„Ich werde einige Rennen mit dem World Tour Team fahren“ – Lorenzo Finn nach U23-Weltmeistertitel in Kigali vor Aufstieg bei Red Bull - BORA - hansgrohe

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 26 September 2025 um 17:15
Lorenzo Finn
Red Bull - BORA - hansgrohes 18-jähriges Ausnahmetalent Lorenzo Finn hat seiner Sammlung ein weiteres Regenbogentrikot hinzugefügt. Am Freitag triumphierte der Italiener bei den UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 2025 in Kigali im Rennen der Männer U23 mit einem beeindruckenden Solosieg. Nur ein Jahr nach seinem Junioren-WM-Titel in Zürich zeigte Finn erneut, dass er kein Strohfeuer ist, sondern ein künftiger Fixpunkt des internationalen Radsports.
„Das ist unglaublich“, sagte Finn im Ziel gegenüber Cycling Pro Net, während er unter der Sonne Ruandas strahlte. „Dies ist das größte Rennen, das man in dieser Kategorie gewinnen kann – und es zum zweiten Mal zu schaffen, ist einfach unglaublich.“

Taktische Brillanz auf brutalem Kurs

Das Rennen auf dem selektiven Kurs von Kigali forderte alles: Hitze, Höhenlage und das unerbittliche Tempo ließen Favoriten scheitern und Fahrer in Scharen aufgeben. Doch Finn bewies taktische Reife weit über sein Alter hinaus. Belgien kontrollierte lange das Feld, doch im letzten Drittel setzte sich Finn mit explosiven Entscheidungen entscheidend in Szene. „Ich sah, dass Jarno Widar nach dem Kopfsteinpflaster nicht mehr dabei war, und wusste, dass wir eine echte Chance hatten“, erklärte er. „Ich ging mit dem Schweizer Jan Huber nach vorne und bat ihn, für eine Medaille mitzuarbeiten. Er tat seinen Teil. Dann attackierte ich einfach und fuhr solo ins Ziel.“
Der entscheidende Angriff kam rund sieben Kilometer vor dem Ziel. Finn ließ Huber nach einer nervösen Zusammenarbeit stehen, verwandelte den Schlussabschnitt in ein Einzelzeitfahren und feierte unter dem Jubel der Menschen in Kigali mit erhobenen Armen seinen größten Triumph.
Die Hitze, die Höhe, der Druck – nichts brachte Finn aus der Ruhe. „Es war ein heißer Tag, und ich spüre meine Beine jetzt“, gab er zu. „Aber ich wusste, dass ich klug fahren musste. Warten, jemanden dabei haben – und dann in den letzten Kilometern angreifen. Das hat perfekt funktioniert.“
Obwohl Finn noch im ersten U23-Jahr fährt, steigert seine abgeklärte Dominanz die Erwartungen an seine Zukunft enorm. 2026 wird er wohl weiterhin überwiegend für das Entwicklungsprogramm von Red Bull - BORA starten – doch das Regenbogentrikot wird auch in größeren Rennen nicht zu übersehen sein. „Ich bleibe bei den Rookies, aber ich darf auch ein paar Rennen mit dem World Tour Team fahren“, bestätigte er. „Wenn man dieses Trikot trägt, muss man es zeigen. Vielleicht hat man diese Chance nie wieder.“
Eine besondere Verbindung führte Finn zudem nach England: Sein Vater stammt aus Sheffield – derselben Stadt wie Harry Hudson, der am selben Tag Gold im Junioren-Straßenrennen gewann. „Heute steht Yorkshire ganz oben, nehme ich an“, lachte Finn. „Ich wusste gar nicht, dass er auch aus Sheffield kommt. Das ist ziemlich cool.“
Mit den Europameisterschaften vor Augen bleibt nicht viel Zeit zum Feiern – doch verdient ist sie allemal. Nach einem von Verletzungen und einem Schlüsselbeinbruch geprägten Saisonstart meldete sich Finn eindrucksvoll zurück. „Die harte Arbeit – sie zahlt sich aus“, sagte er. „Das passiert nicht oft, deshalb werde ich es genießen. Und dann geht es wieder los.“
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