Die
INEOS Grenadiers haben bestätigt, dass während eines Trainingslagers im Jahr 2025 Kohlenmonoxid (CO)-Rückatmungsgeräte verwendet wurden, nachdem
die Times berichtet hatte, dass die Fahrer aufgefordert worden waren, Einverständniserklärungen zu unterschreiben, bevor sie sich der inzwischen umstrittenen Testmethode unterzogen.
Das britische Team INEOS hatte zunächst bestritten, im Jahr 2024 CO-Rückatmungsgeräte eingesetzt zu haben – auch während der
Tour de France. Zuvor waren Vorwürfe laut geworden, dass mehrere WorldTour-Mannschaften, darunter UAE Team Emirates, Team Visma | Lease a Bike und Israel-Premier Tech, die leistungsbezogene Überwachungstechnologie genutzt hätten.
Wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Times vorliegen, führte INEOS in Zimmer 101 des Syncrosfera Fitness- und Gesundheitshotels in Ostspanien Kohlenmonoxid-Rückatmungstests durch – nur wenige Tage, bevor die neuen Anti-Doping-Regeln in Kraft traten.
Die Times berichtete: „Erst nachdem die Zeitung von den Tests in Spanien erfahren hatte – und nachdem der Kommunikationsdirektor des Teams bestritten hatte, dass während der Tour de France 2024 Tests durchgeführt worden seien – bestätigte INEOS den Einsatz von Kohlenmonoxid.“
"Wir haben es nie zur Leistungssteigerung eingesetzt"
In einer gegenüber Road.cc abgegebenen Erklärung behauptete das Team, dass es sich bei der Anwendung der Methode um eine reine Diagnosemethode handele: „Die INEOS Grenadiers haben diese Methode weder in der Rennsaison 2024 noch in den Saisons davor angewandt - um jeden Zweifel auszuschließen, schließt dies die Tour de France 2024 ein."
„Das Team hat dies seitdem als Diagnoseinstrument verwendet - es wurde immer nur als Messmethode verwendet, um zu überprüfen, wie einzelne Fahrer auf die Höhe (dies kann eine simulierte oder natürliche Höhe sein) sowie auf Hitzestress und Training reagieren", so INEOS weiter. „Wir haben es nie zur Leistungssteigerung verwendet und haben uns immer an die Regeln und Vorschriften der
UCI zu diesem Thema gehalten."
Das Team INEOS Grenadiers posiert während der Teampräsentation bei der Tour de France 2025
Warum die CO-Rückatmung im Radsport umstritten ist
Laut einem Bericht der Times wurden bei den umstrittenen Tests sieben Fahrer – darunter offenbar auch Teenager – fünf bis sechs Minuten lang einer Mischung aus Sauerstoff und Kohlenmonoxid ausgesetzt. Nach einer kurzen Pause folgte ein zweiter Durchgang. Fachleute betonen, dass wiederholte Tests in einer Sitzung grundsätzlich Teil wissenschaftlicher Standardpraxis sein können, um verlässliche Durchschnittswerte zu ermitteln. Dennoch sorgte der Zeitpunkt der Experimente für erhebliche Kritik.
Auffälliger Zeitpunkt der Tests
Die zweite Testreihe fand am 1. Februar statt – just an dem Tag, an dem die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) neue Maßnahmen zur Einschränkung der Kohlenmonoxid-Inhalation ankündigte. Ab dem 10. Februar führte die UCI eine Regel ein, die CO-Rückatmung auf einen einzelnen Test innerhalb von zwei Wochen begrenzt. Zudem darf die Methode nur zu diagnostischen Zwecken und unter strenger ärztlicher Aufsicht angewendet werden.
Laut dem Bericht wurden die Tests von einem Professor der Inland University in Lillehammer (Norwegen) überwacht, der mittlerweile für das UCI-Team Q36.5 tätig ist. Quellen berichteten, dass einige Fahrer zu diesem Zeitpunkt kein Höhentraining absolvierten und einer von ihnen während der Einheiten über Übelkeit und Atemprobleme klagte.
Zwischen Forschung und Ethik
Das Eingeständnis von INEOS hat eine breitere Debatte im Profiradsport ausgelöst – über Ethik, Fairness und die potenziell leistungssteigernde Wirkung der CO-Rückatmung. Ursprünglich wurde die Methode in den 1980er Jahren zur Messung der Gesamthämoglobinmasse (Hb-Masse) entwickelt, um physiologische Werte präzise zu bestimmen.
Heute steht sie unter Verdacht, durch wiederholte Anwendung die Erythropoese – also die Bildung roter Blutkörperchen – zu stimulieren und damit ähnliche Anpassungseffekte wie ein Höhentraining hervorzurufen. Das könnte Sportlern einen unzulässigen Vorteil verschaffen.
Strengere Regeln und bevorstehendes Verbot
Die WADA hat die nicht-diagnostische Anwendung der Kohlenmonoxid-Inhalation bereits in die Liste der verbotenen Methoden für 2026 aufgenommen. Laut der Behörde kann die Technik unter bestimmten Bedingungen eine künstliche Hypoxie auslösen und die Produktion von Erythropoetin (EPO) steigern.
Die UCI verbietet schon jetzt wiederholte Anwendungen und schreibt für alle diagnostischen Tests eine ärztliche Überwachung vor. Damit will der Verband sicherstellen, dass wissenschaftliche Untersuchungen klar von möglichen Leistungsmanipulationen getrennt bleiben.