„Foré ist besser ausgebildet als sein Vorgänger“ – Warum das Erbe des Wolfpack auch nach Lefeveres Abschied weiterbesteht

Radsport
Mittwoch, 19 November 2025 um 7:00
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Das Wolfpack wird ohne seinen langjährigen Anführer Patrick Lefevere zweifellos ein anderes Gesicht haben. Doch das bedeutet nicht, dass Soudal–Quick-Step in den kommenden Jahren an Strahlkraft verlieren muss. Der neue Teammanager Jurgen Foré verfolgt einen deutlich anderen, wesentlich analytischeren Ansatz. Ob diese nüchternere, berechnendere Führung in einer Ära, in der Leidenschaft allein nicht mehr genügt, letztlich erfolgreicher sein wird, bleibt abzuwarten.
Michel Wuyts eröffnet seine Analyse in HLN mit einer umfassenden Würdigung Lefeveres: „Er konnte Bilanzzahlen lesen, eine komplexe Fahrerschar führen, Italiener und Belgier unter einem Dach vereinen, eine langfristige Partnerschaft mit Quick-Step sichern und mit Zdenek Bakkala einen engagierten Mäzen gewinnen.“
Dann folgt der Aspekt, der Lefeveres Vermächtnis wirklich prägt: „Er war ein Gewinner. Über tausend Siege in drei Jahrzehnten – errungen, weil er seinem Instinkt vertraute.“
Für Wuyts ist klar: Lefevere war „ein Star neben seinen Champions“, und dieser Status verlieh ihm Freiheiten, die anderen Managern verwehrt geblieben wären. „Sam Bennett und Julian Alaphilippe öffentlich zurechtweisen? Ein Klacks. Am Interviewtisch mal flapsig stottern? Geschenkt – einem flamboyanten Schelm verzieh man vieles.“

Eine schwere Krone

Liest man die schier endlose Liste an Erfolgen, die Patrick Lefevere mit seinem Team eingefahren hat, wird schnell klar: Jede Nachfolge ist eine Bürde. Wer auch immer in seine Fußstapfen tritt, übernimmt ein Amt, das von Erwartungen beschwert ist, die sich realistisch kaum erfüllen lassen.
„Populär bei seiner Basis und der Maßstab aller Standards. Eine berechtigte Frage lautet: Gibt es ein Leben im Radsport nach Lefevere?“, wirft Wuyts ein.
Danach fiel die Aufgabe an Jurgen Foré – oder besser gesagt: „Streichen Sie dieses Wort. Dem Bill Clinton des Pelotons kann man nicht folgen. Ihn zu kopieren, wäre töricht. Anderer Manager, anderer Führungsstil. Foré ist besser ausgebildet als sein Vorgänger und bringt als Topmanager bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte eine breitere ökonomische Basis mit.“
Die Unterschiede zwischen beiden seien deutlich, sagt Wuyts. „Wo Lefevere die Kamera liebte, reagiert Foré bei Nachfragen mit Zurückhaltung. ‚Keine knackigen, saftigen One-Liner mehr – jetzt beginnt die Ära der Nüchternheit‘, kommentierte ein Experte bei seiner Ernennung.“ Und dennoch: Foré legte ein bemerkenswert starkes Debütjahr hin.
Patrick Lefevere scheute harte Worte gegenüber seinen größten Stars nicht
Patrick Lefevere wasn't one to go far for a harsh word towards his biggest stars
Das belgische Team fuhr auch unter neuer Leitung reichlich Siege ein. „Nach Forés erster Saison zähle ich 56 Erfolge, davon 54 bei den Profis. Ein fantastischer Ertrag fürs erste Jahr. Bemerkenswert: Keinen dieser Siege reklamiert er für sich. Foré hebt konsequent die Leistung der gesamten Mannschaft hervor“, analysiert Wuyts den Führungsstil des neuen Managers.
Auch die Transferpolitik Forés trifft aus Sicht des erfahrenen Journalisten den richtigen Ton. „Kann man eine Auszeichnung für eine solide Kaderplanung vergeben? Stuyven und Van Baarle unterstreichen die anhaltende Ambition; Rex und Dainese stärken den Sprintzug rund um Merlier und dessen Bezwinger Magnier. Und Foré hat weitere kluge Verstärkungen wie Van den Bossche, Cras und Zana verpflichtet.“
Selbst der Abgang von Remco Evenepoel, der das Team jahrelang geprägt hatte, wurde abgefedert. „Ohne ihn rückt der Fokus wieder stärker auf das verschlankte Frühjahr. Und Van Wilder wie auch Landa werden in den entscheidenden Rennphasen nicht abreißen lassen“, schließt Wuyts.
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