Wout van Aerts Saison als unterschätztes Meisterwerk

Radsport
Dienstag, 21 Oktober 2025 um 16:30
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In einer Saison, in der der belgische Radsport von endlosen Debatten über die strahlendsten Namen dominiert wurde, hat der ehemalige Profi und heutige Analyst Jan Bakelants die Fans aufgefordert, Wout van Aerts Kampagne 2025 nicht zu unterschätzen – er bezeichnete sie als eine Saison, an die man sich noch in dreißig Jahren erinnern werde.
Viele deuteten Van Aerts geringe Anzahl an Siegen als Zeichen eines Rückschritts. Doch Bakelants betont, dass Zahlen nur einen Teil der Wahrheit abbilden. Der Fahrer des Teams Visma | Lease a Bike hat in diesem Jahr zwar lediglich zwei Siege errungen, doch beide seien sportlich von außergewöhnlicher Bedeutung gewesen.
"Er hat zwar nur zweimal gewonnen, aber beide Male in entscheidenden Momenten", erklärte Bakelants in seiner jährlichen Analyse für HLN. "Es gibt Siege – und es gibt Siege. Aus Marketingsicht ist ein Sonntagssieg bei einer Grand Tour deutlich wertvoller als einer an einem Dienstag oder Donnerstag."

Triumphe für das kollektive Gedächtnis

Van Aerts Etappensieg beim Giro d’Italia nach Siena im Stil der Strade Bianche und sein Tour-de-France-Finale auf der La Butte Montmartre in Paris sind für Bakelants ein Beweis anhaltender Klasse. "Das sind Triumphe für das kollektive Gedächtnis – Momente, über die man noch in Jahrzehnten sprechen wird", sagte er. "Vor allem die letzte Etappe in Paris war spektakulär. Wout war der Urheber eines der größten Radsportmomente des Jahres."
Nach einem schwierigen Tour-Start, bei dem zunächst kaum etwas zusammenlief, war Van Aerts Triumph in Paris für Bakelants eine ultimative Demonstration von Widerstandskraft. "Er hat außergewöhnliche mentale Stärke bewiesen. Viele hätten nach einer solchen Tour aufgegeben – aber er kämpfte weiter und krönte sie mit etwas ganz Besonderem."
Bakelants räumt ein, dass Van Aert 2025 wohl kaum den Kristallen Fiets gewinnen wird, da die Öffentlichkeit weiterhin "einen großen Klassiker" erwartet, bevor er dafür in Frage kommt. Er betont jedoch, dass nur wenige Fahrer – gemessen an Kontext und Prestige – Siege von vergleichbarer emotionaler und sportlicher Bedeutung eingefahren haben.

Evenepoel nach Rückschlag wieder dominant

Bakelants lobte auch Remco Evenepoel, der in diesem Jahr den Kristallen Fiets gewinnen und damit den Rekord von Johan Museeuw einstellen könnte. Trotz eines schweren Trainingssturzes im Dezember 2024, der seinen Saisonstart verzögerte, lieferte der Leader von Soudal – Quick-Step erneut eine Weltklasse-Kampagne ab. Gekrönt wurde sie von Welt- und Europameistertiteln im Zeitfahren sowie einer Serie konstanter Spitzenresultate.
"Unter den Belgiern, die auf höchstem Niveau fahren, gab es keine Überraschungen – und Remco führt die Liste natürlich an", sagte Bakelants. "Ohne den Unfall hätte er in diesem Jahr sicherlich noch mehr erreicht."
Er hob Evenepoels frühen Rhythmus hervor und betonte, was möglich gewesen wäre, wenn er bei Etappenrennen wie Paris–Nizza oder Tirreno–Adriatico gegen Pogacar hätte antreten können. "Wenn Pogacar nicht dabei gewesen wäre, hätte Remco wohl noch mehr gewonnen", sagte er. "Wenn man bedenkt, dass er nur eine halbe Saison hatte, war das, was er erreicht hat, außergewöhnlich."
Seine unerbittliche Konstanz mache Evenepoel, so Bakelants abschließend, weiterhin zum klaren Aushängeschild Belgiens: "Er ist in der Pole Position für ein fünftes Kristallen Fiets. Niemand sonst hat in diesem Jahr ein solches Niveau an Dominanz erreicht."
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