„Ein Radfahrer muss sich darüber im Klaren sein, dass Solidarität nicht zur Debatte steht": Unzué warnt Ayuso vor dem Verlassen von UAE

Radsport
Mittwoch, 03 September 2025 um 12:15
JuanAyuso
Der Abgang von Juan Ayuso beim UAE Team Emirates wäre unter normalen Umständen kaum mehr als eine Randnotiz gewesen. Ein Transfer wie jener von Remco Evenepoel bei Quick-Step sorgt schließlich auch nicht für tagelange Schlagzeilen. Doch die Umstände sind anders: Ayusos offene Kritik, seine scharfen Worte während der Vuelta a España und das eskalierende Verhältnis zu seinem Team machen die Trennung zu einer der meistdiskutierten Geschichten dieser Radsport-Saison.
Besonders Ayusos Auftritt nach der offiziellen Mitteilung über seinen Abschied sorgte für Aufsehen. Der Spanier attackierte sein Team frontal und sprach von gezielten Versuchen, sein Ansehen zu beschädigen. „Ich weiß natürlich, warum sie es getan haben – um mein Image erneut zu schädigen, wie schon im Kommuniqué. Sie sprechen von Werten und Einigkeit, und dem stimme ich grundsätzlich zu. Aber am Ende fühlt es sich wie eine Diktatur an, eine einseitige Machtausübung. Ich hätte mir ein gutes Ende mit der Mannschaft gewünscht, doch offenbar war das nicht möglich“, erklärte Ayuso.

Unzué mahnt Solidarität an

Eusebio Unzué, der erfahrene Teamchef von Movistar, reagierte prompt auf die hitzige Debatte. Er schätzt Ayusos sportliche Klasse, kritisiert jedoch dessen Umgang mit der Situation. Für Unzué steht fest: In einem Mannschaftssport wie dem Radsport müsse Solidarität an erster Stelle stehen – auch wenn Einzelsiege im Rampenlicht stehen.
„Er hat großartige Leistungen gezeigt, wie etwa seinen Sieg auf der siebten Etappe der Vuelta. Solche Erfolge sind nur den ganz Großen vorbehalten. Aber wir dürfen nie vergessen: Das ist ein Teamsport, auch wenn am Ende ein einzelner Fahrer die Arme in die Höhe reißt“, betonte Unzué.
Konkret bemängelte er Ayusos Fahrweise bei der Rundfahrt. Der junge Spanier habe zu oft auf eigene Rechnung agiert, anstatt sich in den Dienst von Teamkollegen wie João Almeida zu stellen. Erst auf der zehnten Etappe habe er einmal klar gezeigt, was es bedeutet, Helferdienste zu leisten. Für Unzué ist das zu wenig.
„Ein Radfahrer muss sich darüber im Klaren sein, dass Solidarität nicht zur Debatte steht – egal, ob er selbst im Mittelpunkt steht oder ob es gilt, einen anderen nach vorne zu bringen“, so der Movistar-Direktor.
Trotz aller Kritik verzichtete Unzué auf ein endgültiges Urteil. Stattdessen versuchte er, die Kontroverse zu entschärfen – nicht ohne erneut Ayusos enormes Potenzial hervorzuheben.
„Ich werde keine Werturteile fällen, aber was klar ist: Juan Ayuso ist ein außergewöhnlicher Fahrer. Er hinterlässt Spuren, wie er Rennen prägt und Siege einfährt. Gleichzeitig gibt es Aspekte, die vielen Menschen weniger gefallen“, erklärte der Movistar-Chef.
Damit bleibt Ayuso eine Reizfigur des Radsports – gefeiert für seine Klasse, umstritten wegen seiner Worte und Handlungen. Sicher ist nur: Sein Abschied von den VAE markiert nicht das Ende der Debatte, sondern erst den Beginn eines neuen Kapitels.
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