Ein Berg der Legenden – Kehrt La Planche des Belles Filles 2026 zurück ins Tour-Programm?

Der sagenumwobene Anstieg La Planche des Belles Filles könnte schon bald wieder eine Hauptrolle bei der Tour de France spielen. Laut einem Bericht der französischen Zeitung L’Est Républicain steht der kurze, aber extrem anspruchsvolle Berg für die Ausgabe 2026 im Fokus der Organisatoren. Offiziell bestätigt wird die Strecke allerdings erst am 23. Oktober, wenn ASO die Route vorstellt.

Die Gerüchte sorgen dennoch bereits für Aufsehen, denn angeblich soll La Planche gemeinsam mit der legendären Alpe d’Huez Teil der Frankreich-Rundfahrt werden. Damit würde eine Kombination ins Rennen rücken, die sowohl historische Bedeutung als auch sportliches Spektakel verspricht. Bis zur Bestätigung bleibt Raum für Spekulationen – und für Erinnerungen an die dramatischen Momente, die sich an diesem Anstieg schon abgespielt haben.

Mit gerade einmal 5,9 Kilometern Länge klingt La Planche des Belles Filles auf dem Papier harmlos. Doch die durchschnittliche Steigung von 8,5 Prozent macht die Rampe zu einer der brutalsten Prüfungen der modernen Tour-Geschichte. 2012 feierte der Berg seine Premiere – und sofort schrieb er Geschichte.

An jenem Tag setzte sich Chris Froome durch, während Teamchef Bradley Wiggins das Gelbe Trikot verteidigte. Es war der Moment, in dem die Radsportwelt zum ersten Mal den Eindruck gewann, dass Froome mehr als ein Edeldomestik sein könnte. Seine Attacke leitete eine neue Ära der Sky-Dominanz ein, die den Radsport bis weit über die Mitte des Jahrzehnts prägen sollte.

2014 kehrte die Tour zurück – diesmal triumphierte Vincenzo Nibali. Der Sizilianer gewann nicht nur die Etappe, sondern festigte früh seine Kontrolle über die Gesamtwertung. Sein Sieg auf diesem Anstieg war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu seinem Gesamtsieg in Paris.

Unvergessen bleibt jedoch die Tour 2020. Auf der vorletzten Etappe, einem Bergzeitfahren nach La Planche des Belles Filles, drehte Tadej Pogacar den gesamten Rennverlauf. Er entriss seinem Landsmann Primož Roglič das Gelbe Trikot in einem der spektakulärsten Dramen der Tour-Geschichte. Pogacars Leistung gilt bis heute als einer der größten Coups der Sportwelt – weit über den Radsport hinaus.

Auch 2022 bot der Anstieg ein Spektakel. Dieses Mal trat die „Super Planche“ ins Rampenlicht, eine verlängerte Version mit Schotterabschnitt. Dort lieferten sich Pogacar und Jonas Vingegaard ein packendes Duell, das der Slowene knapp für sich entschied. Der Schotteranstieg verlieh dem Finale einen epischen Charakter und zeigte eindrucksvoll, wie sehr dieser Berg Taktik, Kraft und Nerven gleichermaßen fordert.

Die Bedeutung von La Planche reicht inzwischen über die Tour hinaus. Im Sommer 2025 wurde der Ort sogar als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2030 ins Gespräch gebracht – mit der Idee, Cyclocross als neue Disziplin einzuführen. Koordinator Jean-Pierre Lefèvre betonte die Nähe zu Belgien und den Niederlanden, wo Cyclocross eine große Tradition hat. „Es wird ein großes Fest“, versprach er.

Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, reiht sich La Planche des Belles Filles endgültig in die Liste der großen Tour-Klassiker ein. Ähnlich wie der Col de la Loze hat der Berg in den vergangenen 15 Jahren mehrfach bewiesen, dass er über Etappensiege hinaus entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der Gesamtwertung haben kann.

Von Froomes Durchbruch 2012, über Nibalis Triumph 2014, bis hin zu Pogacars Wunder 2020 und dem Duell mit Vingegaard 2022 – dieser Gipfel hat die moderne Radsportgeschichte geprägt wie kaum ein anderer. Sollte er 2026 tatsächlich zurückkehren, ist eines sicher: Auch die kommende Generation von Tour-Helden wird hier auf die Probe gestellt.

Bis zur offiziellen Präsentation im Oktober bleibt der Mythos bestehen – und die Vorfreude auf ein mögliches Wiedersehen wächst von Tag zu Tag.