Der Frauenradsport gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung – eine Entwicklung, die sich in der vergangenen Straßensaison deutlich zeigte. Die Tour de France Femmes verzeichnete hohe Zuschauerzahlen; der vielbeachtete Zweikampf zwischen Pauline Ferrand-Prévot und Demi Vollering begeisterte Fans rund um den Globus. Dieser Aufschwung könnte mehr junge Frauen für den Sport begeistern. Doch laut
Cat Ferguson bestehen weiterhin grundlegende Probleme.
Der Nachwuchsstar des Movistar Teams war kürzlich im The Domestique Hotseat zu Gast und nutzte die Plattform für eine deutliche Warnung. Ihrer Ansicht nach müsse der aktuelle Boom genutzt werden – vor allem durch mehr Investitionen in die Entwicklung junger Fahrerinnen. Denn genau dort mangele es derzeit massiv an finanziellen Mitteln.
„Im Moment gibt es nicht genug Geld, um im Frauenradsport eine wirklich gute U23-Struktur aufzubauen“, erklärte Ferguson. „Ich habe das Gefühl, es gibt einen kleinen Hype um die Juniorinnen. Wenn man es nicht direkt aus der Juniorinnenklasse in die WorldTour schafft, denken manche: Das war’s, ich werde nie Profi.“
Diese Denkweise sei fatal: „Mit 18 verlässt man die Juniorinnen – natürlich ist es da nicht vorbei. Aber es gibt keine klar definierten Stufen oder Beispiele von Fahrerinnen, die ein starkes U23-Programm durchlaufen, viele U23-Rennen fahren und nicht sofort in WorldTour-Rennen geworfen werden, nur weil sie in einem U23-Team sind.“
Eine solide U23-Struktur sei entscheidend für die Entwicklung der nächsten Generation und für eine breitere Teilnahme am Sport, betont Ferguson. „Genau daran müssen wir jetzt arbeiten. Und hoffentlich sind es vor allem die WorldTour-Teams, die hier vorangehen. Ich denke, von ihnen muss die Veränderung ausgehen.“
Cat Ferguson ist eine der Stars des Frauenradsports im Alter von 19 Jahren
Die 19-Jährige gehört zu jener Generation von Fahrerinnen, die bereits in ihrer ersten Straßensaison ins kalte Wasser geworfen wurde. Im Gegensatz zu manchen, die mit diesem schnellen Übergang kämpfen, zeigte Ferguson ihr Talent jedoch sofort: 2025 feierte sie einen Etappensieg und den zweiten Gesamtrang bei der heimischen Tour of Britain – ergänzt durch weitere starke Resultate.
Doch nicht jedes Nachwuchstalent ist bereit, direkt nach der Juniorinnenklasse auf höchstem Niveau zu liefern. Viele benötigen eine sorgfältigere, stufenweise Entwicklung. Genau deshalb ist die U23-Ebene als Zwischenschritt im Frauenradsport so entscheidend – so, wie es im Männerradsport seit Jahrzehnten etabliert ist.
Ein Vorschlag als Lösung
So hat etwa Natascha Knaven den Ouden, Gründerin des NXTG Racing Teams, die Einrichtung einer europäischen Entwicklungsliga im Frauenradsport gefordert, um der aktuellen Schieflage entgegenzuwirken.
„Solange es keinen soliden Kalender europäischer Continental-Rennen gibt, wird die Talententwicklung stagnieren. Ein Gehalt bedeutet nichts, wenn es keine Rennen gibt, an denen man teilnehmen kann“,
erklärte Knaven den Ouden in einem Beitrag auf LinkedIn.
„Die Fahrerinnen sind da. Die Rennen sind da. Die Organisatoren sind da. Es fehlt eine Struktur, die alles verbindet“, fasste die Teamchefin das Kernproblem zusammen.