Groupama-FDJ: Sieben Jahre ohne Tour-Etappensieg – Marc Madiot bleibt ruhig

Radsport
Dienstag, 29 Juli 2025 um 14:30
madiot
Mit dem Abschluss der Tour de France 2025 hat Groupama-FDJ nun sieben Jahre ohne Etappensieg hinter sich. Seit 2019 wartet das französische Team vergeblich auf einen Tagessieg bei der Grande Boucle. Auch in diesem Sommer blieb der ersehnte Befreiungsschlag aus. Dennoch bleibt Teamchef Marc Madiot gelassen. Von Panikmache hält er wenig.
„Wenn man mit Gaudu Vierter oder Neunter wird, sind das immer noch respektable Ergebnisse“, sagte Madiot gegenüber Cyclism’Actu. „Es ist ein wenig zu einfach, unsere Tour auf null Etappensiege seit 2019 zu reduzieren.“

Zwischen Tradition und Fortschritt

Für ein Team mit so viel Tour-Historie wirken die letzten Jahre wie ein Stillstand. Doch Madiot versucht, den Fokus auf das größere Bild zu lenken: „Wir gehen unseren eigenen Weg, wir bauen auf, wir entwickeln uns weiter und versuchen, unsere Ressourcen effizient zu nutzen.“ Der französische Teamchef will nicht in das simple Schwarz-Weiß-Denken von Siegen oder Misserfolgen verfallen.

„Es fehlt das Quäntchen Glück“

Die größte Enttäuschung ereignete sich am vorletzten Tag der Tour. Groupama-FDJ kämpfte um den Etappensieg, doch auf den letzten Kilometern zerplatzten die Hoffnungen. „Natürlich ist das frustrierend und enttäuschend, aber so ist der Radsport“, so Madiot. „Uns fehlte ein bisschen Glück – vor allem am Samstag.“
Auch Romain Grégoire, mit 22 Jahren einer der aufstrebenden Fahrer im Team, konnte die Lücke zur Weltspitze noch nicht ganz schließen. „Er ist auf einem guten Weg, aber wenn man gegen Pogacar oder Van der Poel antritt, fehlt noch ein kleiner Schritt“, erklärte Madiot. „Aber er macht Fortschritte. Wir müssen den eingeschlagenen Kurs weiterverfolgen.“

Madiots Bilanz: Ein gutes, aber kein außergewöhnliches Jahr

Die Tour selbst bewertete Madiot differenziert: „Ich habe zwei Wochen gesehen, die attraktiv, kraftvoll, sexy und spannend waren. In der letzten Woche ging es mehr um Kontrolle und Mäßigung – was aber unter den Umständen verständlich war.“ Für Madiot war es ein guter, wenn auch nicht überragender Tour-Jahrgang: „Man kann von den Fahrern nicht das Unmögliche verlangen, und das ist auch besser so.“

Van Aerts Triumph auf den Champs-Élysées: „Ein Zeichen des Schicksals“

Großes Lob fand Madiot für Wout van Aert, der auf der Schlussetappe in Paris triumphierte. Der Belgier hatte am letzten Anstieg zum Montmartre Tadej Pogacar distanziert und sich den Etappensieg gesichert. „Ich habe große Bewunderung für ihn“, sagte Madiot. „Er steht immer im Schatten von Van der Poel, aber er kommt aus schwierigen Zeiten zurück und hat sich heute auf der ganz großen Bühne belohnt. Das ist ein Zeichen des Schicksals. Ich bin voller Ehrfurcht.“
Dennoch zeigte sich Madiot auch kritisch gegenüber dem Format der letzten Etappe: „Es gab ein bisschen Zirkus, den ich nicht mag. Aber es war auch der Sieg dessen, was den Radsport im Kern ausmacht: Selbstverleugnung, Entschlossenheit, Erfahrung, Engagement. Das, was Van Aert gezeigt hat, ist der wahre Radsport.“

Realismus statt Träumerei: Madiots nüchterner Blick auf den Radsport

Der rote Faden in Madiots Aussagen bleibt seine realistische Sichtweise. „Das Ergebnis der Tour hängt von uns ab, aber nicht nur von uns. Es gibt immer Umstände und Widrigkeiten. Wir müssen objektiv bleiben – egal ob es gut läuft oder nicht – und ein Gleichgewicht finden.“
Mit Blick auf Tadej Pogacars vierten Tour-Titel äußert sich Madiot vorsichtig. Die Diskussion, ob der Slowene bald dem legendären Klub der fünfmaligen Sieger beitreten wird, hält er für verfrüht. „Viele Siege wurden schon vorausgesagt – denken Sie an Jan Ullrich, dem man mehrere Titel zugetraut hat. Er gewann am Ende nur einen. Beobachtung und Besonnenheit sind die richtigen Worte.“

Die Hoffnung ruht auf der nächsten Generation

Trotz des anhaltenden Drucks bleibt Madiot optimistisch. Groupama-FDJ setzt auf Kontinuität und Nachwuchsförderung. „Wir entwickeln die nächste Welle von Talenten. Es bringt nichts, in Hektik zu verfallen. Das ist ein Langzeitprojekt.“
Die Frage bleibt: Wann wird sich dieser geduldige Weg auszahlen?
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