Die diesjährige Ausgabe der Lloyd’s Bank
Tour of Britain wird in die Geschichtsbücher eingehen. Nicht wegen der Route oder eines besonderen Etappenprofils, sondern weil sie das letzte Profirennen von
Geraint Thomas markiert. Der Waliser, einer der erfolgreichsten britischen Fahrer seiner Generation, verabschiedet sich damit von einer langen und glanzvollen Karriere. Doch beinahe hätte er dieses Abschiedsrennen gar nicht erreicht.
„Es könnte schlimmer sein, es ist nicht so schlimm“, erklärte der 40-Jährige lächelnd vor der ersten Etappe. Thomas schilderte, wie er nach Flugausfällen und Sturmwarnungen erst kurz nach Mitternacht in Großbritannien landete und schließlich gegen zwei Uhr morgens ins Bett fiel. „Gestern war ich mir nicht sicher, ob ich es überhaupt hierher schaffen würde. Aber jetzt bin ich einfach froh, dabei zu sein und freue mich auf die Woche.“
Abschied vor heimischem Publikum
Passend zu diesem besonderen Moment trägt das Team
Ineos Grenadiers ein eigens
entworfenes Sondertrikot. Es würdigt Thomas’ 16 Jahre in britischen Farben und erinnert an seine größten Erfolge, darunter der
Tour de France-Sieg 2018. „Der Aufwand, den das Team betrieben hat – mit den Fahrrädern, dem Trikot, und dazu der Zieleinlauf in Cardiff – das ist schon verrückt. Es wird eine besondere Woche, das ist sicher“, so Thomas.
Geraint Thomas schafft es gerade noch so
Sportlich betrachtet spielt der Waliser seine eigenen Ambitionen herunter. Die Strecke bietet ihm wenig, um ein letztes Mal um den Gesamtsieg zu kämpfen. Weder lange Anstiege noch ein Zeitfahren stehen auf dem Programm. „Das Wichtigste ist, die Atmosphäre zu genießen und das Beste daraus zu machen. Ich bin nicht in der Form, um zu gewinnen, aber ich kann meinen Teil für die Jungs leisten. Wir haben hier ein starkes Team.“
Im Fokus steht daher
Thymen Arensman, der bei Ineos Grenadiers die Gesamtwertung ins Visier nimmt. Entscheidend dürfte der vorletzte Tag mit der Bergankunft am „The Tumble“ werden – ein 5,5 Kilometer langer Anstieg mit 7,3 Prozent im Schnitt. Auch Sam Watson soll sich mit mutigen Attacken in Ausreißergruppen zeigen.
Ein würdiger Schlusspunkt einer großen Karriere
Für Thomas bedeutet die Tour of Britain 2025 nicht nur ein sportliches Kapitel, sondern vor allem einen emotionalen Abschied. „Es war wirklich ein Jahr voller letzter Male – letzter Trainingstag, letzte Ausfahrt, letztes Rennen. Anfangs schien dieses Ende noch weit weg, aber plötzlich ist es da“, erklärte er.
Ab 2026 übernimmt er eine Rolle im Management von Ineos, bleibt dem Radsport also erhalten. „Es fühlt sich nach dem richtigen Zeitpunkt an. Ich bin froh, dass es zu Ende geht – aber natürlich ist es auch ein seltsames Gefühl.“
Mit seiner Bodenständigkeit und seinem unverwechselbaren Humor bleibt Geraint Thomas auch in seinem Abschied sich selbst treu. Die Tour of Britain 2025 wird damit mehr als nur ein Rennen: Sie ist die letzte große Bühne eines Champions, der über Jahre das Gesicht des britischen Radsports prägte.