Emirates - XRG und der offene Streit mit der Teamleitung dominierten die Schlagzeilen. In einem Interview vor dem Start sprach der 21-Jährige ungewöhnlich offen über die Spannungen. Auch Johan Bruyneel und Spencer Martin äußerten ihre Einschätzungen – und brachten Movistar als mögliche neue Adresse ins Spiel.
Im The Move-Podcast zeigte sich der frühere belgische Sportdirektor überzeugt, dass Ayuso die einzig richtige Entscheidung getroffen habe. Ein Verbleib beim UAE-Team sei unmöglich gewesen:

Charakterfrage statt sportlicher Gründe

„Ich denke, das Problem ist eine charakterliche Unvereinbarkeit: Ayusos Persönlichkeit und seine Vorstellung vom Radsport passen nicht zur Philosophie des Teams“, erklärte Bruyneel. „Wenn ein Fahrer wie Ayuso nicht bekommt, was er will, neigt er dazu, die Mannschaft als diktatorisch zu bezeichnen. Ich sage das aus der Distanz – ich beurteile nur, was ich bei den Rennen und in seinem Interview sehe.“
Zur gleichen Zeit versuchte Teamchef Joxean Fernández Matxín, die Situation herunterzuspielen. In einem Interview betonte er, Ayuso bleibe bis zum 31. Dezember im Team und werde bei der Vuelta wertvolle Arbeit leisten. Doch Ayusos scharfe Worte sprechen eine andere Sprache: Er bezeichnete die Mannschaft als „Diktatur“ und enthüllte, dass eine Pressemitteilung vorzeitig verschickt worden sei – ohne sein Wissen. Hinter den Kulissen sei die Trennung bereits nach dem Giro d’Italia beschlossen worden.
In Spanien gilt der Wechsel zu LIDL-Trek als fast sicher. Medienberichte und Stimmen aus dem Movistar-Umfeld deuten darauf hin. Bruyneel sieht jedoch auch im spanischen WorldTour-Team eine reizvolle Perspektive für den jungen Profi aus Valencia.
„Wir wissen nicht, wie Ayusos Zukunft aussieht. LIDL-Trek wäre eine gute Option, da sie keinen klaren Gesamtklassement-Leader haben. Aber auch Movistar könnte spannend sein: Sie verfügen dank eines neuen Investors über ein größeres Budget, eine Verpflichtung bis 2029 – und Ayuso wäre unangefochten der Kapitän. Zudem könnten sie ihn langfristig in die Teamstruktur einbauen. Am Ende hängt alles vom Vertrag ab und davon, ob eine Ausstiegsklausel gezogen werden kann.“
Vorerst aber fährt Ayuso weiter die Vuelta. Auf der 10. Etappe nach Larra Belagua stellte er sich in den Dienst von Joao Almeida. Mit einem Etappensieg in der Tasche könnte der Spanier nun häufiger Helferdienste leisten – auch wenn er womöglich noch einmal auf eigene Rechnung angreifen wird.
„Wir sind jetzt in der Mitte der Vuelta, es bleiben noch 11 Etappen“, resümierte Bruyneel. „Ayuso hat heute Einsatz gezeigt und Almeida unterstützt, auch wenn er noch mehr hätte geben können. Matxín sagte, er könne sich eine weitere Chance suchen – aber meiner Meinung nach sollte er sich jetzt voll auf die Arbeit für die Mannschaft konzentrieren. Ob das Team die Autorität besitzt, ihn zu binden, ist fraglich.“
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading