Der Aufstieg von
Kevin Vauquelin zählt zu den bemerkenswertesten Erfolgsgeschichten des französischen Radsports in den letzten Jahren. Nach intensiven Jahren bei Arkéa–B&B Hotels, in denen er das Team sowohl sportlich als auch strukturell durch schwierige Zeiten trug, wagt der 24-Jährige nun den nächsten Schritt. Ab 2026 wird Vauquelin Teil der
INEOS Grenadiers, die sich nach einigen durchwachsenen Saisons neu aufstellen und wieder zu alter Grand-Tour-Stärke finden wollen.
Mit seinem siebten Platz bei der
Tour de France 2025 hat sich der Normanne endgültig als einer der vielseitigsten Fahrer seiner Generation etabliert. Sein Wechsel zu INEOS ist sowohl ein persönlicher Meilenstein als auch ein Signal für den ambitionierten Neuaufbau des britischen Rennstalls.
„Es war immer ein Traumteam für mich“
„Es ist eine logische Entscheidung. INEOS war immer ein Traumteam für mich“, erklärte Vauquelin gegenüber Eurosport. „Ich komme von der Rennstrecke, und ich weiß, wie anspruchsvoll die Briten sind, wenn es um Leistung geht. Manchmal sind sie anderen Nationen voraus – das hat mich schon immer fasziniert. Ich will mein Potenzial zu 100 Prozent ausschöpfen, und dafür muss ich aus meiner Komfortzone heraus. Ich bin mit Arkéa aufgewachsen, das war meine Familie. Aber jetzt ist es Zeit, mich mit noch stärkeren Fahrern zu messen.“
Neue Herausforderungen bei INEOS
Für Vauquelin bedeutet der Wechsel nicht nur ein neues Umfeld, sondern auch eine größere Plattform, um seine Ambitionen zu verwirklichen. „Ich habe bei einem Team unterschrieben, das wieder Einfluss auf die großen Rennen nehmen will“, sagte er. „Der Sommer hat mir gezeigt, dass ich mich auf diesem Niveau behaupten kann. INEOS ist ein Team, das zu mir passt – es hatte zuletzt weniger Fahrer mit meinem Profil, und es kehrt nun zu seinen Wurzeln zurück. Ich kann dort die Erfahrung und Struktur nutzen, aber auch die Kreativität einbringen, die ich bei Arkéa gelernt habe.“
Zwischen Angriffslust und Neugier
Vauquelin beschreibt sich selbst als Fahrer, der lieber riskiert, als zu verwalten. „Ich bin ein offensiver Fahrer. Ich baue meine Gesamtwertung lieber durch Attacken auf. Ich überquere die Ziellinie lieber völlig leer, weil ich es versucht habe, als einfach nur mitzurollen. Ich handle instinktiv – und wenn ich spüre, dass es nicht meins ist, lasse ich es. Es geht mir nicht darum, allen zu gefallen, sondern meinen Charakter zu zeigen.“
Der Franzose will sich dabei nicht festlegen. „Ich bin immer noch dabei, mich selbst zu entdecken. Mein großes Ziel ist es, ein einwöchiges Rennen zu gewinnen – Paris–Nizza zum Beispiel. Wenn es ein Mannschaftszeitfahren gibt, ist es natürlich ein Vorteil, bei INEOS zu sein – mit Fahrern wie Filippo Ganna, Thymen Arensman oder Magnus Sheffield. Auch wenn das meinen Beinen wehtun wird.“
Eine neue Seite bei der Tour
Rückblickend auf seine bisher beste Tour de France spricht Vauquelin offen über seine Entwicklung: „Ich bin in die Tour gegangen, um eine Etappe zu gewinnen, besonders in der Normandie. Nach meiner Form bei der Tour de Suisse wollte ich einfach vorn mitfahren und Spaß haben. Aber mit jedem Tag wurde mir klar, dass ich mehr erreichen kann. Ich wollte die Etappen wie Eintagesrennen fahren – das hat mich in die Gesamtwertung gebracht. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde.“
Ein Angreifer mit Zukunft
Mit seinem offensiven Stil und seiner ruhigen Reife verkörpert Kevin Vauquelin eine neue Generation französischer Hoffnungsträger – ehrgeizig, reflektiert und unbeirrbar. Sein Wechsel zu INEOS Grenadiers ist mehr als nur ein Transfer: Es ist der Beginn eines Projekts, das beide Seiten verändern könnte.
„Ich bin dabei, eine Liebesbeziehung mit der Tour de France aufzubauen“, sagte er mit einem Lächeln. „Es ist das berühmteste Rennen der Welt. Warum also nicht versuchen, im Juli um den Sieg zu kämpfen?“