An einem heißen Freitagnachmittag in Kigali, Ruanda, überfuhr
Lorenzo Finn nicht nur als Erster die Ziellinie im Straßenrennen der Männer U23 - er schrieb Radsportgeschichte.
Das 18-jährige Ausnahmetalent aus Italien bestätigte seinen Junioren-Weltmeistertitel aus dem Vorjahr in Zürich mit einem eindrucksvollen Solo-Sieg im Straßenrennen der Männer U23 bei der UCI Straßen-Weltmeisterschaft 2025. Damit wurde er erst der fünfte Fahrer, der in unterschiedlichen Altersklassen Weltmeistertitel errang - eine exklusive Gruppe, die laut
Cycling Statistics auf X nur
Greg LeMond,
Remco Evenepoel,
Mathieu van der Poel und Matej Mohoric umfasst.
Elite-Klub
Nur vier Fahrer vor Finn standen mehr als einmal in verschiedenen Altersklassen auf dem WM-Podium - und deren Namen lesen sich wie eine Ehrenliste der Radsport-Royals:
Greg LeMond - Junioren-Weltmeister 1979, Elite-Titel 1983 und 1989. Remco Evenepoel - Junioren-Titel 2018, Elite-Regenbogen-Trikot 2022. Mathieu van der Poel - Junioren-Weltmeister 2013, Elite-Straßenrennen-Titel 2023. Matej Mohoric - Back-to-Back-Siege in den Junioren- (2012) und U23- (2013) Kategorien.
Jetzt, an ihrer Seite: Lorenzo Finn (2024, 2025).
Während Evenepoel und van der Poel das U23-Rennen übersprungen und direkt in die Elite gewechselt sind, entschied sich Finn für den traditionelleren Weg - und dominierte ihn. Sein Triumph in Kigali mit nur 18 Jahren zeigt eindrucksvoll, wie weit er seiner Generation voraus ist.
Kigali: Ein Rennen des Verschleißes
Dies war nicht irgendein U23-Rennen - es war die erste Straßen-Weltmeisterschaften auf afrikanischem Boden. Kigali präsentierte einen brutalen, technischen Rundkurs, der das Rennen rasch in einen Verschleißkampf verwandelte.
Der entscheidende Moment kam auf der Côte de Kimihurura, einer der steilsten Rampen des Parcours. Finn setzte sich aus der Spitzengruppe ab, sofort öffnete sich eine Lücke. Nur der Schweizer Jan Huber konnte folgen. Mit noch 6,5 km bis zum Ziel attackierte Finn erneut - diesmal so hart, dass Huber nicht mehr mithalten konnte. Von da an fuhr der Italiener allein, ohne zurückzuschauen.
Wer ist Lorenzo Finn?
Kenner im Radsport hatten Finn bereits seit 2024 auf dem Radar, als er in Zürich mit einem späten, vernichtenden Angriff den Junioren-Weltmeistertitel holte.
Heute fährt er für das Nachwuchsteam von Red Bull - BORA - hansgrohe. Dort kombiniert er taktische Reife mit explosivem Klettertalent - eine seltene Mischung. Sein kometenhafter Aufstieg von der Junioren-Krone zur U23-Dominanz innerhalb eines Jahres ist nicht nur außergewöhnlich - er ist historisch.
Mit gerade einmal 18 Jahren trägt Finn bereits Regenbogentrikots in zwei Altersklassen.
Könnte Finn der nächste Evenepoel sein? Der nächste Van der Poel? Die Zukunft wird es zeigen. Doch die Ergebnisse in Kigali sprechen eine klare Sprache: Finn bringt Motor, Rennintelligenz und das Temperament für die ganz großen Rennen mit - und wird bereits in einer der ambitioniertesten Nachwuchsstrukturen des Profi-Pelotons ausgebildet.
In Kigali - wo die Welt zusah, wie Afrika erstmals Straßen-Weltmeisterschaften ausrichtete - nutzte Lorenzo Finn den Moment. Inmitten der Hitze, der Höhe und des Dramas gewann er nicht nur ein Radrennen. Er tat etwas, das bisher nur einigen der größten Namen des Sports gelungen ist.