„Geradezu peinlich“ – Michael Rasmussen zerlegt Vingegaards EM-Auftritt: „Er hat die Aufgabe nicht ernst genommen“

Radsport
Montag, 06 Oktober 2025 um 19:30
Jonas Vingegaard
Jonas Vingegaards lang erwartetes Debüt im dänischen Elite-Nationalteam bei den Europameisterschaften 2025 endete in einem sportlichen Desaster – und löste heftige Kritik aus. Besonders der frühere Tour-de-France-Bergkönig Michael Rasmussen fand deutliche Worte. In der Viaplay-Analyse bezeichnete er die Vorstellung des zweifachen Toursiegers als „geradezu peinlich“ und warf ihm vor, den nationalen Einsatz nicht ernst genommen zu haben.
„Was er gestern bei der Europameisterschaft abgeliefert hat, war peinlich anzusehen“, sagte Rasmussen. „Er hat die Aufgabe nicht ernst genommen, das ist offensichtlich. Es wirft kein gutes Licht auf ihn, denn es gibt viele Fahrer, die gerne die Gelegenheit gehabt hätten, dieses Rennen zu fahren.“

Früher Einbruch auf vertrautem Terrain

Bereits über 100 Kilometer vor dem Ziel fiel Vingegaard am Sonntag aus dem Hauptfeld zurück – auf einem hügeligen Parcours, der ihm eigentlich liegen sollte. Sobald das Tempo anzog, rutschte der Däne nach hinten durch und konnte den Anschluss nicht mehr herstellen. Kurz darauf stieg er aus. Damit setzte sich ein Trend fort: Seit Frühjahr 2022 hat Vingegaard kein Eintagesrennen mehr beendet.

„Er wusste, dass er nicht bereit war“

Nach dem Rennen versuchte der Vuelta-Sieger, seine schwache Leistung mit einem „schlechten Tag“ und einer zweiwöchigen Trainingspause zu erklären, die er nach der Spanien-Rundfahrt wegen Erschöpfung eingelegt hatte. Doch Rasmussen ließ diese Begründung nicht gelten: „Ich kann einfach nicht verstehen, wie er sagen kann, dass es ein schlechter Tag war. Er wusste genau, dass er nicht bereit war. Er hat selbst gesagt, dass er zwei Wochen lang nicht trainiert hat.“
Der frühere Radprofi ging noch weiter und nannte es „enorm naiv“, zu glauben, man könne nach einer so langen Pause auf diesem Niveau konkurrenzfähig sein.

Auch Bjarne Riis stellt sich gegen Vingegaard

Unterstützung bekam Rasmussen von einem weiteren prominenten Landsmann. Bjarne Riis stellte ebenfalls Vingegaards Vorbereitung infrage und meinte, der 28-Jährige habe „das Rennen nicht ernst genug genommen“. Gegenüber Feltet.dk erklärte Riis: „Er hätte sich zurückziehen sollen, so wie Michael Valgren vor den Weltmeisterschaften. Wenn man nicht bereit ist, schadet man sich und dem Team.“

Verband verteidigt seinen Star

Während die Ex-Profis scharf schossen, zeigte sich der dänische Radsportverband DCU deutlich milder. Nationaltrainer Michael Mørkøv und Elitesportdirektor Morten Bennekou betonten, dass Vingegaards Teilnahme trotz des enttäuschenden Verlaufs wertvoll gewesen sei.
„Es war eine große Freude, Jonas Vingegaard bei uns zu haben“, sagte Mørkøv. „Er hat einen enormen Beitrag geleistet – nicht nur sportlich, sondern auch als Vorbild für die jungen Fahrer. Ich bin sicher, dass er trotz des Rennverlaufs wertvolle Erfahrungen mitgenommen hat.“
Bennekou ergänzte: „Natürlich lief es überhaupt nicht nach Plan. Aber wir alle – er, das Team und wir als Verband – waren der Meinung, dass es den Versuch wert war.“

Blick nach vorn

Für den DCU bleibt Vingegaards EM-Premiere vor allem ein Schritt in einem längerfristigen Plan. Sowohl Bennekou als auch Mørkøv hoffen, dass der Tour-Sieger künftig regelmäßiger das Nationaltrikot tragen wird. Trotz des misslungenen Auftakts sehen sie seine Teilnahme als wichtigen symbolischen Moment: Es war schließlich Vingegaards erster Start überhaupt für Dänemarks Elite-Straßenteam – ein Debüt, das sportlich verpatzt, aber für die Zukunft noch nicht verloren ist.
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