Leo Hayter wagt emotionales Comeback im Radsport: „Es ist unwahrscheinlich, dass alles perfekt wird“

Leo Hayter galt vor einigen Jahren als einer der größten Hoffnungsträger Großbritanniens. Mit Siegen beim U23-Giro d’Italia und bei Lüttich–Bastogne–Lüttich U23 empfahl er sich für die WorldTour und unterschrieb bei INEOS Grenadiers. Doch seine ersten Jahre als Profi verliefen nicht wie erhofft. Mentale Probleme machten es ihm unmöglich, dauerhaft auf dem höchsten Niveau zu fahren. Nach einem Jahr außerhalb der großen Bühne schließt er sich nun dem polnischen Continental-Team Voster ATS an.

Im August 2024 erklärte Hayter seinen Rücktritt bei INEOS. „Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, habe ich seit einigen Jahren zu kämpfen. Im Mai letzten Jahres wurde bei mir eine Depression diagnostiziert, und obwohl sich die Symptome zunächst besserten, befand ich mich wieder am selben Punkt. In diesem Jahr bin ich zusammengebrochen und habe seit einiger Zeit nicht mehr trainiert oder Rennen bestritten. Es ist unwahrscheinlich, dass ich dieses Jahr in den Profiradsport zurückkehre. Aus demselben Grund war es auch nicht realistisch, mit INEOS weiterzumachen“, erklärte er damals offen.

Nach einem harten Winter und einem schwierigen Jahr 2025, in dem er intensiv an seiner mentalen Gesundheit arbeitete, kündigte Hayter nun sein Comeback an. „Ich bin zuversichtlich, dass ich mental so weit bin, dass ich erfolgreich sein kann. Ist alles perfekt? Nein. Aber ein Teil dieses Prozesses war es, sich mit der Tatsache abzufinden, dass es das wahrscheinlich nie sein wird.“

Als Ziel hat er den Chrono des Nations am Saisonende ausgegeben. Dafür wollte er lediglich ein Trikot und ein Team, das er bei dieser prestigeträchtigen Zeitfahr-Veranstaltung vertreten kann. Auch wenn er körperlich noch nicht wieder auf dem Niveau seiner U23-Erfolge ist und nach eigenen Angaben Gewicht zugelegt hat, bringt er mit 24 Jahren weiterhin enormes Potenzial mit. Für Voster ATS bedeutet seine Verpflichtung nicht nur sportliche Perspektiven, sondern auch mediale Aufmerksamkeit.

„Ich bin wirklich froh, dass ich mich Voster ATS für den Rest der Saison anschließen kann. Für ein Team auf kontinentaler Ebene haben sie ein sehr professionelles Setup, und es fühlte sich natürlich an, sich ihnen anzuschließen“, sagte Hayter in einer Pressemitteilung. „Das Hauptziel ist der Chrono des Nations im Oktober, aber vielleicht ergibt sich schon vorher eine Gelegenheit. Ich bin sehr dankbar für die Chance, mich auf diesem Niveau erneut zu beweisen.“

Auch sportlicher Leiter Mariusz Witecki zeigte sich begeistert: „Leo Hayters Geschichte und seine Entschlossenheit, auf höchstem Niveau zurückzukehren, sind inspirierend. Wir sind stolz, ihn auf diesem Weg zu begleiten und werden ihn bestmöglich auf den Chrono des Nations vorbereiten.“

Für Voster ATS ist die Verpflichtung eine besondere Ehre, wie Witecki betonte: „Ein Fahrer mit WorldTour-Erfahrung und Erfolgen wie dem U23-Giro, Lüttich–Bastogne–Lüttich U23 und einer WM-Bronzemedaille ist eine Bereicherung für unser Team. Wenn wir auch nur einen kleinen Beitrag zu seiner Rückkehr in die Weltspitze leisten können, erfüllt uns das mit Stolz.“