„Er kann nicht klettern, nicht sprinten, nicht im Zeitfahren bestehen“: De Vlaemincks hartes Urteil über van der Poel

Radsport
Freitag, 14 November 2025 um 23:06
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Roger De Vlaeminck, einer der prägendsten Klassikerfahrer der Radsportgeschichte, ist für seine ungeschönten Urteile bekannt. In einem seiner jüngsten Interviews sorgte vor allem eine Bemerkung für Schlagzeilen: sein Vergleich zwischen Tadej Pogacar und Eddy Merckx – mit dem Kernsatz, Pogacar sei kein neuer Merckx. Mit dieser Klarstellung stellte De Vlaeminck sich bewusst gegen den Hype, der Pogacar bereits auf eine Stufe mit der belgischen Ikone hebt. Weil diese Aussage die Aufmerksamkeit dominierte, geriet ein zweites, noch schärferes Zitat fast in den Hintergrund – seine gnadenlose Analyse von Mathieu van der Poel: „Er kann nicht klettern, er kann nicht sprinten, er kann nicht im Zeitfahren bestehen… es bleibt nicht viel übrig, hé.“ Gerade diese Aussage zeigt viel deutlicher, wie streng De Vlaeminck die moderne Generation bewertet.

Ein Klassikerheld mit kompromisslosen Maßstäben

Roger De Vlaeminck verkörpert eine Epoche, in der Vielseitigkeit als höchste Tugend galt. Er gewann Paris–Roubaix viermal, siegte in allen fünf Monumenten und war berüchtigt für seine Fähigkeit, in jedem Terrain konkurrenzfähig zu sein. Wer aus dieser Tradition kommt, misst heutige Fahrer an einem fast unmöglichen Ideal: Stärke im Sprint, Kraft im Zeitfahren, Zähigkeit im Gebirge – und die Fähigkeit, alle Rennen zu dominieren.

De Vlaemincks harte Analyse von Van der Poel

Im selben Interview zog er eine klare Linie zwischen dem, was er einen „kompletten Rennfahrer“ nennt, und dem, was van der Poel für ihn verkörpert. Seine Bewertung fiel schonungslos aus:
  • Kein Kletterer – in langen Anstiegen nicht konkurrenzfähig.
  • Kein Sprinter – im Massensprint nicht auf Weltklasseniveau.
  • Kein Zeitfahrer – nicht stark genug für entscheidende Solo-Leistungen.
In De Vlaemincks Sichtweise ergibt sich daraus ein klares Bild: van der Poel ist spektakulär, explosiv, technisch brillant – aber nicht universell genug, um in die Königskategorie der Allrounder aufzusteigen.

Zwei Generationen, zwei Definitionen von Größe

Der Kontrast zwischen Erst- und Zweitsatz im Interview markiert den Kern von De Vlaemincks Haltung. Pogacar und Merckx gelten ihm nicht als Fahrer, die alle Facetten des Sports gleichermaßen beherrschen – vielmehr betont er ausdrücklich, dass Pogacar kein neuer Merckx ist. Van der Poel hingegen sieht er als modernen Spezialisten: überragend in klassischen Eintagesrennen, im Cyclocross oder in explosiven Situationen, aber begrenzt in den Disziplinen, die für De Vlaeminck wahre Größe ausmachen.
Diese Kollision zwischen alter und neuer Definition des Radsports prägt seine Aussagen. Was heute als Spezialisierung gilt, erscheint ihm als Unvollständigkeit.
Dass van der Poel in diesem Interview eigentlich die schärfere Kritik abbekam, wurde durch die Debatte um Pogacar und Merckx überblendet. Doch gerade das wiederentdeckte Zitat zeigt, wie konsequent De Vlaeminck seine Linie verfolgt: Für ihn zählt nicht die spektakuläre Attacke, nicht der medienwirksame Solo-Sieg, nicht der Cross-Triumph – sondern die universelle Beherrschung aller Rennsituationen.
Roger De Vlaeminck bleibt seiner Haltung treu: Nur Fahrer, die in jeder Disziplin brillieren, verdienen den Status eines allzeit Großen. Pogacar und Merckx kommen diesem Ideal am nächsten. Van der Poel hingegen, trotz seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, erfüllt für ihn nicht das Kriterium des vollständigen Rennfahrers. Dass gerade dieser Punkt im Schatten des Pogacar-Vergleichs verschwand, zeigt, wie unterschiedlich Zitate in der öffentlichen Wahrnehmung einschlagen – und wie viel tiefer De Vlaemincks Kritik tatsächlich reicht.
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