Mark Cavendish war im Radsport nie eine unumstrittene Figur. In seinem neuen Buch „Believing the Impossible“ („An das Unmögliche glauben“) blickt der Brite auf seine turbulente Zeit bei
Soudal - Quick-Step zurück – geprägt von einem spektakulären Comeback und einer zerrütteten Beziehung zu Teamchef
Patrick Lefevere.
Nach über einem Jahrzehnt voller Tour-de-France-Siege suchte Cavendish Ende 2019 den letzten großen Triumph: den alleinigen Etappensieg-Rekord. Doch sein Wechsel von Dimension Data zu Bahrain - Victorious brachte den Absturz. Ein Jahr ohne Resultate, dazu die Diagnose des Epstein-Barr-Virus – der Manxman stand vor dem Karriereende. Ende 2020 schien die Hoffnung auf einen WorldTour-Vertrag oder gar eine Tour-Teilnahme endgültig verloren.
Vom Karriereende zum Märchen-Comeback
Dann kam die Wende: Soudal - Quick-Step bot Cavendish dank Lefevere einen letzten Vertrag an. Nach überstandener Krankheit fand der Sprinter zu alter Stärke zurück. 2021 gewann er vier Etappen bei der Tour de France und egalisierte mit 34 Erfolgen den legendären Rekord von Eddy Merckx. Ein Comeback, das wie aus einem Drehbuch schien.
Doch die Euphorie wich schnell Ernüchterung. Trotz seiner Siege erhielt Cavendish zwar eine Vertragsverlängerung, wurde jedoch 2022 nicht für die Tour de France nominiert – das Rennen, das seine Karriere definierte. Stattdessen setzte Lefevere auf Fabio Jakobsen, der nach seinem schweren Sturz bei der Tour de Pologne 2020 seine eigene emotionale Rückkehr feierte.
„Er hat mich einfach verarscht“ – Streit um Geld und Loyalität
Wie Het Nieuwsblad berichtet, beschreibt Cavendish in seinem Buch, dass er sich von Lefevere finanziell betrogen fühlte. „Er hat mich einfach verarscht, so fühlte es sich an“, schreibt der Brite. Laut Cavendish blieben nach der Tour 2021 konkrete Vertragsangebote aus, und seine Prämien seien nicht vom Team, sondern vom Ausrüster Specialized bezahlt worden.
Die unklare Zukunft und das Schweigen seines Teamchefs führten zu Spannungen – und offenbar zu tiefer Enttäuschung. Lefevere reagierte nach Erscheinen der Buchauszüge prompt: „Ich finde es bedauerlich, was Mark schreibt. Ich habe ihn damals aus dem Schlamassel geholt und ihm einen Vertrag gegeben, als ihn niemand mehr wollte. Jetzt haben wir das. Undankbarkeit ist offensichtlich der Lohn der Welt.“
Vom Rauswurf zum Rekord
Cavendishs Zeit bei Quick-Step endete abrupt – ohne die Tour-Teilnahme, die ihm wohl den alleinigen Rekord beschert hätte. Doch die Geschichte fand doch noch ihr Happy End: 2024 gelang ihm mit Astana der historische 35. Etappensieg bei der Tour de France. Damit krönte er seine Karriere als erfolgreichster Sprinter der Tour-Geschichte – und bewies endgültig, dass man an das Unmögliche glauben kann.