„Nein danke, Cav“ – Wie Mark Cavendish und Remco Evenepoel fast bei INEOS gelandet wären

Remco Evenepoel gilt als der Fahrer, der INEOS Grenadiers entgangen ist. Immer wieder hieß es, das britische Team habe versucht, den Belgier aus seinem Vertrag bei Soudal - Quick-Step herauszukaufen – bisher vergeblich. Laut Mark Cavendish war dies jedoch mehr als nur ein Gerücht. In seiner Autobiografie „Believe: Achieving the Impossible“ beschreibt der Brite, wie sich diese Episode genau zu dem Zeitpunkt abspielte, als er Ende 2022 selbst versuchte, bei INEOS anzuheuern.

Cavendish schildert in seinem Buch die turbulente Phase nach seinem Abschied von Soudal - Quick-Step. Eigentlich sollte er zum Team B&B Hotels wechseln, doch das französische Projekt platzte im November 2022, kurz nach seiner Vertragsunterzeichnung. Für den damals 37-Jährigen war das ein schwerer Rückschlag – ihm fehlte nur noch ein Etappensieg, um den Tour-de-France-Rekord zu brechen. In dieser Situation nahm er Kontakt zu mehreren Teams auf, darunter auch INEOS Grenadiers.

„Nachdem das B&B-Schiff gesunken war, erhielt ich einen Anruf von Rod (Ellingworth, damals im Management von INEOS). Sie arbeiteten an etwas Großem – einem Deal, der das Budget sprengen würde. Aber es war unsicher, ob es klappen würde. Wenn nicht, gäbe es vielleicht Platz für mich. Ich musste Rod nicht fragen, was das ‚große Ding‘ war – es ging um Remco Evenepoel“, schreibt Cavendish.

Doch der spektakuläre Transfer scheiterte. „Solche Deals waren im Radsport selten, weil sie teuer und kompliziert waren. Und da ich Patrick Lefevere kannte, der seine Zustimmung geben musste, wusste ich, dass es fast unmöglich war. Aber im Radsport, wie überall sonst auch, sprach das Geld“, so Cavendish weiter.

Für Cavendish selbst führte der Weg schließlich nicht zu INEOS, sondern zu Astana Qazaqstan Team, wo er 2024 mit seinem historischen Tour-de-France-Etappensieg endgültig Radsportgeschichte schrieb. INEOS hingegen verzichtete auf eine Verpflichtung des Manxman – und blieb auch ohne Evenepoel ohne klaren Tour-Sieg-Kandidaten.

Cavendish berichtet von seinem Kontakt zur Teamleitung: „Rod sagte, er wisse in ein paar Tagen mehr. Ich wurde unruhig und schlug vor, eine Präsentation für ihn und Dave Brailsford zu erstellen. Rod bestätigte, dass Dave das letzte Wort habe, also tat ich es.“

Der Brite arbeitete fast eine Woche an seiner Präsentation – doch die Antwort ließ auf sich warten. „Brailsford brauchte etwa genauso lange, um über Rod zu antworten. Die Nachricht lautete kurz und knapp: ‚Nein danke, Cav‘“, erinnert sich Cavendish. Sein Fazit: „INEOS Grenadiers verpflichtete Mark Cavendish nicht – und Remco Evenepoel auch nicht.“