„Ich hasse es, Fahrer abzuschreiben, aber Vingegaard hat sein Limit erreicht“ – Experten sehen Pogacar 2026 ohne echten Rivalen

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 21 Oktober 2025 um 19:00
Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard
Tadej Pogacar könnte 2026 ohne ernsthafte Konkurrenz an der Spitze des Männerradsports stehen – davon sind die ehemaligen Profis Nicolas Fritsch und Steve Chainel überzeugt. In der Eurosport-Sendung Bistrot Vélo analysierten die beiden französischen Experten die aktuelle Hierarchie im Peloton nach einer weiteren dominanten Saison des Slowenen – und kamen zu dem Schluss, dass Jonas Vingegaard seinen Zenit erreicht haben könnte.
„Ich hasse es, Fahrer abzuschreiben“, sagte Fritsch, „aber für mich ist Vingegaard jetzt klar unter Pogacar einzuordnen. Er hat sein Maximum erreicht – ein außergewöhnliches Niveau, ja, der zweitbeste Etappenfahrer der Welt – aber er entwickelt sich nicht mehr weiter, während Pogacar sich immer noch verbessert.“

Pogacars Schatten über dem Peloton

Fritsch, selbst ehemaliger Profi aus den frühen 2000er-Jahren, sieht einen Wendepunkt seit Vingegaards Triumph 2023, als dieser Pogacar im Zeitfahren von Combloux besiegte und seinen zweiten Toursieg feierte. „Das war sein Höhepunkt“, erklärte Fritsch. „Seitdem hatte er einen schweren Sturz, kämpfte sich beeindruckend zurück – aber ich sehe nicht, dass er wieder dieses Niveau erreicht. Vielleicht kann er noch eine Grand Tour gewinnen, wenn Pogacar nicht dabei ist – aber nur dann.“
Auch Chainel, langjähriger Eurosport-Kommentator und ehemaliger Fahrer bei FDJ und AG2R, teilt diese Einschätzung. „Vingegaard ist immer noch der Zweitbeste der Welt – das sagt viel über seine Klasse“, meinte er. „Aber wenn alles normal läuft, kann er Pogacar nicht mehr im direkten Duell schlagen. Er wird weiter große Rennen gewinnen, nur nicht mehr gegen Tadej auf Augenhöhe.“
Beide Experten glauben, dass Vingegaard seine Ambitionen künftig auf den Giro d’Italia richten könnte. „Wenn ich er wäre, würde ich versuchen, den Giro zu gewinnen – um alle drei Grand Tours in der Karriere zu holen“, sagte Fritsch. „Das mag so wirken, als würde er Pogacar aus dem Weg gehen, aber strategisch ergibt es Sinn.“

Van der Poel und Evenepoel – die Rivalen des Frühlings

Abseits der großen Rundfahrten sehen Fritsch und Chainel die gefährlichsten Gegner Pogacars bei den Frühjahrsklassikern. Besonders Mathieu van der Poel und Remco Evenepoel könnten den Slowenen fordern.
„Van der Poel hat bewiesen, dass er Pogacar auf seinem Terrain – also bei Mailand-Sanremo oder Paris-Roubaix – Paroli bieten kann, wenn er bei 100 Prozent ist“, erklärte Fritsch. „Bei der Flandern-Rundfahrt hatte Pogacar zuletzt die Oberhand, aber im März und April wird Mathieu wieder ein ernsthafter Rivale sein.“
Evenepoel sehen beide als den Fahrer, der Pogacar auf unterschiedlichen Terrains wirklich testen kann. „Er war Ende 2025 stärker als je zuvor“, so Fritsch. „Zum ersten Mal hatte er eine vollständige Saisonvorbereitung ohne Stürze oder Rückschläge. Mit seinem neuen Teamumfeld kann er sich 2026 weiter steigern.“

Das Pogacar-Problem

Am Ende jedoch kommen beide zu demselben Fazit: Pogacar bleibt die Messlatte des modernen Radsports. „Wenn ich wetten müsste“, sagte Fritsch, „würde ich ohne Zögern auf Pogacar für einen weiteren dominanten Toursieg 2026 setzen. Leider gibt es im Moment niemanden, der wirklich auf seinem Niveau ist – und das mindert ein wenig die Spannung.“
Chainel fasste es mit einem Satz zusammen, der Pogacars Status perfekt beschreibt: „Pogacar macht immer noch Fortschritte, er ist immer noch hungrig. Das ist das Beängstigende. Wenn der beste Fahrer der Welt ständig neue Wege findet, sich zu verbessern, können die anderen nichts tun.“
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